Fokus neu auf Ausbildung legen
10.10.2025 Region Unterfreiamt, HägglingenMarielle Furter und ihr Kindergartenprojekt in Senegal
Dank ihrem Einsatze konnten in der Region Sédhiou ganz viele Kindergärten neu gebaut oder modernisiert werden. Nun ist Marielle Furter weitergezogen nach Abené. Hier schult sie die Lehrpersonen in Bezug ...
Marielle Furter und ihr Kindergartenprojekt in Senegal
Dank ihrem Einsatze konnten in der Region Sédhiou ganz viele Kindergärten neu gebaut oder modernisiert werden. Nun ist Marielle Furter weitergezogen nach Abené. Hier schult sie die Lehrpersonen in Bezug auf das von ihr entwickelte Spielprogramm. «Es ist toll, wie sie die Inputs annehmen», sagt sie.
Chregi Hansen
Von Sédhiou nach Abané sind es knapp 150 Kilometer. Aber für Marielle Furter ist es wie eine Reise in eine neue Welt. Von der eher trostlosen Kleinstadt im Landesinneren direkt ans Meer. In Sédhiou hat sie die letzten Jahre gelebt, wenn sie in Senegal war. Nun ist sie also umgezogen. Und ist begeistert. «Das ist das Senegal, das ich auf meinen Reisen früher kennengelernt habe», freut sie sich. «Hier bin ich am Meer, hier ist viel mehr Leben, gibt es Abwechslung. Das tut gut nach den oft langen Arbeitstagen.»
Darum ist klar: Wenn sie im November nach Senegal zurückkehrt, geht es wieder nach Abané. «Sédhiou wird aber für immer in meinem Herzen bleiben. Mit einzelnen Kindergärten dort werde ich weiter in Kontakt sein», sagt die Hägglingerin. Hier in Sédhiou hat sie mir ihrem Verein kindergardens- 4senegal in allen zehn Quartieren einen Beitrag geleistet. Fünf Kindergärten hat sie selbst gebaut, bei fünf weiteren zu einer Verbesserung beigetragen. Dieses Jahr konnte sie hier ein weiteres Projekt zum Abschluss bringen: die Abgrenzung eines Kindergartens für einen Aussenspielplatz. «Vorher wurde der Platz neben dem Kindergarten von vielen anderen genutzt. Jetzt können die Kids den Raum auch wirklich nutzen und sich ungestört bewegen und spielen. Das Strahlen in ihren Augen, wenn sie jetzt in die Pause gehen, ist unbezahlbar», sagt Furter mit ebenso strahlenden Augen.
Spenden weiter rückläufig
Sie spricht in diesem Zusammenhang vom einem eher kleinen Projekt, welches aber grosse Wirkung entfaltet. Die rückläufigen Spenden sind der Grund, dass die Freiämterin neue Bauprojekte vorerst zurückstellen muss. Andererseits hat sie schon letztes Jahr begonnen, ihren Fokus zu verändern. «Neue Gebäude sind gut und schön. Aber wenn dann weiter mit den alten Methoden unterrichtet oder eben nur betreut wird, dann nützt das nichts», so ihre Erkenntnisse. Darum hat sie begonnen, pädagogisch zu wirken. Bringt Kisten mit Spielmaterial mit und zeigt den Lehrpersonen, wie man diese einsetzen kann. Zwei Wochen ist sie jeweils vor Ort, die Ausbildung ist modular aufgebaut. Später geht sie vorbei und schaut, ob die von ihr vermittelten Inhalte auch angewendet werden, was leider nicht überall der Fall ist.
Das ist mit ein Grund, dass Furter Sédhiou verlassen hat und sich nun in der Region um Abené engagiert. «Ich musste feststellen, dass sich nur in einem Teil der zehn Kindergärten, in denen ich mich engagiert habe, etwas verändert hat. In einigen liegen die Spielsachen nur unbenutzt herum, zeigen die Lehrpersonen wenig Interesse an den Kindern», musste sie feststellen. Auch wenn es ihr wehtut, so muss sie das akzeptieren. «Ich will hier niemanden bekehren. Ich biete Hilfe an. Die kann man annehmen oder nicht. Aber ich mag mich auch nicht engagieren an Orten, die nur auf die materielle Unterstützungs schielen», macht die langjährige Kindergärtnerin deutlich. Mit denjenigen Kindergärten in Sédhiou, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht hat, will sie auch in Zukunft zusammenarbeiten. Aber mehrheitlich ist sie jetzt in anderen Regionen aktiv.
Gerne noch einmal bauen
Dies vor allem in Diannah, einem Nachbarsdorf von Abené. Hier dufte sie bereits eine ersten Kindergarten begleiten. «Die Kinder da haben mich regelrecht in Staunen versetzt. Nebst den Kleinen sind auch die Lehrpersonen begeistert und sehr dankbar für diese bereichernde Zusammenarbeit», berichtet Furter. Der Kindergarten in Diannah ist ihr in kürzester Zeit bereits ans Herz gewachsen. Allerdings sind die räumlichen Verhältnisse da nicht optimal. «Die 68 Kindergartenkinder sind in einem viel zu kleinen Gebäude untergebracht, während die älteren Schüler in kleineren Klassen und grösseren Hütten unterrichtet werden», so Furter. Auch wenn sie sich eigentlich auf die Ausbildung konzentriert, möchte Marielle Furter den Kids zu einem neuen Klassenraum verhelfen. «Falls es die Spenden zulassen, werde ich das Bauprojekt starten», sagt sie. Ein Kostenvoranschlag liegt bereits vor, 5000 Franken wären für die Realisierung nötig. «Es wäre schön, wenn es klappt.»
Zirkus Arabas in Hägglingen
Um die Spendenkasse wieder zu füllen, ist Marielle Furter aktuell wieder an verschiedenen Märkten präsent. Zudem organisiert sie am 9. November einen Benefiz-Familienanlass in Hägglingen. Dafür konnte sie den Kinderzirkus Arabas gewinnen. Nach einer Aufführung durch den Arabas wird ein begleitetes Mitspielprogramm für Kinder und Jugendliche angeboten. Dazu gibt es ein Kuchenbuffet, Snacks, Getränke und einen Marktstand mit Senegal-Kunsthandwerk. Und natürlich wird die Hägglingerin über ihr Projekt und die Erfolge berichten und sind Erzählungen aus Senegal zu hören. Das Ganze wie gewohnt bei freiem Eintritt und mit Kollekte.
Unerwartete Hilfe
Am 19. November geht es dann wieder zurück nach Afrika. Und diesmal ist Marielle Furter nicht allein, was sie sehr freut. «Ich habe bei meinen letzten Besuch eine pensionierte Frau kennengelernt, welche sich sehr für das Projekt interessiert und jetzt auch mithelfen will. Sie wird mit mir nach Abené reisen und als Volontärin vor Ort arbeiten», erzählt sie. Darüber ist sie sehr froh, hatte sie doch früher schon Volontäre dabei, doch zuletzt war sie stets allein. «Es tut gut, wenn man sich mit jemandem austauschen und sich gemeinsam freuen kann. Und es entlastet mich auch», sagt Furter.
Und Arbeit gibt es genug. Denn im kommenden Jahr wird Marielle Furter in Abené, im Nachbarsdorf Albadar sowie in zwei Kindergärten in Bignona mitwirken. Und sie hofft, dass sie in Diannah ein Bauprojekt verwirklichen kann. Nach all den Projekten in Sédhiou wäre das für sie heute viel einfacher zu organisieren. «Ich weiss, worauf es ankommt. Sobald das nötige Geld da ist, lege ich los», schaut sie optimistisch in die Zukunft.
Informationen und Spendenkonto unter www.kindergardens4senegal.org.


