Finale der Holzschlag-Saison
25.02.2025 Region OberfreiamtBaumriese gefällt
An seinem Waldumgang hat der Forstbetrieb Region Muri diesmal in Wissenbach, Boswil, Spektakuläres geboten: Rund 50 Interessierte durften miterleben, wie im steilen Gelände eine mächtige Buche gefällt wurde. Es war der gelungene ...
Baumriese gefällt
An seinem Waldumgang hat der Forstbetrieb Region Muri diesmal in Wissenbach, Boswil, Spektakuläres geboten: Rund 50 Interessierte durften miterleben, wie im steilen Gelände eine mächtige Buche gefällt wurde. Es war der gelungene Abschluss einer intensiven Holzschlagsaison. --tst
Am Waldumgang des Forstbetriebs Region Muri wurde in steilem Gelände eine gewaltige Buche gefällt
Das spektakuläre Programm hat mehr Besucherinnen und Besucher an den Waldumgang gelockt als erwartet. Als Höhepunkt wurde eine Baumfällung demonstriert.
Thomas Stöckli
Er knirscht und er knurrt, der mächtige Buchenstamm. dann neigt er sich langsam in die gewünschte Fallrichtung, nimmt mit zunehmender Neigung Fahrt auf, um schliesslich in seiner ganzen Länge von 35, 40 Metern mit einem lauten Krachen auf den Boden aufzuschlagen.
Kollateralschäden vermeiden
Das Fällen der wohl über 120 Jahre alten Buche im steilen Gelände in der «Leimatt» bei Wissenbach, Boswil, ist der Höhepunkt eines interessanten Waldumgangs, zu welchem der Forstbetrieb Region Muri eingeladen hat. Vorgängig wurden die rund 50 Interessierten – «so viele hätten wir nicht erwartet», gibt Oliver Eichenberger, Leiter des Forstbetriebs, unumwunden zu – durch das durch die Arbeiten der vergangenen Monate gezeichnete Waldstück geführt. Zahlreiche Depots mit aufgeschichteten Baumstämmen zeugen davon, was die Mitglieder des Forstbetriebs geleistet haben.
Neben den Baumstrünken, die im Waldboden zurückbleiben, fallen die mit weisser Markierung hervorgehobenen Bäume auf. «Das sind die Zukunftsbäume», erklärt der Förster. Also die Bäume, die es zu erhalten und entsprechend bei der Holzerei besonders zu schützen gilt. Im Umfeld der eingangs beschriebenen Buche weist Eichenberger auf einen Nussbaum hin. «Der Boden ist hier gut für Nussbäume», nennt er einen wichtigen Faktor, weshalb der Baum an dieser Stelle gefördert werden soll, was auch heisst, dass allfällige Konkurrenzgewächse in der unmittelbaren Umgebung ausgelichtet werden.
Und wie geht man vor, wenn ein Fällen am Stück die Zukunftsbäume gefährden würde? Auch das zeigen die Forstmitarbeiter ihrem interessierten Publikum. Dann steigt einer von ihnen in Kletterausrüstung in die Krone und lichtet diese aus, bis sich der Baum fällen lässt, ohne Kollateralschäden anzurichten. Schäden vermeiden, das wird auch bei den Zufahrten grossgeschrieben. So versucht man, die Bodenverdichtung durch die schweren Forstgeräte auf die Rückgassen zu beschränken.
Falscher Schwerpunkt
Im Idealfall lässt sich die Sturzrichtung eines Baums relativ gut steuern. Die Forstleute sprechen da vom Fällbereich, in welchem der Stamm landen soll. Darüber hinaus wird ein Gefahrenbereich definiert und rundum weiträumig abgesperrt. Das gilt insbesondere für die Strassen im Umfeld, im konkreten Fall auch jene über die Brücke im Tobel unter der Fällstelle. «Da reicht es nicht, wenn wir ein Absperrband spannen», betont Eichenberger, «da muss man jemanden hinstellen.» Über ihre Helmfunkgeräte können sich die Mitarbeitenden jederzeit austauschen. «Das erleichtert uns die Arbeit ungemein», so der Forstbetriebsleiter.
Gefährlich wird es beim Holzen dann, wenn der Stamm in seiner Mitte aufreisst. Dann entstehen immense Kräfte, deren Richtung sich kaum kalkulieren lässt und die demnach auch den Holzer in Gefahr bringen. Mit einer Stammpresse kann diese Gefahr deutlich reduziert werden.
Beim Baum in der «Leimatt» sind die Bedingungen alles andere als einfach. Einerseits ist das Gelände steil, andererseits neigt sich der Baum von sich aus in die falsche Richtung. Unter diesen erschwerten Bedingungen demonstrieren die Profis, wie sich die Fallrichtung steuern lässt. Dazu tragen einerseits Keile bei, die in die Schnittstelle getrieben werden, anderseits das Seil, an welchem der Forstschlepper aus sicherer Entfernung via Umlenkrollen mit einer Zugkraft von gut sieben Tonnen den entscheidenden Impuls gibt. «Wir mussten schon noch lange ziehen», beschreibt Eichenberger den entscheidenden Moment. Und doch sei schliesslich alles perfekt gelaufen.
Viel Arbeit für wenig Ertrag
Vier Leute sind an der Fällaktion beteiligt. «Wir wollten schliesslich auch alle Maschinen zeigen können», erklärt Eichenberger. Nebst dem eigenen Forstschlepper, der nach 20 Jahren und 11 500 Betriebsstunden demnächst ersetzt werden muss – der Kreditantrag an die Gemeinden sei bereits raus, so der Förster –, ist auch ein zugemieteter Forwarder zu sehen. Der Schlepper zieht den Stamm auf eine ebene Fläche, wo er vor dem Weitertransport halbiert wird. Der Forwarder kümmert sich derweil um die Bergung des Kronenbereichs. Viel Arbeit für einen bescheidenen Ertrag. Der ganze Baum dürfte um die 800 Franken einbringen, schätzt Eichenberger. In der Umgebung des gefällten Baums stehen noch etwa 30 weitere, die eigentlich auch noch hätten weichen sollen. Personelle Engpässe brachten den Zeitplan allerdings in Verzug. Nun dürfen sie weitere sechs Jahre bleiben. So lange dauert es, bis die Fällarbeiten in diesem Waldbereich weitergehen.
Nach zweieinhalb lehrreichen Stunden im Forst geht es zurück zum Ausgangspunkt, dem Berghof bei Wissenbach. Dort offeriert die Ortsbürgergemeinde den Teilnehmenden des Waldumgangs zum Abschluss ein «Zobig». Ein gemütlicher Ausklang eines interessanten Nachmittags.