Favoritenschreck Nietlisbach
24.10.2025 Sport, Eishockey3. Liga: Joel Nietlisbach vor dem Derby Fischbach-Göslikon – Wohlen Freiamt (So, 17.15 Uhr, Eisbahn Wohlen)
Die Freiämter Eishockeyderbys sind seit mehreren Jahren eine einseitige Angelegenheit. Das will der HC Wohlen Freiamt übermorgen Sonntag ...
3. Liga: Joel Nietlisbach vor dem Derby Fischbach-Göslikon – Wohlen Freiamt (So, 17.15 Uhr, Eisbahn Wohlen)
Die Freiämter Eishockeyderbys sind seit mehreren Jahren eine einseitige Angelegenheit. Das will der HC Wohlen Freiamt übermorgen Sonntag ändern. Dank eines Neuzugangs könnte den «Huskies» das gelingen.
Josip Lasic
Joel Nietlisbach ist zurück im Freiamt. Der 41-Jährige aus Hermetschwil-Staffeln spielte die letzten zwei Jahre bei Urdorf in der 2. Liga. «Ich bin dankbar, dass ich in meinem Alter noch auf diesem Level spielen durfte und regelmässig zum Einsatz kam. Aus beruflichen und privaten Gründen wollte ich aber sportlich einen Gang zurückschalten. Ich wollte näher an meinem Wohnort trainieren und am Wochenende auch nicht mehr an Spiele ins Tessin reisen müssen.»
Er hatte die Wahl zwischen dem HC Wohlen Freiamt und dem HC Fischbach-Göslikon. In beiden Vereinen war er bereits Spielertrainer: in Wohlen von 2013 bis 2015 und bei Fischbach-Göslikon von 2019 bis 2022. Er entschied sich für die «Huskies». Ein Grund war Trainer Patrick Siegwart.
Mit ihm stand der ehemalige Junioren-Nationalspieler von 2007 bis 2010 beim EHC Aarau in der 1. Liga im Kader. «Ausserdem spielt mein Sohn in der U16 des HC Wohlen Freiamt. Ich träume davon, dass er in den nächsten Jahren den Sprung in die erste Mannschaft schafft und wir gemeinsam auf dem Eis stehen können. Und die sportliche Herausforderung ist bei Wohlen grösser. Die brauche ich nach wie vor.»
Fi-Gö ist aktuell die Nummer eins in der Region
Fi-Gö hat das grössere und stärker besetzte Kader. Vor drei Jahren folgte Michel Simmen auf Joel Nietlisbach als Spielertrainer der «Indianer». Er kam von den Argovia Stars aus der 1. Liga und brachte mehrere Teamkollegen mit. Seitdem ist Fischbach-Göslikon die klare Nummer eins im Freiamt. In dieser Zeit war Fi-Gö jedes Jahr in den Play-offs vertreten und wurde zweimal Meister der 3. Liga Zentralschweiz, zuletzt im letzten Jahr. Im ersten Jahr unter Simmen war Nietlisbach noch Teil des Fi-Gö-Kaders und feierte einen der beiden Titel mit. «Spannend wurde es erst in Richtung Play-offs und Titelkampf. Zuvor waren wir fast schon zu dominant», sagt Nietlisbach. «Es reizt mich nicht, gefühlt jedes Spiel mit 10:0 zu gewinnen.» Dieses Szenario wird er bei Fi-Gös Lokalrivalen aktuell nicht erleben. Der HC Wohlen Freiamt stand zuletzt vor vier Jahren in den Play-offs. Die «Huskies» beendeten die letzten drei Meisterschaften zweimal auf Rang 5 und einmal auf Rang 4. Die Ergebnisse der Direktbegegnungen sprechen eine klare Sprache: 6:0, 11:3, 4:1, 8:0, 4:3, 8:1. Es waren teils überdeutliche Siege für Fi-Gö.
Historischer Erfolg für Fi-Gö unter Nietlisbach
Das war nicht immer so. Bevor Simmen zu Fi-Gö kam, waren die Freiämter Derbys nicht viel spannender. Der Unterschied: Die absolute Dominanz lag bei Wohlen. Zwischen der Saison 2013/14 und 2021/2022 – in dieser Zeit spielten die beiden Freiämter Teams durchgehend in der selben Liga – gab es 16 Wohler Siege in den Direktduellen. Allerdings auch einen ganz besonderen Erfolg für Fi-Gö.
Am 17. Oktober 2020 feierten die «Indianer» mit einem 4:3 nach Verlängerung einen historischen Sieg. Am 22.
Januar 2012 gewann Fi-Gö gegen Wohlens zweite Mannschaft mit 7:6. An den letzten Sieg gegen das Fanionteam erinnert sich kaum jemand. Martin Jordi, Präsident des HC Fischbach-Göslikon, sagte damals gegenüber dieser Zeitung: «Das muss irgendwann in den 1980er-Jahren gewesen sein.» Nietlisbach war damals Spielertrainer der «Indianer». Vor ihm waren sie lange der Prügelknabe der Liga. Mit dem Hermetschwil-Staffler als Spielertrainer kann sich Fi-Gö auch gegen andere Gegner der Gruppe behaupten oder zumindest teurer verkaufen als in den Jahren zuvor. «Ohne Joel hätte Fischbach-Göslikon dieses Niveau nicht erreicht», sagte Wohlen-Trainer Siegwart damals.
Beide Teams mit Auftaktsiegen
Das nächste Derby folgt übermorgen Sonntag, 17.15 Uhr. Jetzt hat Siegwart Joel Nietlisbach in seinem Team. Die Wohler hoffen, dass der Routinier wieder der Gamechanger sein kann, der den Favoriten stürzt. Diesmal zu ihren Gunsten. «Aus dem Spiel damals lässt sich nichts ableiten. Die Voraussetzungen sind ganz andere», sagt Nietlisbach. «Wir sind Aussenseiter. Alles andere wäre herbeigeträumt. Es muss schon viel für uns laufen, damit wir gewinnen.»
Das Leistungsgefälle zwischen den Freiämter Teams ist aber deutlich kleiner im Vergleich zu damals, als Nietlisbach mit Fi-Gö die Sensation gelungen ist. In der bisher noch jungen Saison konnten sowohl die «Huskies» als auch die «Indianer» ihre bisherigen Spiele siegreich gestalten. Zunächst haben beide Freiämter die erste Runde im KBEHV-Cup überstanden. Wohlen ist danach mit einem 4:2-Sieg gegen Reinach souverän in die Meisterschaft gestartet. Auch Fischbach-Göslikon gewann am ersten Spieltag. Beim 4:3 nach Verlängerung bei Herzogenbuchsee konnte der Titelverteidiger allerdings nicht wirklich überzeugen.
Der Favorit wirkt verwundbar. Ihr ehemaliger Spielertrainer sieht das anders: «Sie haben so viele routinierte Spieler in ihren Reihen, dass sie sich von dem harzigen Auftakt nicht beeinflussen lassen werden. Sie werden vermutlich noch motivierter sein. Aber der Niveauunterschied ist tatsächlich nicht so gross wie damals beim Überraschungssieg. Wir werden auf jeden Fall alles geben, um ihnen ein Bein zu stellen.» Vielleicht kann Nietlisbach dann wieder einen historischen Derby-Sieg feiern.

