Feuer und Flamme für Chemie
29.04.2025 MuriEs verschlug ihr fast die Sprache
Mara Robinson durfte ihre Maturarbeit am Final von «Schweizer Jugend forscht» zeigen
Prädikat «sehr gut». Und viele bereichernde Begegnungen. Der Final von «Schweizer Jugend forscht» begeisterte ...
Es verschlug ihr fast die Sprache
Mara Robinson durfte ihre Maturarbeit am Final von «Schweizer Jugend forscht» zeigen
Prädikat «sehr gut». Und viele bereichernde Begegnungen. Der Final von «Schweizer Jugend forscht» begeisterte die Murianerin Mara Robinson.
Annemarie Keusch
Die heisere Stimme ist auch via Telefon hörbar. «Ich habe viel geredet», sagt Mara Robinson und lacht. Vielen Interessierten durfte sie das näherbringen, was sie über Wochen und Monate intensiv beschäftigte. «Optimization of a Key Step in the Synthesis of Benzocaine» – die Weiterentwicklung eines lokalen Anästhesiemittels. Tönt trocken, für die junge Murianerin indes ist es hoch spannend.
Am Wochenende nun durfte sie ihre Arbeit am Final von «Schweizer Jugend forscht» zeigen. «Ein riesiges Erlebnis», erzählt sie. Das ganze Untergeschoss des ETH-Hauptgebäudes sei mit Plakaten und Postern zu den verschiedensten Themen gefüllt gewesen. Viele Interessierte kamen, Studenten, Professoren, Neugierige. Mara Robinson durfte viele Fragen beantworten, Gespräche führen. Und viel Lob entgegennehmen. Mit dem Prädikat «sehr gut» wurde ihre Arbeit ausgezeichnet. «Damit hätte ich niemals gerechnet. Erst recht nicht mit einem Sonderpreis», sagt die 19-Jährige. Sie erhielt jenen von Life Sciences Switzerland, darf im Februar an einem nationalen Biologie-Seminar teilnehmen. «Ich bin sprachlos, überrascht und mega begeistert», fasst sie zusammen.
Die vielen Stunden, die sie im Labor der Neuen Kanti Aarau verbrachte, haben sich also mehr als gelohnt. Pharmazeutische Chemie ist die grosse Leidenschaft der jungen Murianerin.
Die junge Murianerin Mara Robinson war Teil des Finales von «Schweizer Jugend forscht»
Pharmazeutische Chemie ist ihre Leidenschaft. Was andere 19-Jährige schaudern lässt, fasziniert sie. In ihrer Maturarbeit beschäftigte sich Mara Robinson mit den Bestandteilen eines lokalen Anästhesiemittels. Nun präsentierte sie dieses Projekt beim Finale von «Schweizer Jugend forscht».
Annemarie Keusch
Sie kennt die Klischees. Und bedient sich ihrer selber. «Den Publikumspreis hole ich mit meinem stinklangweiligen Chemie-Thema wohl nicht.» Mara Robinson lacht. Sie weiss, dass das, was sie fasziniert, bei vielen ein Augenrollen auslöst. Dass sie mit ihrer Liebe zur Chemie, zur pharmazeutischen Chemie, oft alleine da steht. «Das stört mich nicht.» Zu sehr ist die junge Murianerin überzeugt, damit für sich selbst genau das Richtige gefunden zu haben. Schon als kleines Mädchen hat sie Flaschen gesammelt. Seit sie achtjährig ist, hegt sie den Berufswunsch der Apothekerin. So richtig entfacht hat dieses Feuer eine Lehrperson. Michael Nussbaum, damals Chemielehrer an der Bezirksschule in Muri. Und wie es der Zufall wollte, wechselte Nussbaum später an die Neue Kanti in Aarau, wo Mara Robinson aktuell kurz vor ihren Maturitätsprüfungen und damit ihrem Abschluss steht.
Nussbaum war zwar in Aarau nicht mehr ihr Lehrer, aber sie wählte ihn als Betreuungsperson für ihre Maturarbeit. «Optimization of a Key Step in the Synthesis of Benzocaine» lautet der Titel dieser. Laien verstehen Bahnhof. «Es geht um ein lokales Anästhesiemittel», erklärt Mara Robinson. Sechs Schritte seien nötig, um aus Erdöl Benzocain herzustellen. Die 19-Jährige hat sich auf einen dieser Schritte konzentriert, jener der Oxidation. Mit dem Ziel, diesen so zu optimieren, dass der Ertrag ansteigt. Verschiedene Perimeter hat Robinson untersucht, viele Tabellen ausgefüllt. Dauer oder Temperatur verändert, Daten somit selber kreiert. 200 Stunden hat sie dafür alleine im Labor verbracht.
40 Reaktionen führte sie durch. «Mit der Zeit bin ich schneller geworden», sagt sie. Auswerten, analysieren, verschriftlichen – all das kam hinzu. Mara Robinson weiss: «Für eine Maturarbeit vertiefte ich mich wohl etwas zu sehr. Aber ich würde es sofort wieder machen.» Die Zeit im Labor, den praktischen Bezug – genau das mag sie an der pharmazeutischen Chemie. «Ich hatte immer Spass, sodass die vielen Stunden gar nicht ins Gewicht fielen für mich.»
Es freut sie, dass ihre Arbeit Kreise zieht
Ihre Betreuungsperson war begeistert von der Arbeit der jungen Murianerin und meldete diese bei «Schweizer Jugend forscht» an. «Ohne grosse Erwartungen», sagt Mara Robinson. Schon die Qualifikation fürs Halbfinale freute sie, weil sie dadurch die Möglichkeit erhielt, ihre Arbeit einer Fachschaft zu präsentieren und ein eineinhalbstündiges Fachgespräch zu führen. Nach Rückmeldungen eines ETH-Dozenten steckte sie nochmals einiges an Zeit und Energie in die Arbeit. Vor rund zwei Wochen erhielt sie die Nachricht, für das Finale qualifiziert zu sein. «Damit meine Arbeit noch mehr Leuten zu zeigen, die auch fasziniert sind von der pharmazeutischen Chemie, das freute mich am meisten.»
Dieses fand nun statt. Von Donnerstag bis Samstag weilte Mara Robinson in Zürich. Von Stadtführung bis Nachtessen mit Experten – das Programm war dicht, abwechslungsreich und spannend. «Unglaublich speziell», fasst sie zusammen. Der Austausch, ob mit anderen Teilnehmenden, mit Besucherinnen und Besuchern, mit Professoren. «Mit dem Kopf bin ich fast noch ein wenig dort», sagt sie. Und das, obwohl Maturprüfungen stattfinden diese Woche. «Ich hätte dieses Finale nie in dieser Grössenordnung erwartet», sagt sie. Hingehen und geniessen, das waren ihre Erwartungen. Mit dem Prädikat «sehr gut» und einem Sonderpreis kehrt sie zurück. «Unglaublich.»
Traum des Studienjahrs in Italien
Das Finale von «Schweizer Jugend forscht» ist nur eines der Highlights, die die Murianerin aktuell erlebt. Wegen ihres internationalen Maturitätsabschlusses beginnen für sie bereits diese Woche die Prüfungen. Und letzte Woche weilte sie für Aufnahmeprüfungen in Italien. Die Halbitalienerin hegt seit einiger Zeit den Wunsch, einmal länger in Italien zu leben. Nun will sie ihr erstes Universitätsjahr dort verbringen. Was sie studieren will? «Natürlich Pharmazie.» Obwohl in diesen Tagen viel zusammenkommt, von Stress will Mara Robinson nicht sprechen. «Ich mache alles so unglaublich gerne», sagt sie. Dieser jungen Frau scheint keine Aufgabe zu viel zu sein. Kommt hinzu, dass sie trotz aufwendiger Maturarbeit, fordernder Kanti und zeitintensivem Forschungsprojekt auch Zeit findet für Hobbies. Sie spielt Volleyball in Lunkhofen und gerne Theater, liest, verbringt Zeit mit Familie, Freunden und dem Hund, singt, spielt Querflöte in einem Orchester. Und nebenbei arbeitet sie seit einigen Jahren im Café Kreyenbühl in Muri.
Mara Robinson hat mit der pharmazeutischen Chemie ihre grosse Leidenschaft gefunden und diese gibt ihr scheinbar fast unendlich viel Energie.