Guggibad ohne Fans?

  08.01.2021 Sport

Organisatoren der Grossanlässe im Ungewissen

Herbstlauf, Motocross oder Guggibad-Schwinget ob Buttwil: Den Organisatoren der sportlichen Grossanlässe im Freiamt geht es allen gleich. Es wird – soweit es geht – geplant und abgewartet, wie sich die Coronasituation entwickelt. Andreas Ender, Präsident des Schwingklubs Freiamt, hat mehrere Szenarien für das Guggibad-Schwinget im April im Kopf. Eine davon ist die Durchführung ohne Zuschauer. --spr


Planen und hoffen

Ausblick 2021: Wie gehen die Organisatoren der Grossanlässe mit der Situation um?

Von Motocross über Springkonkurrenz bis zum Schwingfest. Corona macht die Event-Planung schwierig. In der Freiämter Sportwelt werden die grösseren Anlässe trotzdem – so weit es geht – geplant. Warten und das Prinzip Hoffnung dominieren bei den Organisatoren.

Stefan Sprenger, Josip Lasic

«Die Massnahmen geben den Takt vor», fasst es Rolf Stadler, Chef der Wohler Leichtathleten, passend zusammen. So ergeht es momentan allen Organisatoren von grösseren Sportanlässen. Sei es der Reuss- oder Pfingstlauf, die Motocross-Events mit jeweils mehreren Tausend Zuschauern, das Guggibad-Schwinget oder die Springkonkurrenz in Wohlen: Bei allen herrscht grosse Unsicherheit, ob und in welchem Rahmen eine Durchführung möglich ist.

Guggibad-Schwinget: wahrscheinlich ohne Zuschauer

Guggibad-Schwinget, Buttwil: Das traditionelle Schwingfest konnte im letzten Jahr nicht durchgeführt werden. Am Guggibad-Schwinget waren in guten Jahren jeweils über tausend Schwing-Fans dabei. In diesem Jahr ist es für den 18. April geplant. Andreas Ender, Präsident des Schwingklubs Freiamt, sagt: «Die Ungewissheit ist gross. Für unsere Sportart sowieso, da Schwingen zu den Corona-Risikosportarten zählt. Es ist also wichtig, dass zuerst wieder trainiert werden kann. Frühestens nach vier Wochen Training kann das erste Schwingfest stattfinden.»

Der aktuelle Stand: Das Guggibad-Schwinget findet statt. Falls dies mit Zuschauern geschieht, die unterteilt in Sektoren mit dabei sein können, dann «wäre es kaum möglich, das Schwingfest kostendeckend durchzuführen», sagt Ender. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Guggibad-Schwinget ohne Zuschauer am wahrscheinlichsten.»

Leichtathletik-Events, Wohlen: Der TV Wohlen mit seiner Heimstätte Niedermatten ist seit Jahren Gastgeber von grösseren Leichtathletik-Veranstaltungen. 2021 sind das Schülermeeting, die kantonalen Meisterschaften, «de schnellscht Wohler» und Nachwuchsmeisterschaften geplant. Alles Anlässe, wo Hunderte Athleten am Start und auch viele Zuschauer zugegen sind. Rolf Stadler, Chef der Wohler Leichtathleten, organisiert diese Anlässe und hat grosse Erfahrung. Er meint: «Wir machen die Grundvorbereitungen. Wenn es die Situation erlaubt und es Sinn macht, mit den jeweiligen Massnahmen einen Anlass durchzuführen, dann tun wir das.»

«Schwung ist gebremst»

Auch in der Leichtathletik ist die Situation kompliziert. Die Hallenmeetings sind alle abgesagt. Trainingslager und Wettkämpfe sind nicht möglich. «Der Schwung ist gebremst», meint Stadler. Beim TV Wohlen dürfen momentan nur Julia Hammesfahr und Dominique Berger trainieren, da sie im nationalen Nachwuchskader fungieren. «Wie es mit den Anlässen aussieht, werden wir sehen.» Auch hier: Status quo.

Freiämter Cup, Hägglingen: Mehrere Hundert Turnerinnen und Turner sind jeweils am Freiämter Cup dabei. Dazu gehört auch die Party am Abend. Im Jahr 2021 sollte der Anlass in Hägglingen vom 21. bis 23. Mai durchgeführt werden – Jugendturnfest mit rund 600 Jugendlichen inklusive. Der STV Hägglingen feiert in diesem Jahr sein 111-Jahr-Jubiläum. Reto Stuber, Präsident des Kreisturnverbandes Freiamt, meint: «Wir planen, so weit wir können. Eine Absage ist einfacher, als nichts zu machen und dann kurzfristig zu organisieren.» Auch hier gibt es dieselben Probleme. Um das Turnfest durchzuführen, brauchen die einzelnen Vereine mehrere Wochen Vorlaufzeit. «Man muss die Darbietungen ja einstudieren und die Turner müssen vorab trainieren können.» Deadline ist Ende März. «Dann sehen wir, was möglich ist und ob es allenfalls eine abgespeckte Form des Freiämter Cups geben wird.» Der Kreisturnverband und der STV Hägglingen werden dies im März gemeinsam entscheiden.

Reusslauf ist abgesagt

Reusslauf, Bremgarten: Im letzten Jahr wurde der beliebte Lauf mit jeweils mehreren Tausend Teilnehmern kurzfristig abgesagt. Daraus hat das OK Konsequenzen gezogen für den Lauf, der am 27. Februar 2021 hätte stattfinden sollen. «Wir haben entschieden, dass dieses Jahr kein Reusslauf stattfinden wird», sagt OK-Präsident Stephan Gut. «Bei der aktuellen Situation ist nicht daran zu denken, etwas durchzuführen. Wir haben auch kaum Vorbereitungen getroffen. Es ist unschön, aber wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder einen Lauf durchführen können.»

Vorsichtiger Optimismus

Pfingstlauf, Wohlen: Das OK des Pfingstlaufs in Wohlen hat noch keine definitive Entscheidung getroffen. Susi Kohler, OK-Chefin des Pfingstlaufs, der provisorisch für den 22. Mai terminiert ist, sagt: «Wir planen den Lauf, aber mit Vorsicht. Eine definitive Entscheidung werden wir im Februar treffen.» Die bisherige Vorbereitung beruht darauf, mit den wichtigsten Sponsoren Kontakt aufzunehmen. «Im Worst Case haben wir keine Einnahmen, aber auch kaum Auslagen gehabt.»

Herbstlauf, Muri: Der Herbstlauf in Muri ist erst auf den 4. September terminiert. Die Murianer haben also noch mehr Zeit. «Ich hoffe, dass bis dahin mit den Massnahmen und den Impfungen Ruhe reinkommt», sagt OK-Chefin Anita Elliker. «Wir sind vorsichtig optimistisch. Aber im März sollten wir bald mit der Organisation loslegen können. Wenn wir Gewissheit hätten, wäre es einfacher, selbst wenn wir wüssten, dass der Lauf nicht stattfindet.»

Verschiedene Philosophien im Motocross

Motocross Wohlen, Hilfikon: «Es ist momentan enorm schwierig», sagt Ueli Hilfiker, OK-Chef vom Motocross Wohlen. Zusammen mit seiner Frau Gisela hat er ein Schutzkonzept für den Event vom 17. und 18. April entwickelt. Das Konzept beinhaltet eine App, bei der man sich registrieren müsste für ein allfälliges Contact Tracing. Mit dem Kanton ist das Schutzkonzept abgesprochen. Laut Hilfiker gibt es noch einige kleine Sachen zum Einarbeiten, aber so weit sei es abgesegnet. «Nur nützt das nichts, solange der Bund keine Veranstaltungen mit Zuschauer erlaubt», sagt der OK-Präsident.

Aktuell arbeitet das OK des Motocross Wohlen mit drei Szenarien. Als Grossanlass mit unbegrenzter Zuschauerzahl, begrenzt auf tausend Besucher oder sogar ohne Publikum. «Die wichtigsten Sponsoren wären an Bord. Der Sport würde im Mittelpunkt stehen und wir können den nach wie vor motivierten Helfern etwas geben. Das Ziel wäre es, zumindest keinen Verlust zu machen.» An Hilfiker nagt die Ungewissheit. «Normalerweise wären wir jetzt voll in den Vorbereitungen, aber wir können nicht starten. Mitte März entscheiden wir definitiv.»

Motocross Muri, Muri: Beat Gassmann, OK-Chef des Motocross Muri, hatte gestern Donnerstag ein Treffen mit Hilfiker. Grund: Er will sich das Schutzkonzept ansehen. Ein Motocross ohne Zuschauer ist für ihn keine Option. «Entweder keine Einschränkungen oder kein Motocross», sagt er. «Am 5. April entscheiden wir spätestens. Aber einen Riesenaufwand betreiben und dann kommen die Leute nicht wegen Einschränkungen, wegen Alkoholverbot, wegen Angst vor dem Virus. Nein. Wir setzen auf Qualität. Dann warte ich lieber ein Jahr. Das Team ist motiviert. Die geben auch 2022 Vollgas. Lieber so als jetzt etwas Halbbatziges.»

Hoffnung auf Impfung

Springkonkurrenz, Wohlen: Christoph Keller, Co-OK-Präsident der Springkonkurrenz in Wohlen, sagt, dass er und sein Team schon voll in der Vorbereitung stecken. Der Anlass soll vom 24. bis zum 26. Juli durchgeführt werden. «Wenn man in den Medien hört, dass bis Juni alle durchgeimpft werden sollen, habe ich Hoffnung. Ebenfalls, weil es im Juli wärmer ist und die Infektionszahlen im letzten Sommer zurückgingen.»

Keller sagt, dass die Springkonkurrenz wie alle Anlässe keine Planungssicherheit hat. «Aber wir müssen mit der Organisation anfangen. Wäre der Anlass im Frühling, wäre ich pessimistischer, aber so haben wir etwas Zeit bis zum Anlass, den wir sehr gern durchführen wollen.»

Den Organisatoren der Freiämter Grossanlässe bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und so weit es geht zu planen – und zu hoffen.


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