Gebaut wird flussabwärts
28.03.2025 Dottikon, Region UnterfreiamtIn Dottikon haben die Vorarbeiten für die Renaturierung der Bünz begonnen
Was lange währt, wird endlich gut. Im Herbst 2022 haben die Stimmbürger einen Kredit über 472 000 Franken für die Aufwertung der Bünz gesprochen. Letzte Woche sind ...
In Dottikon haben die Vorarbeiten für die Renaturierung der Bünz begonnen
Was lange währt, wird endlich gut. Im Herbst 2022 haben die Stimmbürger einen Kredit über 472 000 Franken für die Aufwertung der Bünz gesprochen. Letzte Woche sind die Bagger aufgefahren. «Wir schliessen mit diesem Abschnitt ein wichtiges Puzzlestück», freut sich Projektleiter Leonardo Rumpf.
Chregi Hansen
Der Anblick täuscht. Zwar sind derzeit Arbeiten in der Tieffurt im Gang, doch die Renaturierung erfolgt dann von oben nach unten. Also vom Sportplatz bis zur Grenze in Hendschiken. «Wir bauen immer flussabwärts, damit allfällige Trübungen auch gut abgeleitet werden. Gerade hier, wo die Bünz nur wenig Neigung hat, ist das besonders wichtig», erklärt Leonard Rumpf von der Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons.
Dass die Bagger aktuell in der Tieffurt, also fast am Ende des Abschnitts, tätig sind, hat andere Gründe. «Vor Mitte Mai dürfen wir wegen der Schonzeit für die Fische keine Arbeiten in der Bünz selber durchführen», so der Projektleiter. Die Zeit bis dahin wird genutzt für Vorbereitungsarbeiten. Als Erstes werden entlang des Gewässerlaufs die Installationsplätze und die Baupisten eingerichtet. Da der Fluss teilweise mitten durch das Siedlungsgebiet führt, ist es nicht ganz so einfach, ans Wasser zu kommen. Darum wird aktuell eine Erschliessung von der Tieffurt her zum Bünzpark gebaut. Parallel dazu werden verschiedene Holzerarbeiten durchgeführt. Richtig los geht es dann ab Mai.
Mit zwei Equipen im Einsatz
Eigentlich war der Baustart einst für Spätsommer 2023 geplant. Nun also wird es Frühsommer 2025. Dafür wird kräftig aufs Gas gedrückt. Waren die Arbeiten ursprünglich auf zwei Jahre ausgelegt, soll schon bis Ende 2025 ein Grossteil davon abgeschlossen sein. Der Auftrag ging an die Firma Hubschmid in Nesselnbach. «Sie kam schon bei den Abschnitten in Hendschiken und Othmarsingen zum Zug und verfügt über viel Erfahrung. Zudem setzt sie gleich zwei Equipen ein, die parallel arbeiten. Dadurch lässt sich Zeit sparen», sagt Rumpf.
Fische, Amphibien, Reptilien und Insekten sollen profitieren
Der Projektperimeter umfasst rund 1,2 Kilometer. Oberhalb und unterhalb fanden schon Massnahmen zur Revitalisierung der Bünz statt. Nur durch Dottikon selber fliesst sie immer noch mehr oder weniger in einem geraden Kanal durchs Dorf. Das soll sich ändern. «Wir schliessen hier eine grosse Lücke, gerade auch in Bezug auf die Vernetzung», freut sich der Projektleiter und spricht von einem «wichtigen Puzzlestück». Gerade auch der bereits erfolgte Abbruch des Wehrs in der Tieffurt verbessere die Situation markant – die Fische können nun hindernisfrei zirkulieren. Auf der Seite der Mühle setzt die Besitzerfamilie parallel ein eigenes Renaturierungsprojekt um. Keinen Einfluss auf das Projekt hat der Entscheid der Dottiker Stimmbürger, nach dem Abbruch der Tieffurt-Brücke auf einen Neubau zu verzichten.
Am markantesten werden die Veränderungen wohl im obersten Abschnitt sein, also zwischen Sportplatz und der Bahnhofstrasse. Hier wird der Fluss deutlich mehr Platz erhalten, ist doch eine Aufweitung auf bis zu 37 Meter geplant. In Zukunft soll der Fluss in weiten Bögen Richtung Norden fliessen und sich dabei seinen Weg teilweise selber bahnen. Durch den Bau einer schmaleren Niedrigwasserrinne sollen die Fliessgeschwindigkeit erhöht und dadurch die Wassertemperatur gesenkt werden, Auf der linken Uferseite sind zudem einige Tümpel geplant, die durch Regenwasser gespeist werden und Amphibien, Reptilien und Insekten anlocken sollen. «Das wird ein ganz schöner Abschnitt», ist Rumpf überzeugt. Von dem insbesondere auch die Tier- und Pflanzenwelt profitieren wird.
Neue Zugänge zum Wasser schaffen
Im Siedlungsgebiet selber sind die Möglichkeiten etwas begrenzter. Dies nicht zuletzt durch die vielen Infrastrukturbauten, auf die Rücksicht genommen werden muss. Und auch wegen des Hochwasserschutzes. Dafür profitiert hier auch der Mensch von den Massnahmen. Ziel ist es, Kinder und Erwachsene ans Wasser zu locken. Die Bünz wird neu nicht nur optisch, sondern auch mit allen anderen Sinnen erlebbar sein. Dafür wird die Böschung abgeflacht. Sitzstufen mit Dottiker Muschelkalk, Findlinge und ein neu geschaffener Sitzplatz sollen den Aufenthalt attraktiv machen. Steine in der Bünz sollen es ermöglichen, den Fluss auch ohne Brücke zu überqueren. Zudem werden die bestehenden Wege angepasst. Auf der Seite des Altersheims wird zudem ein neues Aussichtsplateau errichtet, welches den Blick aufs Wasser ermöglicht.
«Letztlich ist es ein sehr technischer Abschnitt», gibt der Projektleiter zu. Von dem aber die Bevölkerung stark profitieren wird. Die unteren drei Abschnitte lassen dann wieder mehr Möglichkeiten zu, den vorhandenen Platz zu nutzen. Der Perimeter endet bei der Hendschikerbrücke.
Projektleiter Leonardo Rumpf freut sich, dass es endlich losgeht. «Aus Rücksicht auf die Fische und Vögel werden wir alles daran setzen, dass die Bauzeit möglichst kurz ist», versichert er. Der gewählte Ablauf ermöglicht es zudem, dass der Aushub aus dem oberen Bereich für die nötigen Aufschüttungen im unteren Bereich verwendet werden kann. Mir dem Projekt in Dottikon erlebt ein weiterer Anschnitt eine deutliche Aufwertung. Als nächstes steht der Abschnitt durch Waltenschwil auf dem Plan. Es wird also noch etwas Zeit vergehen, bis die Bünz in neuer Frische erstrahlt. «Aber da, wo wir schon tätig waren, freuen sich alle über das Ergebnis. Nicht nur die Menschen, auch die Tiere», so der Projektleiter zum Schluss.