Fasnächtler durch und durch
11.03.2025 MuriEin Urgestein der Fasnacht
24 Jahre lang organisierte Simon Waltenspühl die Murianer Fasnacht mit
Der Umzug als grosser Abschluss. So, wie Simon Waltenspühl es sich wünschte. 24 Jahre war er Teil des Adelburger Stadtrats und ...
Ein Urgestein der Fasnacht
24 Jahre lang organisierte Simon Waltenspühl die Murianer Fasnacht mit
Der Umzug als grosser Abschluss. So, wie Simon Waltenspühl es sich wünschte. 24 Jahre war er Teil des Adelburger Stadtrats und prägte die Fasnacht mit.
Annemarie Keusch
Er organisiert. Immer und immer wieder. Er sucht Ideen, spinnt Netzwerke, steht hin. Kurzum: Er lebt die Fasnacht. Und das schon sein ganzes Leben lang. Als Kind nahm er an der Kinder-Réunion teil, 14 Jahre lang gehörte er zur Gängelimusig und die letzten 24 Jahre zur Fasnachtsgesellschaft Muri-Adelburg. Warum? «Weil ich die Fasnacht einfach gernhabe», sagt Simon Waltenspühl. Diese Zeit, in der die Menschen ausgelassener sind. In der alles bunter ist. Zehn Jahre lang gestaltete er diese Zeit als Schultheiss mit. Nun ist Schluss. Die vergangene Fasnacht war seine letzte. «Natürlich, etwas Wehmut war dabei», gibt Simon Waltenspühl zu. Aber auch Vorfreude, die Fasnacht künftig mit weniger Verpflichtungen freier geniessen zu können. Denn für Waltenspühl ist klar: «Mein Abschied als Schultheiss heisst nicht, dass ich der Fasnacht den Rücken kehre.»
Simon Waltenspühl ist eines der Urgesteine der Murianer Fasnacht. Vieles hat er in den letzten Jahren mitlanciert und geprägt. Zuletzt war er Co-OK-Präsident des grossen Fasnachtsumzuges. «Mit einer solch tollen Fasnacht abschliessen zu können, das ist einmalig.» Dass er mit «Leib und Seele» Fasnächtler ist, sagt nicht nur Waltenspühl selber, sondern so beschreiben ihn auch Weggefährten, die ihn als Mitorganisator der Murianer Fasnacht ganz sicher vermissen werden.
Simon Waltenspühl prägte die Murianer Fasnacht in den letzten Jahren wie wenig andere
24 Jahre im Stadtrat, ein Jahrzehnt Schultheiss. Hinzu kommen zig Engagements in OKs, etwa für die grossen Fasnachtsumzüge. Simon Waltenspühl spricht über seine letzte Fasnacht als Schultheiss und seine Weggefährten erzählen von den vielen Spuren, die er hinterlässt.
Annemarie Keusch
Ein veritables Feuerwerk zum Abschluss. Grösser hätte die Fasnacht in Muri nicht sein können. «Monster» und Umzug in einem Jahr. Hinzu ein bunter Chappe-Obig, ein neu gestalteter Startschuss, der vielfältige Schmutzige Donnerstag, der Ki-Fa-Ball mit vielen kreativen kleinen Sujetwagen. «Es war eine Fasnacht für die Geschichtsbücher», fasst es Simon Waltenspühl zusammen. Viele der Höhepunkte hat er mitorganisiert. Am «Monster» sass er in der Jury, für die Wiener Réunion wirtete er im «Rütli» mit. «Ja, es gab sie. Die Momente, in denen die Wehmut aufkam», sagt er. Gerade dann, wenn die Kinderaugen besonders leuchteten, wenn die Fasnacht ausgiebig gefeiert wurde. Simon Waltenspühl erinnert sich an viele solcher Momente. «Das war auch mein Ziel. Diese letzte Fasnacht intensiv zu erleben und vor allem zu geniessen.»
Und dieses Ziel hat er erreicht. «Ich habe Spass gehabt», fasst Waltenspühl zusammen. Dass er nach dieser Fasnacht kürzertreten will, kündete er schon vor Monaten an. «Die Zeit ist reif dafür.» 24 Jahre ist es her, dass er in den Stadtrat von Muri-Adelburg gewählt wurde, die letzten zehn Jahre präsidierte er die Gesellschaft als Schultheiss. «Ich mag es, wenn etwas läuft, und ich organisiere gern», begründet er sein Engagement. Und die Fasnacht, sie ist ihm dabei besonders wichtig. «Weil es ein riesiges Kulturgut ist, im Freiamt ganz speziell.» Dass er Schultheiss werden würde, daran hat Waltenspühl anfangs gar nicht gedacht. Warum er dann vor zehn Jahren zusagte? «Das ist doch ein Ehrenamt.» Schliesslich sei er Egger, die Adelburger also seine fasnächtliche Heimat.
Monolith, Sphinx und Rakete
In seiner Zeit als Stadtrat ist einiges passiert. Das Waldfest findet nicht mehr bei der Maiholz-Hütte statt, die Gesellschaft hat eine neue Fahne und neue Ornate. Und sie hat Jahr für Jahr ihre Kreativität bewiesen. Waltenspühl erinnert sich an einen sechs Kubikmeter grossen Monolith, den der Stadtrat baute, an eine zwölf Meter hohe Rakete, an eine acht Meter lange Sphinx-Figur. «Nicht selten kamen die Ideen von mir. Das Gestalterische machte mir Freude.» Diese Freude gab er immer wieder auch im Umzugs-OK mit ein. Und auch nach dem Rücktritt aus dem Stadtrat organisiert und gestaltet Simon Waltenspühl weiter – im neuen Verein, der die Bundesfeier erneuert, in der Männerriege.
Waltenspühls Rücktritt hinterlässt eine Lücke – in der Murianer Fasnacht, vor allem aber bei den Adelburgern. «Ja, ich hatte Angst, dass unsere lange Geschichte bald nicht mehr weitergeht», gibt er zu. Dass er die Verjüngung im Vorstand nicht geschafft habe, bezeichnet er denn auch als seine grösste Niederlage. Eine Infoveranstaltung vor der Fasnacht war sein letzter Versuch. Und er griff. Gestern Montag war Hirsmontagversammlung, neue Stadträte und zwei neue Co-Schultheissen wurden gewählt. «Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich wünsche mir sehr, dass die Geschichte dank neuen Ideen weitergeschrieben wird.» Dass er sein enormes Wissen weitergibt, steht für Waltenspühl ausser Frage, auch dass er hie und da bei Anlässen hilft. Und er betont: «Ich kehre der Fasnacht sicher nicht den Rücken zu.» Er freue sich, die fünfte Jahreszeit künftig freier erleben zu können – vielleicht mit einer Schnitzelbank an der Réunion, vielleicht beim Wagenbau, vielleicht an Anlässen auch in umliegenden Gemeinden. Und im Hinblick auf den 3. März 2030, das noch provisorische Datum für den nächsten grossen Umzug in Muri – ist er wieder dabei im OK? Simon Waltenspühl lacht. «Ich sage noch nicht Nein.»
Viele anerkennende Worte
Als einen, der nicht Nein sagt, wenn es um die Fasnacht geht, beschreiben ihn auch seine Weggefährten. Gregi Kuhn zum Beispiel ist Gängeli-Urgestein und Teil der Kleinformation Blächreiz. «Simon war immer präsent, mit Leib und Seele an der Fasnacht.» Als gesellig, fröhlich, kontaktfreudig, hilfsbereit, konstant und ausdauernd beschreibt er ihn. Und Kuhn sagt: «Simon macht die besten Kafi Chrüter im ganzen Freiamt.»
Viele anerkennende Worte hat auch Katja Fahler, Schultheissin Hohenwien-Wissenburg, für Waltenspühl übrig. «Er hatte immer viele Ideen. Teils waren sie unkonventionell, aber genau das macht die Fasnacht aus. Ich staune immer über seine Energie und darüber, mit wie wenig Schlaf er auszukommen scheint.» Waltenspühl sei eine wichtige Konstante in den Vereinigten Fasnachtsgesellschaften. «Er wird mir fehlen.» Ähnlich tönt es bei René Neiger, Schultheiss Muri-Neuenburg. «Er war und ist ein Macher und stets offen für neue Ideen.» Die beiden arbeiteten bei den letzten Umzügen, aber auch bei vielen weiteren Anlässen jahrelang eng zusammen. «Wie ein altes Ehepaar. Unsere Spezialität: Feuerwehrübungen», sagt Neiger.
Jüngste Fasnächtler waren ihm immer wichtig
Geschichten gäbe es über Simon Waltenspühl ganz viele zu erzählen. «Er hat die Fasnacht in den letzten Jahrzehnten geprägt wie wohl niemand sonst», sagen Marc Nater und Daniela Schweizer, Co-Schultheissen Muri-Wien. Er sei ein Fasnächtler durch und durch, dem es immer ein grosses Anliegen war, die jüngsten Fasnächtler zu begeistern. Die beiden blicken auf viele gemütliche Stunden mit Simon Waltenspühl zurück. «Wir haben zusammen viel erlebt und sind dafür sehr dankbar.»
Dann darf er auch mal an der Réunion einschlafen
Die Dankbarkeit ist auch seitens des Stadtrats von Muri-Adelburg zu spüren. «Er lebte für die Fasnacht», fasst Stadtrat Kurt Küng sein grosses Engagement zusammen. Und er scheut sich nicht, eine der vielen Geschichten zu erzählen, die es rund um den langjährigen Schultheiss gibt. «Bei uns an der Réunion ist er auch schon eingeschlafen.» Ein wenig Schlaf brauchen eben auch die Fasnachts-Urgesteine.