Für einmal nicht das Kloster
11.07.2023 MuriTribüne und Bühne stehen
Stefan Hegi ist Bühnenbildner von «Amerika»
Am 26. Juli geht es los mit «Amerika». Letzte Woche wurden unter der Leitung von Stefan Hegi die Tribüne und die Bühne ...
Tribüne und Bühne stehen
Stefan Hegi ist Bühnenbildner von «Amerika»
Am 26. Juli geht es los mit «Amerika». Letzte Woche wurden unter der Leitung von Stefan Hegi die Tribüne und die Bühne erstellt.
Es sind jene Details, die es ausmachen, die ihm wichtig sind. Ein Baumpfleger hat die mächtige Platane auf dem Klosterhof leicht gestutzt. «Damit alle Zuschauerinnen und Zuschauer den Weitblick haben», erklärt Hegi. Der Sarmenstorfer ist bei «Amerika» für das Bühnenbild zuständig und wirkt damit erstmals in Muri. «Das motiviert mich zusätzlich», sagt er. --ake
Stefan Hegi ist bei «Amerika» fürs Bühnenbild zuständig – das meiste steht mittlerweile
Es ist sein erstes Engagement in Muri. Dabei kreiert Stefan Hegi seit rund 35 Jahren für Produktionen im Kanton Aargau Theaterwelten. «Es ist ein faszinierender Ort hier», sagt er über den Klosterhof. Und trotzdem war es ihm wichtig, dass die Platane eine zentrale Rolle im Bühnenbild erhält und nicht die Klostermauern.
Annemarie Keusch
Es ist minimalistisch. So, wie Stefan Hegi es mag. Ein Holzboden rund um die mächtige Platane auf dem Klosterhof. Eine kleine Holzhütte, die bewusst schief gebaut wurde und damit die damals herrschende Unsicherheit symbolisiert. Und Holzkisten, die einmal das Richterpult sind, einmal der Tisch im Restaurant, einmal der Garderobenschrank. «Ich erzähle Geschichten gerne mit dem, was schon da ist. Das hat sich auch hier so ergeben», sagt Stefan Hegi, der bei «Amerika» für das Bühnenbild zuständig ist. Möglichst wenig zusätzliche Elemente hinzufügen. Das Bestehende in Szene setzen. «Es ist oft eine Mischung von Bauchgefühl und Gedankenarbeit», erklärt er den Vorgang, wie ein solches Bühnenbild entsteht.
In der letzten Woche ist jenes für «Amerika» entstanden. Mit rund 20Helferinnen und Helfern war Hegi intensiv an der Arbeit. «Spannend», so beschreibt er diese. Auch, weil er dabei viele neue Leute kennenlernte. «Es ist vergleichbar mit dem Umgang des Regisseurs mit den Schauspielenden. Auch ich versuche aus den Möglichkeiten und Fähigkeiten aller Beteiligten das Beste herauszuholen», erzählt er. Im Zentrum stand vor allem der Aufbau der Tribüne. Diese bietet für 326 Zuschauende Platz. «Mir war es wichtig, dass die Tribüne nicht zu steil wird», sagt Hegi. Warum? «Damit alle den Weitblick unter den untersten Ästen der Platane geniessen können», sagt er. Ein Baumpfleger hat die Platane extra etwas gestutzt. Aber auch, damit das Publikum nahe an der Bühne ist. «Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer sollen mehr erleben, als nur auf dem Stuhl zu sitzen. Sie sollen Teil des Ganzen werden», sagt er.
Ganz früh schon involviert
Über 30 Jahre schon kreiert Hegi für Produktionen im Aargau Theaterwelten, seit einiger Zeit fast ausschliesslich für Freilichttheater. Trotzdem ist es sein erstes Engagement in Muri. «Ich habe schon oft mit Regisseur Adrian Meyer zusammengearbeitet, auch mit anderen Personen des Kreativteams. Zudem hat es mich motiviert, einmal etwas in Muri zu realisieren», sagt er. Gefallen habe ihm auch das Stück, das Thema Auswanderung. «Zudem mag ich es, ganz früh in die Produktion involviert zu sein. Auch das war hier möglich», erzählt er. Einzig, dass das Freilichttheater auf dem Klosterhof aufgeführt werden soll, das stand fest. Hegi weiss, dass ursprünglich gedacht war, vor der Fassade der Schulräumlichkeiten zu spielen. «Irgendwie passte mir das nicht», sagt Hegi. Die Auswanderergeschichte habe keinen Bezug zum Kloster, die Weite sei nicht spürbar.
Mehrmals habe er auf dem Klosterhof gestanden, sich mit anderen des Kreativteams ausgetauscht, bis die Idee kam. «Wir drehen das Ganze, die Platane rückt ins Zentrum und die Wiese dahinter symbolisiert den Atlantik, Amerika und die Häuser der Marktstrasse im Hintergrund stehen für das Dorf», erzählt er. Sofort seien alle begeistert gewesen, auch wenn diesmal nicht die Klosterfassade bespielt werde. Dass ein Platz rund um einen Baum ein zentraler Ort in einem Dorf sein kann, das sei durchaus möglich.
Holzkisten als zentrale Elemente
Auf der Suche nach dem idealen Bühnenstandort, bei der Auswahl des Bühnenbildes – das richtige Gefühl spielt für Stefan Hegi eine wichtige Rolle. «Es muss passen. Und hier passt es», sagt er. Heisst, dass die Materialien, die für den Bühnenbau verwendet werden, wiederverwendet werden können. «Das ist mir wichtig und das ist bei minimalistischen Bühnenbildern oft einfacher.» Bei «Amerika» stehen Holzkisten im Zentrum, solche, die für die Überfahrt gebraucht werden. «Ich arbeite gerne mit dem Rohstoff Holz, habe ein grosses Lager, aus dem ich schöpfen kann», sagt Hegi. Schon jetzt weiss er, dass die schiefe Holzhütte nach der Produktion eine Verwendung hat.
Die Tribüne steht, ein Grossteil des Bühnenbilds ebenso. «Bis zur Premiere steht aber schon noch einiges an», sagt der Sarmenstorfer. Etwa braucht es Holzkisten als Stehtische für die Theater-Bar, ein Sichtschutz zur Marktstrasse soll für weniger Ablenkung sorgen. «Aber ja, der Grossteil ist für mich getan.» Es habe ihm Spass gemacht, sagt Hegi. «Es ist ein faszinierender Ort, ein Kraftort», sagt er über den Klosterhof. Es habe ihn berührt, festzustellen, dass sich die Leute hier an diesem Ort grüssen, mehr als bei Begegnungen auf der Strasse.
«Und es hat wie immer bei solchen Projekten Spass gemacht, kreativ zu sein und mit verschiedensten Leuten zusammenzuarbeiten.» Hier am Ort, den Schüler, Richter, Hochzeitsgesellschaften, Pétanque-Spieler und Verwaltungsmitarbeitende tagtäglich beleben und seit Monaten nun auch die Theater-Gruppe.
Am Mittwoch, 26. Juli, feiert «Amerika» Premiere. Tickets sind im Vorverkauf im Internet unter www.amerika.theater erhältlich.