Gemeinsam zu guten Lösungen
01.10.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtGestaltungsplan «Geere» Niederwil: Öffentliches Mitwirkungsverfahren gestartet
Welche Firmen erhalten Land und ziehen in die «Geere»? Darüber wurde in Niederwil lange diskutiert und zeitweise auch gestritten. Jetzt soll es endlich ...
Gestaltungsplan «Geere» Niederwil: Öffentliches Mitwirkungsverfahren gestartet
Welche Firmen erhalten Land und ziehen in die «Geere»? Darüber wurde in Niederwil lange diskutiert und zeitweise auch gestritten. Jetzt soll es endlich vorwärtsgehen. Der Gemeinderat, die Planer und die Unternehmen informierten, wie es weitergehen soll.
Chregi Hansen
Das Gewerbegebiet «Geere», gelegen direkt an der Kantonsstrasse vom Kreisel Richtung Nesselnbach, beschäftigt die Niederwiler schon lange. Die noch unbebaute Parzelle befindet sich im Eigentum der Einwohnergemeinde. Nachdem der geplante Verkauf an eine einzelne Firma von den Stimmbürgern im November 2019 in einer Referendumsabstimmung abgelehnt wurde, ging der Gemeinderat nochmals über die Bücher.
Er hat nach der Niederlage an der Urne eine Findungskommission ein gesetzt und das Land zum Verkauf ausgeschrieben. «Wir hatten Bewerbungen von 30 Firmen mit einem Landbedarf, der viermal grösser war als die Parzelle», schaut Gemeinderat Daniel Pietsch am Infoabend auf diese Zeit zurück. Anhand verschiedener vorher festgelegter Auswahlkriterien konnte die Zahl der Bewerber auf 18 reduziert werden. «Mit all diesen Unternehmen haben wir Gespräche geführt», versichert Pietsch. Nun hat der Gemeinderat mit fünf von ihnen einen Vorvertrag abgeschlossen, eine sechste Firma ist leider wieder abgesprungen, die entsprechende Parzelle ist noch frei. «Unser Ziel war ein attraktiver Branchenmix, und das ist uns gelungen», so der Gemeinderat.
Am Infoabend stellen die Firmen sich und ihre Pläne gleich selbst vor. Zum Zug kommen zum einen zwei Firmen, die bereits im Gebiet ansässig sind und nun ihr Areal vergrössern können. Es sind die Mäder AG, Landmaschinen, und das Baugeschäft Huwiler & Portmann AG. Erstere Firma braucht das Land vor allem als Kompensation, muss sie doch für die Erschliessung Land abgeben. Huwiler & Portmann hingegen plant eine Erweiterung des Betriebs, die auch zusätzliche Arbeitsplätze bringt.
Grundlagen für ein Fernwärmenetz schaffen
Zwei weitere Firmen, die den Zuschlag bekamen, kennt man im Dorf bestens. Zum einen die Hubschmid Beteiligungs AG in Nesselnbach. Unter ihrem Dach befindet sich auch das Zufiker Bauunternehmen H. Graf AG mit rund 50 Arbeitsplätzen. «Die Platzverhältnisse reichen am Standort Zufikon nicht mehr, darum soll der ganze Betrieb nach Niederwil verlegt werden», erklärt Hans Hubschmid. Vorgesehen ist der Bau eines komplett neuen Werkhofs. Ebenfalls zum Zug kommt die Hufschmid Grüngutverwertung GmbH, Nesselnbach. Sie will die zusätzliche Parzelle für einen neuen Betriebszweig nutzen, wie Guido Hufschmid berichtet. Denn in der Grüngutverwertung wird auch viel Holz angeliefert, dieses soll mittels Pyrolyse in Kohle umgewandelt werden. Die dadurch entstehende Abwärme soll nach Möglichkeit für einen Fernwärmeverbund genutzt werden.
Von Oberrüti nach Niederwil
Neu nach Niederwil kommt hingegen die Villiger Technik GmbH, die heute in Oberrüti daheim ist. «Der Platz am alten Standort reicht nicht mehr, zudem sind wir da nur zur Miete», erklärt Bruno Villiger. Darum freue man sich, jetzt in Niederwil einen Neubau realisieren zu können. Alles in allem, so Gemeinderat Pietsch, werden auf dem Areal «Geere» rund 100 Arbeitsplätze geschaffen. Was mit der noch freien Parzelle passiere, bleibe offen. Entweder holt sich der Gemeinderat ein neues Verkaufsmandat oder das Land bleibt vorerst Reserve.
«Eigentlich sind jetzt alle Zutaten zusammen, um dem Areal Leben einzuhauchen. Und alle möchten am liebsten sofort loslegen», sagt Adrian Duss vom Planungsbüro KIP. Allerdings gelte es, noch einige Hürden zu überwinden. Denn für das Areal besteht eine Gestaltungsplanpflicht. Und dieser muss erst durch den Kanton genehmigt werden. Auch die Bevölkerung kann sich noch zu den Plänen äussern – noch bis zum 22. Oktober läuft das Mitwirkungsverfahren. «Die Unternehmen konnten ihre Vorstellungen bereits einbringen, nun hoffen wir auf gute Inputs von innen», so Duss.
Gemeinsame Erschliessung und Parkierungsflächen
Der Raumplaner stellt an diesem Abend den Gestaltungsplan in seinen Grundzügen vor. Er weist darauf hin, dass der Perimeter freiwillig erweitert wurde, um gute Lösungen zu finden für das gesamte Areal. Auch Architekt Urs Müller, der das Richtprojekt erarbeitet hat, betont das gute Einvernehmen aller Beteiligten. «Wenn man miteinander redet bezüglich Erschliessung und Parkierung, dann ergeben sich wirtschaftliche Lösungen mit weniger Landverbrauch. Und so gewinnen am Schluss alle», ist er überzeugt.
Der Gestaltungsplan regelt vor allem die Erschliessung, welche über die Buchgrindel-Strasse erfolgt, die Anordnung der Parkfelder, die grösstenteils unterirdisch angelegt werden, die maximale Länge und Höhe der Gebäude, macht aber auch Vorgaben bezüglich der Energieträger. Daneben gibt es klare Vorstellungen bezüglich Begrünung und zum Erhalt von Zwischenräumen. «Wir wollen hier am Dorfrand keine komplett geschlossene Bauweise», macht Müller deutlich. Ein Vorteil sei die vorhandene Topografie. «Der Unterschied vom höchsten zum tiefsten Punkt beträgt vier Meter. Das entspricht einem Geschoss, das kann man clever ausnutzen», so Müller. Wie genau die Gebäude später aussehen werden, das steht hingegen noch nicht fest. Das werden die Baugesuche zeigen, wenn diese eingereicht werden. Klar ist hingegen, dass Wohnungen auf dem Areal nicht erlaubt sind.
Baustart im Jahr 2026?
Bis die Bagger auffahren, wird es aber noch eine Weile dauern. Adrian Duss hofft, dass der Gestaltungsplan 2026 genehmigt wird. Danach kann es dann schnell gehen. Die Verantwortlichen jedenfalls sind überzeugt, dass mit dem Gestaltungsplan und den ausgewählten Käufern eine gute Lösung vorliegt. «Wir sind uns bewusst, dass wir in diesem Verfahren einige Unternehmen enttäuschen mussten. Aber der Platz ist nun mal beschränkt», sagt Gemeinderat Daniel Pietsch. Umso dankbarer sind die fünf Firmen, haben sie den Zuschlag bekommen.
Die Entwürfe zum Gestaltungsplan «Geere» liegen bis 22. Oktober bei der Gemeindeverwaltung auf. Alle Unterlagen sind zudem auch auf der Homepage der Gemeinde aufgeschaltet.