Gelebtes Miteinander
09.12.2025 Wohlen, Essen und TrinkenDas Café Hoi der Integra am Chilegässli wurde am Wochenende feierlich eröffnet
«Eine verrückte Idee wird heute Wirklichkeit», freut sich Jonas Meier, der Geschäftsführer der Integra. Das Café Hoi soll nicht nur ein Lokal sein, ...
Das Café Hoi der Integra am Chilegässli wurde am Wochenende feierlich eröffnet
«Eine verrückte Idee wird heute Wirklichkeit», freut sich Jonas Meier, der Geschäftsführer der Integra. Das Café Hoi soll nicht nur ein Lokal sein, sondern auch ein Ort, an dem sich Menschen aller Art treffen können. Und wo Menschen mit Beeinträchtigungen ganz wichtige Funktionen übernehmen.
Chregi Hansen
Nein, er sei nicht nervös, betont Noah Zurfluh. Der Murianer hat einst eine Ausbildung in der Integra gemacht und ist nach einem Abstecher in den ersten Arbeitsmarkt wieder dahin zurückgekehrt. Bisher arbeitete er im Selbstbedienungsrestaurant, doch nun hat er eine neue Herausforderung gesucht. Und gehört jetzt zum Team des Café Hoi. «Als ich davon gehört habe, wusste ich: Da will ich arbeiten», sagt er. Sein Ziel sei es, die Gäste glücklich zu machen. «Ich freue mich, dass es endlich losgeht», fügt er an.
Kurze Zeit später schlängelt er sich mit seinem Tablett durch die vielen Menschen im Lokal und serviert Kaffee. Den besten Kaffee von Wohlen soll er hier geben, hat die Integra vollmundig angekündigt. «Das klappt vielleicht nicht schon am ersten Tag, aber jede Tasse Kaffee soll etwas Besonderes sein», sagt Geschäftsführer Jonas Meier. Und dieses Versprechen kann die Integra halten. Denn im Café Hoi sind Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nur als Arbeitskräfte im Einsatz, sie sind Teil des Teams, welches das Lokal führt. «Wir machen das nicht für euch, sondern mit euch», betont denn auch Meier.
Viel Unterstützung erfahren
Vor gut anderthalb Jahren ist die Idee zu diesem Lokal entstanden. Jonas Meier staunt, wie schnell alles gegangen ist. «Wir haben in dieser Zeit enorm viel Unterstützung erfahren», freut er sich. Massgeblichen Anteil an der Umsetzung des Projekts hatte Marcel Meyer, Leiter Arbeit bei der Integra.
Eigentlich war geplant, dass die Eröffnung schon im September anlässlich des Tags der offenen Tür der Integra stattfindet. «Rückblickend sind wir froh, dass es bei der Sanierung zu Verzögerungen gekommen ist. So konnten wir die internen Abläufe noch besser aufgleisen», schmunzelt er. Und auch so wurden am Schluss alle tüchtig gefordert. «Wir sind auf den letzten Drücker fertig geworden. Aber es war beeindruckend, wie die Klienten in dieser Phase mitgezogen haben und eigene Ideen einbrachten.
Denn am Café Hoi sind ganz viele Abteilungen der Integra beteiligt. Von der Küche über die Kreativwerkstatt bis hin zur Logistik. «Ziel ist, dass wir noch mehr Klienten mit an Bord nehmen können. Etwa durch die Schaffung von Mikrojobs, beispielsweise bei der Belieferung oder bei der Reinigung», fügt Marcel Meyer an.
Arbeitsagogin bleibt im Hintergrund
Die Zeit bis Weihnachten soll genutzt werden, um erste Erfahrungen zu sammeln. «Wir fangen klein an. Mit eingeschränkten Öffnungszeiten und einer eher kleinen Karte. Wir wollen schauen, wie das Angebot ankommt. Und den Betrieb nach den Weihnachtsferien ausbauen», sagt Jonas Meier. Er wisse, dass sich die Leute auch gerne eine Öffnung am Wochenende wünschen, gerade die Kirche, welche der Integra die Räumlichkeiten vermietet. «Es kann sein, dass wir später einmal am Sonntag offen haben, aber wir wollen klein anfangen», so Meier. Denn schliesslich sollen hier im Café Hoi auch die Klienten einen wichtigen Part übernehmen. Und sie will man nicht gleich überfordern.
Von gelebter Inklusion spricht Jonas Meier in diesem Zusammenhang. «Wir wollen hier Begegnungen ermöglichen zwischen Menschen ohne und Menschen mit Beeinträchtigungen». Sandra Hüsken, die als Arbeitsagogin im Projekt dabei ist, soll möglichst nur im Hintergrund tätig sein, geführt wird das Lokal von den Klienten selbst. Menschen wie Noah Zurfluh, Olivia Ingold und Lara Brand, die am Eröffnungstag im Einsatz sind. Für sie ist es nicht ganz einfach – einen solchen Ansturm haben sie kaum erwartet. Halb Wohlen will dabei sein, wenn das Café Hoi erstmals öffnet. «Ein Betrieb wie dieser ist ohne Kompromisse nicht möglich», erklärt Marcel Meyer. So geben die Gäste die Bestellung an der Theke auf und zahlen auch dort. Danach wird ihnen das Gewünschte am Tisch serviert. Für manche Klienten ist das Rechnen schwierig, die Integra will aber, dass möglichst viele hier arbeiten können. Darum fällt das Einkassieren am Tisch weg.
Kleine Karte über Mittag
Das Café Hoi bietet vorerst eine breite Palette an kalten und warmen Getränken. Wobei eine hochwertige Kaffeemaschine angeschafft wurde und die Mitarbeitenden einen Kurs absolviert haben, um wirklich den besten Kaffee von Wohlen zu servieren. Daneben gibt es Kleinigkeiten zum Znüni und ein Angebot wie Suppe, Salat oder auch Handy-Toast über Mittag. Die Lebensmittel werden in der Küche des «Hans & Heidi» produziert und dann ins Café geliefert. Auch das, so Jonas Meier, können vielleicht später Klienten übernehmen.
Zudem ist das Café Hoi auch Verkaufslokal für die verschiedenen, in der Integra hergestellten Produkte, die man bislang nur im Hauptgebäude kaufen konnte. «So kommen wir näher zu den Kunden», freut sich Meier. Nicht zuletzt gibt es im Lokal auch eine ruhige Arbeitsecke und gutes W-Lan, sodass man mit dem Laptop seine Aufgaben erfüllen kann. «Wir wollen möglichst viele Menschen hier willkommen heissen», sagt Marcel Meyer.
Für Jonas Meier, den Geschäftsführer, ist die Eröffnung ein Freudentag. Er spricht von einem Stück gelebte Inklusion mitten im Zentrum von Wohlen. «Wir sagen uns hier alle Hoi. Und wir begegnen einander alle auf Augenhöhe», betont er. Dass dies nicht nur leere Worte sind, beweist der erste Tag. Die Eröffnung ist ein Fest. Mit lauter glücklichen Gesichtern.



