Ganz viel bewegt
07.11.2025 MuriDie Genossenschaft Kabelfernsehanlage ist Geschichte – Muri Solar zahlt letzte Projekte
Zuerst der Verkauf, dann die Auflösung, zuletzt die Liquidation. Die Genossenschaft Kabelfernsehanlage Muri (GKA) gibt es nicht mehr. Vom Kapital haben verschiedene Projekte ...
Die Genossenschaft Kabelfernsehanlage ist Geschichte – Muri Solar zahlt letzte Projekte
Zuerst der Verkauf, dann die Auflösung, zuletzt die Liquidation. Die Genossenschaft Kabelfernsehanlage Muri (GKA) gibt es nicht mehr. Vom Kapital haben verschiedene Projekte profitiert – vor allem auch die Förderung erneuerbarer Energien im Dorf. Über 200 Anlagen wurden durch Muri Solar mitfinanziert.
Annemarie Keusch
3300 Kilowatt Peak. Es tönt abstrakt. Erst in Relation gesetzt, wird greifbar, wie viel das überhaupt ist. 3,3 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. So viel wie 22 Tanklaster Öl à 15 000 Liter. Energie, mit der 400 Elektrofahrzeuge die Erde jedes Jahr umfahren könnten. Energie, die für 825 Haushalte reichen würde. «Ein Viertel von Muri», sagt Stefan Staubli. Der Präsident des Muri Energie Forums erinnert sich. «Als wir das Forum gründeten, verfolgten wir das Ziel, dass es in Muri pro Kopf einen Quadratmeter Photovoltaikanlage gibt.» Heute schmunzelt er darüber. Nicht nur wegen der über 200 Projekte die durch Muri Solar mitfinanziert wurden. Alleine diese entsprechen über 16 000 Quadratmetern. Viele weitere wurden schon vorher gebaut. «Ja, Muri hat einen überdurchschnittlichen Wert, was die Photovoltaikanlagen betrifft», sagt Urs Strebel, Vorstand Genossenschaft Kabelfernsehanlage.
An diesem frühen Abend kommen Vertreter des Energie Forums und der ehemaligen Genossenschaft Kabelfernsehanlage zusammen. Das gab es in den letzten Jahren oft. Schliesslich stellte die Genossenschaft mindestens eine Million Franken für die Förderung erneuerbarer Energie zur Verfügung, das Energie Forum entwarf ein Konzept, gründete Muri Solar und betreut das Projekt seither. Und doch ist dieses Treffen speziell. Denn es ist das wohl letzte im Rahmen dieses Projekts.
Projekt, von denen das ganze Dorf profitiert
Die Genossenschaft Kabelfernsehanlage Muri ist Geschichte, per Mitte Oktober liquidiert und aus dem Handelsregister gestrichen. «Da ist schon auch ein weinendes Auge dabei», sagt der letzte Präsident Thomas Räber, der die Liquidation zusammen mit Karin Meier und Urs Strebel begleitet hat. 2018 wars, als erste Diskussionen über die Zukunft der Genossenschaft aufflammten, im November 2019 wurde der Verkauf der Kabelfernsehanlage beschlossen. «Auch rückwirkend der ideale Zeitpunkt. Nur schon ein Jahr später hätten wir nicht annähernd einen ähnlich hohen Preis erhalten», sagt Urs Strebel. «Alles richtig gemacht, im Nachhinein sowieso», findet auch Thomas Räber.
Ein gleichermassen positives Fazit ziehen sie darüber, was mit dem Vermögen der Genossenschaft passiert ist. Nachdem eine Findungsgruppe darüber beriet und der Vorstand eine grosse Mehrheit der Genossenschafter überzeugen konnte, das Geld doch nicht auszuzahlen, sondern Projekten zukommen zu lassen, von der die gesamte Bevölkerung profitiert, wurden sechs konkrete Ideen formuliert und genehmigt. Mit der Weihnachtsbeleuchtung, der Pumptrack-Anlage, dem Begegnungsplatz Rösslimatt und dem Spielplatz Badweiher wurden seither vier Projekte, auch dank der finanziellen Unterstützung der Genossenschaft, realisiert. Das Projekt Jugendräume im Matterhaus ging mit dem Nein zu «Inspiration Matterhaus» bachab.
«Glück, aber auch Hoselupf»
Das sechste Projekt war die Förderung erneuerbarer Enegie. Mit einer Million Franken, zuzüglich Gelder von allenfalls nicht realisierten Projekten. 1,365 Millionen Franken sind es total. «Anfangs war es ein Hoselupf», gibt Stefan Staubli, Präsident Muri Energie Forum, zu. Konzept erarbeiten, Reglement aufstellen – um so viel Geld in Projekte zu investieren, braucht es Grundlagen. Muri Solar wurde gegründet, alle Anfragen, Eingaben, Zusagen liefen über das Projekt. «Das hat etwas bewegt in Muri», sagt Stefan Staubli. «Ein riesiges Glück.» Im Herbst 2022 gingen die ersten Gesuche ein, schon im Dezember musste die Warteliste eröffnet werden und diese besteht seither.
«Aktuell stecken wir in der Abschlussphase», sagt Andreas Leuppi, der als Geschäftsführer des Muri Energie Forums auch Muri Solar leitet. Die letzte Auszahlung der Genossenschaft Kabelfernsehanlage ist da, nun können auch die letzten Gesuche genehmigt werden. «Es wird nicht für die ganze Warteliste reichen», weiss Leuppi. Rund 200 Gesuche werden es am Ende sein – vor allem Photovoltaikanlagen, die mitfinanziert wurden. «Mit durchschnittlich 6800 Franken pro Anlage», erklärt Leuppi.
Bis Ende 2027 abgeschlossen
Das Klima profitiert, die Haus- und Stockwerkeigentümer, die auf ihren Dächern nun Energie produzieren – und auch das lokale Gewerbe. «Wir haben die Fördergelder bewusst nicht erst gesprochen, wenn die Projekte umgesetzt sind, sondern schon anhand der Offerten», erklärt Stefan Staubli. Die Folge: Die Solarinstallateure aus der halben Schweiz wären nach Muri gekommen, um möglichst schnell Anlagen zu installieren. Natürlich wird kontrolliert, ob die Offerten denn auch wirklich umgesetzt werden. Zwei Jahre hat man dafür Zeit. «Entsprechend wird das Projekt Ende 2027 wirklich abgeschlossen sein», sagt Andreas Leuppi.
Ein kleiner Abschluss war dieses Treffen dennoch. Ein Projekt, das alle Beteiligten als Erfolg bezeichnen. Entsprechend ist der Dank gegenseitig. «Für das Aufgleisen und Umsetzen des Projekts», sagt Urs Strebel an das Muri Energie Forum gerichtet. «Für diesen riesigen Beitrag zur Förderung erneuerbarer Energie», sagt Stefan Staubli an die Genossenschaft Kabelfernsehanlage gerichtet.


