Gemeinsam neue Wege gehen

  17.11.2020 Muri

Energiepreis Muri würdigt die Wohnüberbauung am Chatzebach

Die Gemeinde Muri und das Muri Energie Forum durften bereits zum neunten Mal den Energiepreis Muri vergeben. Der mit 2000 Franken dotierte Preis ging in diesem Jahr an die Wohnüberbauung am Chatzebach.

Susanne Schild

«Der Energiepreis Muri ist eine kleine Erfolgsgeschichte», erklärte Stefan Staubli, Präsident des Muri Energie Forums, an der Preisübergabe. Davon ist auch Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger überzeugt: «In diesem Jahr waren einige sehr gute Bewerbungen unter den Eingängen. Das zeigt, dass der Energiepreis wahrgenommen und geschätzt wird.» Doch dem war nicht immer so. «In den Anfangszeiten musste ich teilweise selbst die Initiative ergreifen, den Telefonhörer in die Hand nehmen und den Anstoss geben, dass sich die verantwortlichen Personen für infrage kommende Projekte bewerben», erinnert sich Staubli zurück.

Projekte mit Vorbildfunktion

Mit der jährlichen Vergabe des Energiepreises wird auf gute und gelungene Beispiele aus verschiedenen Bereichen aufmerksam gemacht. Die Projekte oder die Massnahmen sollen Vorbildwirkung haben und natürlich eine beträchtliche Menge Energie und Ressourcen einsparen. «Mit dem Preis wollen wir andere motivieren», betont Staubli.

Die Wahl der breit zusammengesetzten Jury bestehend aus Milly Stöckli (Gemeindevizepräsidentin), Bernhard Matter (Fachkommission Bau und Planung), Thomas Suter (Kommission Energie Umwelt Mobilität), einer Vertretung aus dem Gewerbeverein Muri sowie Adrian Staufer und Stefan Staubli (Muri Energie Forum) fiel in diesem Jahr auf die Wohnüberbauung am Chatzebach, welche durch die Genossenschaft für Wohnkultur Muri realisiert wurde. Die Gebäude wurden in vorbildlicher Weise sehr ressourcenschonend erstellt.

«Das Projekt beschreibt neue Wege, die es sich lohnt zu gehen», ist auch Budmiger überzeugt. Es spiegle die Bestrebungen der Gemeinde Muri, die auch in ihrem Leitbild fixiert sind, nach einer ökologischen Entwicklung wider. «Muri soll noch etwas grüner werden», wünscht sich der Gemeindepräsident. «Dazu leisten die Projekte, die durch den Energiepreis gewürdigt werden, einen Beitrag.»


Eine Vision wird wahr

Die Neubausiedlung am Chatzebach erhält den mit 2000 Franken dotierten Muri-Energiepreis

Die Wohnüberbauung am Chatzebach wurde in vorbildlicher Weise sehr ressourcenschonend realisiert. Mit dem Erfüllen des Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) ist dies sehr gut dokumentiert. Diese Pionierleistung und die damit verbundenen Mehrinvestitionen wurden mit dem Muri-Energiepreis gewürdigt.

Susanne Schild

In Bezug auf das Wohnen stellen sich heute besondere Herausforderungen. Der Gebäudepark in der Schweiz benötigt rund 45 Prozent der gesamten Primärenergie und ist für rund 25 Prozent der gesamten Treibhausgase verantwortlich. Dieser Wert wird nur noch vom Verkehr übertroffen. «Folglich ist die Frage, wie wir heute und in Zukunft wohnen, sehr entscheidend», ist Stefan Staubli, Präsident Muri Energie Forum, überzeugt. Immer wichtiger werden Fragen wie: Wie viel Land wird pro Person verbaut? Wie viele Quadratmeter bewohnt ein Mensch und wie viel und welche Energie wird dafür aufgewendet? «Nachhaltigkeit ist heute wichtiger denn je», streicht Staubli heraus.

Eine Pionierleistung im Wohnungsbau

Mit der Wohnüberbauung am Chatzebach hat die Genossenschaft für Wohnkultur Muri neun Häuser mit insgesamt 17 Eigentums- und 37 Genossenschaftswohnungen realisiert. Gebaut wurde nach den Anforderungen des Labels Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). Bei dem Projekt darf man durchaus von einer Pionierleistung sprechen. Denn beim Projektstart im Jahr 2016 steckte der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) noch in den Kinderschuhen. Beispiele aus dem Genossenschaftsbereich gab es keine. «Wir wollten etwas schaffen, was es hier im Ort noch nicht gab», erklärt Genossenschaftspräsident Christoph Käppeli.

Gesellschaft, Umwelt und Nachhaltigkeit

Das SNBS-Label habe überzeugt, weil es nicht nur die Betriebsenergie betrachte, sondern auch die ökologische Bilanz der eingesetzten Materialien, informiert Käppeli weiter. Daher habe man sich bei der Überbauung am Wiliweg beispielsweise für eine Holzfassade entschieden. «Im ersten Moment sind die Kosten hierfür zwar höher, doch auf 40 Jahre gerechnet ist sie günstiger als beispielsweise eine aus Backstein oder Beton», erklärte Marlies Laubacher, Vorsitzende der Baukommission. «Ausserdem ist der CO2-Ausstoss pro Kubikmeter Baumaterial bei Holz, verglichen mit dem von Stahl oder Aluminium, um ein Vielfaches kleiner», ergänzt Stefan Staubli. Das Label setzt nicht nur auf nachhaltige Materialien, sondern schreibt auch die Vergabe an lokale Unternehmen vor. Das heisst, dass die Lieferanten und Handwerker möglichst aus der Nähe stammen müssen. Der Verein Pflegi Muri, der das Land im Baurecht an die Genossenschaft abgab, stand hinter den sozialen Zielen und wünschte sich ein Angebot auch für ältere Menschen. Die Genossenschaft schuf nicht nur hindernisfreien Wohnraum, sondern bietet über eine eigene Plattform Dienstleistungen an, die von den Bewohnern à la carte bezogen werden können.

Der Mehraufwand rechnet sich

«Bei der Neubausiedlung hatten wir eine Vision im Kopf. Das Label half uns, diese richtig zu kommunizieren und zu zertifizieren», hebt Marlies Laubacher hervor. Der Aufwand seitens Bauherrschaft und Planender habe sich gelohnt, ist sie überzeugt. Man könne einen langfristigen Mehrwert nachweisen und konnte während der Bauphase die Qualität des Projekts ständig kontrollieren. Christoph Käppeli beziffert den gesamten finanziellen Aufwand für die Zertiizierung nach Minergie-P-Eco und SNBS auf rund 100 000 Franken. Die reinen Zertifizierungskosten von SNBS machen davon rund 25 000 Franken aus. In Relation zur Gesamtinvestition von 32 Millionen Franken hält er diese Kosten für vertretbar. Eine Genossenschaft, die eine Liegenschaft bis ans Lebensende durchkalkuliere, könne im Gegensatz zu anderen Investoren, die kurzfristig Gewinne erzielen wollen, anders rechnen und auf Nachhaltigkeit setzen.

Die Überbauung am Chatzebach wurde inzwischen schon zweimal ausgezeichnet: Neben dem Muri-Energiepreis erhielt sie vom SNBS den Goldstandard. «Dass alle Wohnungen mittlerweile verkauft oder vermietet werden konnten, zeigt uns auch, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben», informiert Käppeli stolz. Wofür das Preisgeld in Höhe von 2000 Franken verwendet wird, steht noch nicht fest.

«Die Neubausiedlung zeigt einen Weg in die Zukunft des Wohnens, den wir gehen müssen. Das Projekt ist Beweis, wie man ihn gehen kann», meinte Stefan Staubli abschliessend. «Ein Zuhause, in dem man nicht nur wohnt, sondern schon lebt. Mit einem guten ökologischen Gewissen. Ein Beispiel, das Schule machen sollte.»


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