Geschwisterliebe für den Titel
13.12.2024 SportDie Entscheidung fällt
Ringen, NLA, Final: RS Freiamt will den Titel
Am Samstag (19 Uhr) müssen die Freiämter Ringer wieder in die Höhle des Löwen nach Willisau. Die letzten 10 Mattenduelle der Saison werden in diesem dritten und ...
Die Entscheidung fällt
Ringen, NLA, Final: RS Freiamt will den Titel
Am Samstag (19 Uhr) müssen die Freiämter Ringer wieder in die Höhle des Löwen nach Willisau. Die letzten 10 Mattenduelle der Saison werden in diesem dritten und letzten Finalkampf entscheiden, wer Schweizer Meister wird. Die Freiämter wollen nach zehn Jahren den Pokal wieder nach Hause holen. Die Willisauer sind aber – auch aufgrund des Stilartenwechsels – zu favorisieren. Das Motto von Trainer Pascal Strebel bleibt auch jetzt dasselbe: «Alles geben und dann schauen, wie weit es reicht.»
Marc Weber und seine Schwester Michaela bilden im Final erneut ein besonderes Duo. Er kämpft auf der Matte, sie verarztet die Ringer. --spr
Ringen, NLA-Final, Titelshowdown: Willisau – Freiamt (Sa, 19 Uhr) – Marc Weber ringt, seine Schwester verarztet ihn
Er ist seit Jahren ein Topringer bei der RS Freiamt. Sie ist seit kurzer Zeit die Team-Physio der Freiämter Ringer. Und gemeinsam kämpfen die Geschwister Marc und Michaela Weber am Samstag um den Meistertitel. Eine Geschichte über Geschwisterliebe und grosse Träume.
Stefan Sprenger
Die Köpfe prallen aneinander. Marc Weber blutet. Seine Schwester Michaela Weber rennt auf die Matte, verarztet die Platzwunde am Kopf. Mit Tape sorgt sie dafür, dass er den Kampf beenden kann. Und Marc Weber schuftet sich gegen den Willisauer Joel Marti bis 80 kg Greco zu einem 8:0-Sieg. Passiert am letzten Samstag. Nach einem Sieg mit 3:0 Teampunkten ist es so gut wie klar: Freiamt siegt. Freiamt gleicht die Finalserie zum 1:1 aus. Am kommenden Samstag (19 Uhr) kommt es zum Titelshowdown. Wieder in Willisau. Wieder mit über 2000 Zuschauern. Wieder mit den Weber-Geschwistern.
Sie ist bestens ausgebildet
Michaela Weber ist 22 Jahre jung, wohnt in Egliswil, wird bald nach Aarau umziehen. Sie turnt beim TV Lenzburg, reitet gerne und macht Ausdauersport. Im Jahr 2021 startete sie ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin, die sie in einem halben Jahr mit Bachelor abschliessen wird. Vor zwei Jahren ging sie erstmals als Physiotherapeutin mit der Ringerstaffel Freiamt mit. Seit letzter Saison ist sie fix dabei und sorgt gemeinsam mit Kevin Kreyenbühl für das Drumherum der Ringer. Michaela Weber, die eine Lehre als Fachfrau Gesundheit absolvierte, ist in Sachen Wundversorgung bestens ausgebildet. Verletzungen, die während des Kampfes verarztet werden müssen, sind unter anderem ihre Aufgabe. So wie letzten Samstag bei ihrem Bruder Marc.
«Ringer sind nette Menschen»
Vor 2000 Fans tritt sie auf die Matte. «In diesem Moment denke ich nicht viel und bin sehr fokussiert. Ich blende das Drumherum aus. Ich denke nicht an die vielen Zuschauer und nehme auch Marc nicht als meinen Bruder wahr. Ich erledige einfach bestmöglich meinen Job», erklärt sie. Im Nachhinein sei sie fast nervöser, wenn sie realisiert, dass sie vor so vielen Menschen mitten im Kampf ins Scheinwerferlicht getreten ist. Michaela Weber macht ihren Job gerne und mit Leidenschaft. Die Ringer machen es ihr auch einfach, wie sie sagt. «Die RS Freiamt ist ein toller Verein. Und die Ringer sind alles sehr nette Menschen.» Sie mussten sich allerdings etwas daran gewöhnen, dass plötzlich eine Frau ihre Physio ist. Denn früher hat es ausschliesslich männliche Physiotherapeuten gegeben bei der RS Freiamt.
Den Ringsport hat sie früh kennengelernt. Sie stand auch schon selbst auf der Matte, «doch es war nicht so meins», wie sie sagt. Aber an den Kämpfen ihres Bruders seien sie und die ganze Familie «eigentlich immer». Und die ganze Familie sei «riesig stolz, was Marc erreicht hat». Seit sie als Physio der RS Freiamt dabei ist, kommen auch ihre Freundinnen oder Mitglieder des TV Egliswil an die Kämpfe. «Und alle, die kommen, sind erstaunt, wie es in der Halle beim Ringen abgeht.» Marc ergänzt: «Viele vom TV Egliswil kommen mittlerweile an praktisch alle Kämpfe. Denn sie haben gemerkt, dass es richtig abgeht und es eine Riesenattraktion ist.»
Die Familie Weber aus Egliswil hat vier Kinder. Marc und Michaela haben sich schon immer gut verstanden. Der 27-Jährige erzählt: «Wir haben schon seit der Kindheit ein sehr enges Verhältnis. Das ist heute auch noch so. Wir können über alles reden. So eine Schwester zu haben, ist einfach cool.» Dass sie als Physio an den Kämpfen dabei ist, freut ihn sehr. «Erfrischend», meint er.
Bald in die Flitterwochen
Marc Weber war jahrelang im Nationalkader und auch international im Einsatz. Es war an drei Europameisterschaften dabei, schaffte es mehrmals auf ein Podest an internationalen Turnieren und wurde dreimal Schweizer Meister bei den Aktiven. Seine internationale Karriere hat er im Frühling dieses Jahres aufgrund seines Jobs beendet. Die Zeit fehlt. Der gelernte Schreiner macht aktuell die Ausbildung zum Landwirt und möchte irgendwann in Zukunft möglicherweise den elterlichen Bauernhof in Egliswil übernehmen. Aber auch die Hochzeit mit seiner Frau Simone hat dazu beigetragen, dass er etwas weniger Zeit für den Ringsport aufwenden möchte. Das Ehepaar lebt gemeinsam in Buttwil – und wird kurz nach Weihnachten in die aufgeschobenen Flitterwochen nach Südamerika gehen.
«Unsere Fans sind einfach der Wahnsinn»
Egal ob man mit Michaela oder Marc spricht, aktuell löst der kommende Samstag enorm viele Emotionen bei den sympathischen Geschwistern aus. «Die Stimmung wird cool. Unsere Fans sind einfach der Wahnsinn», sagt Marc Weber, der aller Voraussicht nach wieder auf der Matte stehen wird, weil er einfach zu wichtig für das Team ist. Er fügt an: «Wir können ohne Druck in den Kampf gegen Willisau gehen. Wenn wir nochmals die gleiche Leistung abrufen können wie letzten Samstag, dann muss sich Willisau warm anziehen.» Nach dem 4. Rang und der verpassten Medaille im Jahr 2023 können die Freiämter Ringer «jetzt nur noch gewinnen. Alles ist Zugabe. Wir sind bereit. Das ganze Team. Wir vertrauen einander komplett. Egal ob Ringer, Trainer oder Physio. Wir gehen gelassen und ruhig an die Aufgabe ran. Und wir sind heiss.» Heiss auf den ersten Freiämter Meistertitel seit 2014? «Das wäre natürlich schön», meint er.
Schwester Michaela wird als Physiotherapeutin dabei sein – und natürlich auch mitfeiern, falls es etwas zu feiern gibt. Sie meint zum Titelshowdown in der Willisauer BBZ-Halle: «Das wird eine spannende und enge Sache. Es wird wieder eine gigantische Stimmung herrschen. Und weil ich immer positiv eingestellt bin, gehe ich davon aus, dass die Freiämter gewinnen. Und genau davon gehe ich aus, von einem Sieg der RS Freiamt.» Bruder Marc fügt lachend an: «Meine Schwester hat immer recht.»
«49 zu 51»
Showdown. Finalissima. Emotionen. Die NLA-Mannschaftsmeisterschaft im Ringen entscheidet sich in diesem einen Kampf. Am Samstag (19 Uhr) in der BBZ-Halle Willisau steht der dritte Finalkampf an. Gemäss den Willisauern ist alles offen. «Der Kampf wird im Kopf entschieden», wird Cheftrainer Rolf Scherrer zitiert. RS-Freiamt-Trainer Pascal Strebel sagt: «Die Mannschaft spürt, dass sie beim Sieg letzten Samstag einen tollen Job gemacht hat. Das gab Auftrieb. Unser Gefühl ist gut. Die Ausgangslage bleibt aber gleich: Willisau ist Favorit. Und wir greifen frisch von der Leber weg an.» Willisau ist aufgrund des Stilartenwechsels leicht zu favorisieren. Strebel sagt zu den Aussichten auf den ersten Meistertitel für die Freiämter seit 2014: «Die Chancen stehen 49 zu 51 für Willisau.» --spr



