Gestärkt durchs Leben
21.10.2022 Region Bremgarten«Gut gewappnet»: Im Krav-Maga-Dojo in Wohlen Selbstverteidigung erlernen
Wer lernen will, sich selbst zu verteidigen, ist bei Ramon Pfister im «NiPon Do» genau richtig. Dabei geht es nicht ums Kämpfen, sondern darum, die richtigen Signale auszusenden und sein Selbstbewusstsein zu stärken.
Sabrina Salm
Es ist dunkel und man begibt sich alleine auf den Nachhauseweg. Plötzlich wird man angegriffen. Oder man wird im Ausgang von Fremden bedrängt. Was jetzt? Richtiges Wehren gegen die Gefahr ist jetzt gefragt. Wie man sich am besten selber schützt, weiss Ramon Pfister. In seinem Dojo im Dachgeschoss am Gewerbering Wohlen bietet er in seinem breiten und vielseitigen Angebot zum Beispiel therapeutische Trainings und auch K rav-Maga-Selbstverteidigungskurse an. Bei ihm lernt man, was beim Selbstschutz möglich und wichtig ist. «Dabei sollen die Kursteilnehmer lernen, Gefahren früh zu erkennen, Grenzen zu setzen, die eigene Stärke zu spüren und sich erfolgreich zu wehren», sagt Pfister.
Hauptberuflicher Nebenjob
Der 47-Jährige ist in Villmergen aufgewachsen. Zum Karatesport kam er durch einen Schulkollegen bereits im Kindsalter. «Ich musste meine Mutter überzeugen, dass ich in den Karate Club Wohlen darf», erinnert er sich zurück. Kampfsport werde oft mit negativen Klischees abgestempelt. «Es geht nicht ums Kämpfen. Es geht ums Selbstverteidigen. Neben den sportlichen Aspekten werden die Konzentration gefördert und das Selbstbewusstsein gestärkt», ist Ramon Pfister überzeugt. Erfahrung mit Mobbing habe er in seiner Schulzeit am eigenen Leibe erfahren. «Dank dem Karate entkam ich der Opferrolle und auch meine schulischen Leistungen wurden besser.» Seither ist der Kampfsport fest in seinem Leben verankert. Vor acht Jahren liess er sich als Krav-Maga-Instruktor ausbilden, gab Stunden in Baden und übernahm dann den Standort in Aarau. Der Karate Club Wohlen kam auf ihn zu, ob er auch in Wohlen Krav Maga anbieten würde. Er ging auf das Wagnis ein und eröffnete vor zwei Jahren sein eigenes Dojo. Denn selber Trainings anbieten war sein Traum. An zwei Tagen die Woche bietet er Trainingsstunden in Wohlen und in Aarau an. Nebenbei arbeitet er in einem 100-Prozent-Pensum weiterhin als Polizist. «Das Dojo kann man als meinen hauptberuflichen Nebenjob bezeichnen», lacht er. Gesamthaft bringt er 60 Personen in Privat- oder Gruppenstunden Krav Maga bei. 25 Teilnehmer alleine in Wohlen.
In seinem Logo steht ein Bonsai. Dies nicht ohne Grund. Ramon Pfister erklärt: «Der Stamm, sprich die Wurzeln gelten als Symbol des Geborenwerdens. Die Äste sind Entscheidungen. Ein Bonsai wird für die Formung eingedrahtet. Das sind Aus- oder Weiterbildungen. Der Bonsai steht im starken Wind. Er steht gut verwurzelt im Leben.»
Deeskalieren ist das Ziel
Krav Maga ist keine Kampfkunst. Es stammt ursprünglich aus Israel und wurde entwickelt für kriegerische Kampfverteidigung. Ziel ist, aus einer Gefahrensituation herauszukommen. In den regelmässigen Trainings werden Reflexe angeeignet und es wird gelernt, wie man schnell eine Situation abschätzen kann. «Die Grundbotschaft ist mit der Körpersprache zu signalisieren: Ich will nicht kämpfen.» Deeskalieren ist das Ziel.
Ein hoher Fitnessfaktor wird verlangt oder die Teilnehmer müssen gewillt sein, diesen anzustreben und zu erreichen. Denn in den Trainingseinheiten geht es nicht zimperlich zu und her. Auch der Aspekt der Kraft gehört dazu, entsprechend ist in seinen Stunden auch das funktionelle Training dabei. «Es zählen aber nicht die Leistung und die schnelle Umsetzung, sondern das persönliche Ziel. Jeder lernt in seinem Tempo.»
Situationen werden geübt
Krav Maga sei weit mehr als nur Selbstverteidigung. Man gewinne an Selbstvertrauen. Daher sei Krav Maga auch für Kinder geeignet. «Sie lernen, wie sie sich gegen Mobbing und Gewalt zur Wehr setzen können. Das Training steigert aber auch ihre Konzentration und fördert ihre koordinativen Fähigkeiten», sagt Pfister. Seine Angebote richten sich an Kinder zwischen 10 und 15 Jahren. Ab 16 Jahren trainieren Teenager mit den Erwachsenen. «Ab 16 Jahren gehen die Jugendlichen in die Lehre und auch das Thema Ausgang wird aktuell. Deshalb finde ich es wichtig, dass man ihnen Tipps geben kann, wie man in einer Gefahrensituation reagiert, und sie stärkt.» Willkommen sind im Krav-Maga-Dojo Wohlen «NiPon Do» Kinder, Frauen und Männer gleichermassen. Solange sie keine falschen Absichten haben. Seine Erfahrungen als Polizist helfen ihm dabei, die Motivation seiner Schüler zu erkennen. «Verfolgt jemand andere Ziele als diejenigen, die meiner Philosophie entsprechen, wird die Person auch weggeschickt.»
In seinen Trainings werden mit Rollenspielen realistische Situationen geübt. Ob man das Gelernte in einem entsprechenden Gefahrenmoment aber auch anwenden kann? «Dafür gibt es keine Gewähr», gibt Ramon Pfister zu und fügt an: «Doch wer ständig übt und verinnerlicht, reagiert oft schon intuitiv und reflexartig richtig.» Das Ziel sei nicht, den Angreifer zu kontrollieren, sondern sich selbst zu schützen.