Holz als Wertstoff bewusst machen
02.09.2025 Region Oberfreiamt, BettwilSpannender Waldumgang mit dem Forstbetrieb Lindenberg in Bettwil
Für die Mehrheit der Bevölkerung steht der Wald für Naherholung und für Natur. Das Holz als Rohstoff, als ökonomischer Wert ist weniger bewusst. Genau da hat der Forstbetrieb ...
Spannender Waldumgang mit dem Forstbetrieb Lindenberg in Bettwil
Für die Mehrheit der Bevölkerung steht der Wald für Naherholung und für Natur. Das Holz als Rohstoff, als ökonomischer Wert ist weniger bewusst. Genau da hat der Forstbetrieb Lindenberg bei seinem Waldumgang in Bettwil angesetzt.
Thomas Stöckli
Nicht jedes Holz eignet sich für den Möbelschreiner, sagt Silvan Meyer, Leiter des Forstbetriebs Lindenberg. Das sei der höchststehenden Qualität vorbehalten, «dem Besten, was wir produzieren können». Es folgen das Holz für die Fensterlädenproduktion und Furnierware. Die nächsttiefere Qualität deckt den Bauholz-Bedarf ab, von Dachbalken über Schaltafeln bis zu Holzlatten.
Für die vier bis sechs Meter langen Nadelholz-Stämme ohne dicke Äste sind hier verschiedene Schreinereien die Abnehmer, die meisten in der Region. «Unser Holz geht allgemein nicht sehr weit», so Meyer, «schliesslich soll hinter dem fertigen Produkt möglichst wenig graue Energie stehen.» Das ist denn auch der grosse ökologische Vorteil, mit dem Holz aus der Region auftrumpfen kann. Ökonomisch ist es schwierig bis unmöglich, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Nur schon die Bodenpreise und das Lohnniveau würden dies verhindern.
Kaskadenmodell der Holznutzung
Was auch diese Qualitätsansprüche nicht erfüllt, wird Feuerholz. Dabei decken verschiedene Holzarten unterschiedliche Bedürfnisse ab, je nachdem, ob es hell brennen, fein riechen oder Hitze erzeugen soll. Wichtig ist hier: Das Holz muss spaltbar sein, darf also nicht über zu viele Äste verfügen. 850 Ster Brennholz produziert der Forstbetrieb pro Jahr. Rund 40 Prozent werden selbst weiterverarbeitet und getrocknet, der Rest frisch ab Waldstrasse abgeholt und von der Kundschaft selbst trockengelagert. «Vieles geht ins Tessin», so der Forstbetriebsleiter.
Die Qualitätseinteilung geht noch weiter, Silvan Meyer spricht von einer «Kaskaden-Nutzung». die zweitunterste Stufe ist demnach das Schleifholz, vorwiegend aus Fichte und Tanne, das zu Papier verarbeitet wird. Hier geht es darum, das Sägemehl komplett trockenzubekommen. Und die letzte Stufe ist schliesslich das Hackholz. «Rund die Hälfte der Holzschnitzel werden direkt im Einzugsgebiet der Forstregion verfeuert, der Rest nicht weiter weg als bis Bremgarten oder ins Luzerner Seetal.»
Zukunftsperspektiven abwägen
Das Kaskadenmodell veranschaulicht, wohin man beim Forstbetrieb hinarbeitet. Auf Qualität statt nur Quantität. Will heissen, dass man um besonders vielversprechende Bäume Platz schafft. «Zukunftsbäume» werden diese genannt. Es sind vitale, stabile Bäume, die an einem für sie passenden Standort wachsen und einen möglichst langen astfreien Bereich aufweisen. «Einen Stamm, an dem der Schreiner, das Furnierwerk oder die Sägerei Freude haben», bringt es Förster Urs Meyer auf den Punkt. Als Beispiel zeigt er einen Bergahorn, der diese Kriterien erfüllt.
Einige Meter weiter stehen eine Buche und eine Fichte unmittelbar nebeneinander. Die Buche ist im unteren Bereich zu stark verzweigt, die Fichte allerdings bis auf fünfeinhalb Meter Höhe astfrei. Entsprechend setzt der Forstbetrieb auf die Fichte. Die Buche wird mit dem Vollernter entfernt, das gleiche Schicksal blüht drei anderen Bäumen, die zu nahe dran stehen.
Vollernter im Einsatz
Staunend verfolgen die Gäste des Waldumgangs, wie der Vollernter die Bäume in wenigen Sekunden fällt, entastet und in Stücke schneidet. Dann bietet sich ihnen die Gelegenheit, das beeindruckende Gefährt aus nächster Nähe zu bestaunen. Rund 100 Interessierte haben sich zum Waldumgang eingefunden. In zwei Gruppen werden sie durch die Posten geführt.
Unterwegs gibt es Gelegenheit, anhand von 20 Fragen das eigene Waldwissen unter Beweis zu stellen. Ob Eiche oder Birke, das lässt sich noch leicht unterscheiden, bei Schwarz-, Kreuz- oder Weissdorn wird es schon schwieriger. Und um alles richtig zu haben, gilt es sogar Berg-, Feld- und Spitzahorn zu unterscheiden.