Forstbetrieb teilt sich
01.10.2021 BremgartenWegen einer Gesetzesänderung wird der Forstbetrieb Wagenrain neu doppelspurig geführt. Der über fünf Gemeinden (Bremgarten, Waltenschwil, Wohlen, Hägglingen, Dottikon) wirkende Forstbetrieb Wagenrain teilt sich neu auf in den Forst- und einen Holzhandelsbetrieb. Künftig werden zwei separate Rechnungen geführt. Dies wurde aufgrund einer Gesetzesanpassung nötig, wird in der Praxis aber nicht viel verändern. --red
Doppelspur für den Forstbetrieb
Der über fünf Gemeinden wirkende Forstbetrieb Wagenrain mit Sitz in Bremgarten teilt sich auf
Die Sache liest sich komplizierter, als sie ist. Seit dem 1. Januar 2019 dürfen gemäss Gemeindegesetz unselbstständige Anstalten wie dieser Forstbetrieb keine eigene Rechnung mehr führen. Also teilt man sich auf: in Forstbetrieb und Holzhandel.
Hans Rechsteiner
Eine Abstimmung in fünf Gemeinden (im Forstbetrieb Wagenrain sind das Bremgarten, Waltenschwil, Wohlen, Hägglingen, Dottikon) über die Rechnung, die bisher bei der Finanzverwaltung Wohlen geführt wird, wie das bisher für den Forstbetrieb Wagenrain gehandhabt wurde, ist seit Inkrafttreten des geänderten Aargauer Gemeindegesetzes am 1. Januar 2019 nicht mehr möglich. Ausserdem hat eine Revision der Eidgenössischen Steuerverwaltung positiven Einfluss auf die künftige Ausgestaltung der Mehrwertsteuer-Abrechnung der zwei Körperschaften.
Beispiel: «Mit den Einsparungen bei der Mehrwertsteuer können wir die Miete des neuen Forstwerkhofs in Bremgarten abdecken», erklärt Förster Leonz Küng. In langwierigen Diskussionen und Verhandlungen auch mit den kantonalen Instanzen haben die «Wagenrainer» eine für sie massgeschneiderte allseits akzeptierte neue Vertragslösung gefunden, mit Wirkung ab 1. Januar 2022 sollen zwei selbständige öffentlich-rechtliche Gemeindeanstalten operativ werden: ein Forstbetrieb Wagenrain und ein Holzhandelsbetrieb Wagenrain.
Marcel Fischer, derzeitiger Präsident der Forstkommission – die Funktion wechselt im Zweijahresturnus erklärt es einfach: «Neu führen wir statt einen zwei Rechnungskreise, im Endeffekt könnte man die Abrechnungen aber einfach zusammenheften. Die Aufwände dafür halten sich in Grenzen.»
Firmensitz bleibt Bremgarten, die Wälder bleiben Gemeindeeigentum, Zweck und Ziel der beiden Anstalten bleiben unverändert. Die Trägergemeinden wählen ihre Delegierten, Kontrollstelle bleiben die Finanzkommissionen der fünf Gemeinden. «Erwähnenswert ist, dass die Eigenkapitalreserve für schlechtere Zeiten von heute 2,8 Millionen Franken auf drei Millionen aufgestockt wird», ergänzte Marcel Fischer.
Mitwirkung sicherstellen
Vonseiten der anwesenden Ortsbürgergemeinden wurde eigentlich einzig ein «Demokratieabbau» im Einfluss der Gemeinden reklamiert. «Über das Budget können wir nicht mehr abstimmen», sagte ein Delegierter aus Wohlen, dabei sei an den Ortsbürgerversammlungen jeweils wacker darüber diskutiert worden. Das sei nun halt im neuen Gemeindegesetz so vorgesehen, entgegnete Marcel Fischer. Tatsächlich werde die Mitwirkung der involvierten Ortsbürger gestärkt. Wie bisher können sie über die Forstkommission und ihre Delegierten direkt Einfluss nehmen und jeweils Jahresbericht und Jahresrechnung genehmigen oder ablehnen. Dann startet ein «Streitschlichtungsmechanismus» im Rahmen eines Ausschusses.
Forstbetrieb und Holzhandel trennen
«Eingangs darf man festhalten, dass der Forstbetrieb Wagenrain einer der wenigen ist, der schwarze Zahlen schreibt», sagt Forstingenieur Toni Bürgi. Mit der Bildung der beiden selbstständigen öffentlich-rechtlichen Gemeindeanstalten stelle man sicher, dass der stetig gewachsene Holzhandel – gegenwärtig drei Millionen Franken – in eigenen Händen zu halten sei, die Abnehmer haben weiterhin nur einen Ansprechpartner. «Der Holzhandelsbetrieb kauft allen beteiligten Ortsbürgergemeinden ihr Rund- und Schnitzelholz ab», so Bürgi. Leonz Küng nennt die Dimensionen: «Die Eigenproduktion aus dem Forstbetrieb Wagenrain an Holzschnitzeln beträgt derzeit 14 000 Schnitzel-Kubikmeter, der Bedarf unserer öffentlichen Schnitzelheizungen aber liegt bei 35 000 Skm3, aktuell kaufen wir 22 000 zu.»
Geschäftsführer Leonz Küng sorgte für die aktuellen Zahlen: Dem Forstbetrieb Wagenrain gehören Wälder in den Gemeinden Bremgarten, Waltenschwil, Wohlen, Hägglingen und Dottikon auf einer Fläche von 960 Hektaren mit einem Holzvorrat von 300 m3/ ha. Der jährliche Zuwachs beträgt rund 10,5 m3/ha. Die Jahresnutzung kommt auf rund 9000 m3 Holz, davon 3000 m3 Stamm- und 6000 m3 Industrie- und Energieholz. Mit sieben Mitarbeitenden organisiert Leonz Küng den Alltag: Naturverjüngung, Pflanzung, Pflege, Durchforstungen, Pf lege der Naturvorrangf lächen, Holzernte und Vermarktung, Waldstrassenunterhalt und in steigender Anzahl Holzerarbeiten für Dritte. «Allein zwei Mitarbeiter sind für die Christbaumpflege zuständig, mit der wir immerhin Ertrag generieren, zum Beispiel haben wir für dieses Jahr 17 000 Christbäume angezeichnet», erklärte er und ergänzte: «Wir pflanzen rund 30 000 Pflanzen pro Jahr.»
Zum aktuellen Forstjahr erwähnte Küng den starken Schneedruck Anfang Jahr und die Sommergewitter – eines zog innert einer Viertelstunde einen 300-m-Streifen durch den ganzen Wald. «Die sehr aufwendige Holzerei beschäftigte uns bis in den August.»
Die Sporthalle im Wald
Wo der Förster die Gemeindevertreter schon mal vor sich hatte, machte er ihnen einen finanziellen Zuschuss der Bevölkerung beispielsweise an Pflege und Unterhalt der Waldstrassen schmackhaft. «Denn der Wald ist zur Sporthalle geworden. Unsere Absperrungen interessieren da wenig.»