Handel hinterliess Spuren

  15.10.2021 Bremgarten

Marktregelungen in Bremgarten gibt es seit dem 14. Jahrhundert

Bremgarten feiert die zwanzigste Durchführung des «Markts der Vielfalt» mit vier guten Themen: historisches Handwerk, Altstadt-Neuwarenmarkt, Broccante (Antikwarenmarkt) und Mittelaltermarkt. Rückblicke in schöne Geschichte.

Das Bremgarter Stadtrecht und damit das Recht, Märkte abzuhalten, ist viele Hunderte Jahre alt. Die «alten» Bremgarter trieben immer Handel, waren Tuchhändler zu Como, zu Frankfurt und an der Zurzacher Messe. Das Stadtrodel aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bestimmte: Wer jenseits der Reussbrücke wohnt, darf nicht bereits dort Waren einkaufen, die für den Markt bestimmt sind. Gaststätten und Verkaufsbuden wurden dort nicht gelitten. Nur ein Bäcker durfte sein Brot und ein Schmied sein selbstverarbeitetes Eisen feilhalten.

Auf den Jahrmärkten erschienen fahrende Händler und fremde Kaufleute. Sie vermittelten Waren aus weiter Ferne: kostbare Stoffe, Gewürze, Spezereien, Geschmeide. Salz, Wein, Getreide und Tuche wurden an diesen Tagen auch von unternehmungslustigen Bremgartern gehandelt.

Das Marktrecht war ein wesentlicher Teil des Stadtrechts und der Markt genoss besonderen Rechtsschutz. Der Rat führte Aufsicht über Masse, Gewichte und Münzen. Eine eigene Münze besass die kleine Stadt aber nie. (Heute ist ein am alten Zoll eigengeprägter Taler während dem «Markt der Vielfalt» ein gültiges Zahlungsmittel und vor allem ein Sammelobjekt).

Die alten Märkte spielten sich ursprünglich unter freiem Himmel ab, vor allem in der Marktgasse, die zwei Brunnen besass und vom Stadtbach durchfl ossen wurde. Schon früh suchte man verderbliche Waren vor den Unbilden der Witterung zu schützen. Bereits 1381 verlieh Herzog Leopold der Dritte von Österreich der Stadt Bremgarten die Einkünfte der Kaufhäuser und Schaalen (Fleischbänke), da sie solche «sowohl zum eigenen wie der Herrschaft Vorteil» errichtet habe. Im Laufe der Zeit erwarb die Stadt Häuser, die dem Umsatz bestimmter Produkte vorbehalten blieben.

Nichtsperrige Güter – auch Korn – wurden im Kaufhaus am oberen östlichen Ende der Marktgasse, Hafer im 1527 errichteten «Haberhaus» gehandelt und gelagert. Auf den Zusammenhang mit Markt und Gewerbe weisen alte Gassennamen hin: «Schwin» (heute Antonigasse), «Korn(Rechen-)gasse», «Metzgergasse» und «Webergasse» (oberer Teil der heutigen Schlosser- und einstigen Villingergasse). Der Stadt kamen bescheidene Benutzungsgebühren und beachtliche Zölle zugute. Die Obrigkeit strebte nach Beschränkung des Zwischenhandels, der die Waren verteuerte. So verbot man den «Fürkauf», den Vorwegund Aufkauf zur Beherrschung der Preise. Die Bürger hatten in vielen Fällen das Vorkaufsrecht. Für manche Waren galt Marktzwang, so für Fische, die in den städtischen Fischenzen gefangen wurden. Wer den Fang nicht im eigenen Haushalt verwenden konnte, hatte ihn auf dem Bremgarter Markt feilzuhalten. Das galt auch für landwirtschaftliche Produkte aus dem Keller- und dem Niederamt.

Sechs Jahres- und Viehmärkte
Ausser dem für Lebensmittel reservierten Wochenmarkt gab es sechs Jahr- und Viehmärkte. 1819 waren das der Fasnachts-, der Oster-, der Pfingst-, der Bartholomäus- (24. August), der Allerheiligen- und der Weihnachtsmarkt. Besonders gross war das Einzugsgebiet des Viehmarktes, das bis in die Innerschweiz und in den Schwarzwald reichte. Die auch im «Städtlein von heute» (nach einer Publikation von 1991) blühenden Jahrmärkte, vor allem am Oster- und Pfingstmontag, setzen eine jahrhundertealte Tradition fort.

Handel und Gewerbe zeigten das typische Bild einer Kleinstadt: weitgehende Befriedigung der Bedürfnisse durch Austausch innerhalb eines begrenzten eigenen Wirtschaftsraumes; Beschränkung des Exportes auf landwirtschaftliche und wenige gewerbliche Erzeugnisse und Einengung des Importes auf einige notwendige Güter und ausgesprochene Luxusartikel. --rts

Diese Darlegung ist ein gekürzter Abschnitt aus der Dissertation von Dr. phil. Eugen Bürgisser (1909 – 2000), Historiker in Bremgarten. Sie trägt den Titel «Bremgarten im Mittelalter», editiert 1937. Zur Verfügung gestellt von Historiker Fridolin Kurmann.

 


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