Hier Kritik – da nur Positives
23.09.2025 Wohlen, WahlenWas meinen die beiden Gemeindeammann-Kandidaten zur prognostizierten Rekordverschuldung?
Herausforderer Roland Vogt (SVP) sieht die Ausgangslage mit der drohenden Rekordverschuldung sehr kritisch. Amtsinhaber Arsène Perroud (SP) betont praktisch nur das Positive der ...
Was meinen die beiden Gemeindeammann-Kandidaten zur prognostizierten Rekordverschuldung?
Herausforderer Roland Vogt (SVP) sieht die Ausgangslage mit der drohenden Rekordverschuldung sehr kritisch. Amtsinhaber Arsène Perroud (SP) betont praktisch nur das Positive der anstehenden Investitionen.
Daniel Marti
Was sagen die beiden Gemeindeammann-Kandidaten zu den Finanzprognosen? Also zu den Rekordwerten bei Nettoverschuldung (157 Millionen) und Pro-Kopf-Verschuldung (fast 8000 Franken), die im Jahr 2031 erwartet werden? Oder wie könnte denn ein möglicher Plan aussehen, damit die Gemeinde eine finanzielle Entspannung erfahren könnte? Herausforderer Roland Vogt (SVP) sieht die Ausgangslage sehr kritisch. Amtsinhaber Arsène Perroud streicht vor allem das Positive heraus – und geht kaum auf die Fragestellung ein.
Roland Vogt: «Sonst geht es ins Endlose»
Der SVP-Kandidat wird recht konkret. «Wohlen kann diese Rekordwerte für die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus nie und nimmer finanzieren», nimmt Vogt klar Stellung. «Nettoschulden von über 150 Millionen müssen gebremst werden, sonst werden die Steuern in Wohlen ins Endlose steigen, und die nächsten Generationen werden den Preis bezahlen müssen.»
Das ist eine klare Kampfansage in die entgegengesetzte Richtung. Vogt erinnert daran, dass bei den prognostizierten Rekordwerten «weitere Projekte wie die Auswirkungen eines neuen kommunalen Gesamtplans Verkehr oder eines regionales Entwicklungsleitbildes noch gar nicht berücksichtigt sind».
Vogt hat auch die Schuldenlast analysiert. «Schuld an dieser Nettoverschuldung und der Pro-Kopf-Verschuldung von bald einmal 8000 Franken ist das ungebremste Wachstum in Wohlen und in unserer Region.» Alles basiert laut Vogt auf Prognosen des Kantons und von externen Beratern, «die von einem jährlichen Wachstum in der Schweiz von der Grösse der Stadt St.Gallen ausgehen». Diese Entwicklung könne nun mal nicht gut gehen «und die Probleme sind offensichtlich. Wohnungsnot, Ärztemangel, Strommangel, Verkehrsüberlastung, steigende Kriminalität.»
Der SVP-Vertreter schwenkt dann jedoch auf die nationale Politik über: «Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden es in der Hand haben, diesem Albtraum ein Ende zu setzen.» Sie können bei der Nachhaltigkeits-Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz» ein Zeichen setzen. «Will es das Volk anders, wird es zu einer Verzichtsplanung in Wohlen kommen», führt er die Folgen zurück auf die Region. «Grossprojekte müssen dann nach hinten verschoben werden, oder es müssen pragmatische Lösungen auf den Tisch.» Roland Vogt nennt jetzt schon jene, die dann Schmerzensgeld bezahlen müssen. «Treffen wird es dabei besonders die Bildung, den mit Abstand grössten Kostentreiber.»
Arsène Perroud: Ab 2032 gehen die Werte runter
Arsène Perroud geht dagegen kaum darauf ein, dass die Rekordzahlen grosse Sorgen bereiten könnten. «Die im Finanzplan ausgewiesenen Zahlen zeigen vor allem eines: Wohlen investiert gezielt in seine Zukunft. Wir befinden uns in einer Investitionsphase. Darum sinkt die Verschuldung ab dem Jahr 2032 auch wieder so, wie sie aktuell steigt.» Es gehe bei den Investitionen nicht etwa um ein «blindes Aufblähen der Ausgaben, sondern um Investitionen, die einen realen Gegenwert schaffen», so Perroud. «Jeder Franken, den wir in die Hand nehmen, stärkt die Lebensqualität, die Standortattraktivität und die Handlungsfähigkeit unserer Gemeinde.»
Die Schulraumprojekte sind laut Perroud ein gutes Beispiel: «Ohne zeitgemässe Infrastruktur riskieren wir, dass unsere Kinder in teuren Provisorien unterrichtet werden müssen und dass Wohlen als Bildungsstandort an Attraktivität verliert.» Es gehe nicht um Luxus, sondern um Mehrwert für die Bevölkerung und für die Wirtschaft.
Von neuen Impulsen profitieren
Der SP-Mann hebt die Budgetgenauigkeit und Budgetdisziplin, die sehr hoch sind, hervor. Dieser Kurs müsse konsequent weitergeführt werden. «Prioritäten setzen, Schritt für Schritt realisieren und auf die Lebenszykluskosten achten.» Zur finanziellen Entlastung zählt laut Perroud die Einnahmenseite, die es zu stärken gilt. Der Pro-Kopf-Steuerertrag sei in den vergangenen Jahren bereits gestiegen, «das ist positiv. Unser Ziel muss es sein, Wohlen und die Region als attraktiven Standort für wertschöpfungsstarke Unternehmen mit qualifizierten Arbeitsplätzen zu positionieren. Somit sorgen wir, dass die Gemeinde von zusätzlicher Kaufkraft und neuen Impulsen profitiert», betont er. Zudem ist Perroud überzeugt davon, «dass wir mehr Entlastung erreichen, wenn wir gezielt in Projekte investieren, die langfristig Kosten senken und Chancen eröffnen, als mit einem reinen Sparkurs». Deshalb brauche es einen «langfristigen Blick, den Mut, eine klare Haltung zu beziehen, sowie die Bereitschaft, grosse Aufgaben anzupacken».