Grosse Hürden sind übersprungen
24.10.2023 Oberlunkhofen, KelleramtDiese Woche startet in Oberlunkhofen der Rückbau für den neuen Standort der Raiffeisenbank
Es ist ein Grossprojekt. Gegen 20 Millionen Franken kostet der Neubau der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis. Diese Woche startet der Rückbau. Mehrere Häuser und ...
Diese Woche startet in Oberlunkhofen der Rückbau für den neuen Standort der Raiffeisenbank
Es ist ein Grossprojekt. Gegen 20 Millionen Franken kostet der Neubau der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis. Diese Woche startet der Rückbau. Mehrere Häuser und eine Scheune müssen weichen. Zwei neue Gebäude sind geplant, ein Mehrfamilienhaus und das eigentliche Bank-Gebäude. Die Vorfreude ist bereits deutlich spürbar.
Annemarie Keusch
Von 5 auf 35. Dass die Platzverhältnisse im bestehenden Raiffeisen-Gebäude immer enger werden, erstaunt nicht. Dass in der Zwischenzeit auch Wohnungen zu Büroräumlichkeiten umfunktioniert werden mussten, ebenfalls nicht. «Gesundes Wachstum», nennt es Reto Schoch, Mitglied des Verwaltungsrates der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis. Seit 1989 ist die Bank im Herzen von Oberlunkhofen zu Hause. Fünf Mitarbeitende starteten dort. Mittlerweile sind es 35. «Es hat einfach zu wenig Platz. Hinzu kommt die unbefriedigende Parkplatzsituation, für Kundinnen und Kunden, aber auch für die Mitarbeitenden», sagt André Bächinger, Vorsitzender der Bankleitung. Ins Treppenhaus der Wohnungen zu müssen, um in andere Abteilungen zu kommen, sei zudem für die Abläufe einigermassen hinderlich. «Und natürlich sind die Wohnungen nicht dafür ausgelegt, dass darin gearbeitet wird», sagt Bächinger und spricht beispielsweise die fehlende Lüftung an.
Entsprechend wurde ein Neubau zum Thema. Im November fand eine Informationsveranstaltung dazu statt, mittlerweile ist die Baubewilligung da und noch diese Woche wird mit dem Rückbau der bestehenden Liegenschaften auf der Parzelle rund hundert Meter neben dem bisherigen Standort begonnen. Nur einfach war der Weg aber nicht bis dahin, schliesslich dauerte es von der ersten Baukommissionssitzung bis zum Start des Rückbaus rund 13 Jahre. «Es brauchte Zeit, um die richtige Parzelle zu finden», sagt André Bächinger. Dass diese in Oberlunkhofen sein soll, stand dabei ausser Frage. «Hier wurde unsere Bank gegründet, hier sind wir seit über 100 Jahren zu Hause.» Nur, die Auswahl an möglichen Parzellen war nicht gross. Das Land Andermatt war zwischenzeitlich ein Thema, «es wäre für uns alleine aber zu gross gewesen».
Doppelstöckige Tiefgarage
Der neue Raiffeisenstandort wird nun ganz nah beim alten gebaut, einfach an der Kantonsstrasse Richtung Arni. Dass die Parzelle eine vieleckige Form hat, ist eine der Herausforderungen, die auf dem Weg zur Baubewilligung bewältigt werden mussten. «Es gab einige Stolpersteine», sagt Reto Schoch. Etwa die Zufahrt. «Eine Zufahrt direkt von der Kantonsstrasse war nicht möglich, darum mussten wir diese beim höchsten Punkt der Parzelle machen, samt Tiefgarageneinfahrt.» Auch darum wurde die Tiefgarage doppelstöckig. Und auch der Behindertenparkplatz und die Anordnung dessen sei ein viel diskutiertes Thema gewesen. «Zudem blieben auch wir nicht von Einwendungen verschont.» Wegen der nicht ganz einfachen Ausgangslage habe er sich über jeden Teilschritt gefreut, sagt André Bächinger. Welcher Moment bisher der schönste war? «Als wir nach dem Studienwettbewerb gesehen haben, wie schön das Projekt ins Dorf passt», sagt er. «Es ist kein Prunkbau, der ländliche Charakter passt. Aussen ist der Bau zurückhaltend, innen top modern», sagt Reto Schoch.
Eine Empfangshalle ist das Herz des neuen Bankgebäudes. Hier finden etwa Bargeldtransaktionen statt. «Aber nicht mehr an einem Schalter, sondern an Selbstbedienungsgeräten», sagt André Bächinger. Natürlich würden Mitarbeitende dabei helfen. «Es ist uns wichtig, dass unsere Mitarbeitenden der Kundschaft bei Herausforderungen helfen können», betont Reto Schoch. Zudem können der Bancomat und die Tresoranlage jederzeit genutzt werden. Neu gibt es zudem mehrere Gesprächsräume. Im ersten und zweiten Obergeschoss finden zudem Büroräume Platz. «Alle Mitarbeitenden haben ihren eigenen Arbeitsplatz», sagt Bächinger. Zudem bestünden Reserven. «Wir haben die Büros teils grosszügiger gestaltet, damit bei weiterem Wachstum mehr Arbeitsplätze Platz hätten und wir nicht wieder eine Wohnung umnutzen müssen.» Im Dachgeschoss wird es eine Begegnungszone geben, samt Aufenthalts- und Veranstaltungsraum. «Dieser wird auch extern nutzbar sein.»
Parzelle ausnutzen
Wie sich die Situation mit Arbeitskräften, aber auch im Bereich des Homeoffice entwickle, sei aber nicht einfach abzusehen. «Zudem haben wir Ziele und wollen weiter wachsen. Es wird nicht in den nächsten fünf Jahren sein, aber ja, das Wohngebäude kann als mögliche Reserve angeschaut werden. Wir sind also auch in Zukunft flexibel.» Überhaupt für ein zweites Gebäude mit Wohnungen haben sich die Verantwortlichen aus einem einfachen Grund entschieden: «Die Landreserven sind knapp. Dann gilt es die Parzellen auszunutzen, die man hat», sagt Schoch. 1½- bis 5½-Zimmer-Wohnungen entstehen.
Viele Stolpersteine wurden bereits überwunden. Nach dem Rückbau der bestehenden Gebäude soll im Januar mit dem Aushub gestartet werden. 10 000 Kubikmeter müssen raus. «Es ist in etwa jene Menge, die nachher mit dem Gebäude aus dem Boden ragt», veranschaulicht André Bächinger. An Herausforderungen werde es auch während der Bauzeit nicht mangeln. Bächinger erzählt von der gebohrten Rühlwand rund um die Baugrube, die erschütterungsarm gebohrt werde. Oder von der aufwendigen Spriessung, um das Einsturzrisiko der Grube zu eliminieren. Im Sommer 2026 soll das neue Gebäude bezogen werden. Knapp 20 Millionen Franken kostet das Projekt. «Am bestehenden Standort umzubauen, wäre ebenfalls sehr teuer gewesen», sagt André Bächinger. Plus hätte sich die unglückliche Parkierungssituation nicht geändert. Trotzdem, der Neubau ist ein Bekenntnis zum Standort Oberlunkhofen und ein deutliches Zeichen, dass die Raiffeisenbank Kelleramt-Albis sich weiterentwickeln will. «Wir sind in einem tollen Gebiet tätig», sagt André Bächinger.


