Holz ist nicht gleich Holz
16.09.2025 MuriHolz und seine Verwertung
Waldumgang in Muri zog über 70 Besucher an
Förster Oliver Eichenberger und sein Team haben elf Experten zur Holzverarbeitung eingeladen. Diese erklärten unterhaltsam, aber auch informativ, was aus Holz angefertigt ...
Holz und seine Verwertung
Waldumgang in Muri zog über 70 Besucher an
Förster Oliver Eichenberger und sein Team haben elf Experten zur Holzverarbeitung eingeladen. Diese erklärten unterhaltsam, aber auch informativ, was aus Holz angefertigt werden kann. Die Besucher hörten an den elf Posten viel Wissenswertes. Zum Abschluss des Anlasses offerierte die organisierende Ortsbürgergemeinde eine Wurst zur Stärkung. --vaw
Waldumgang der Ortsbürgergemeinde Muri am Tag des Holzes bringt Einblicke in die Holzverarbeitung
Rund siebzig Murianerinnen und Murianer besuchten den Waldumgang beim Werkhof Maiholz. Die Ortsbürger und das Forstteam von Förster Oliver Eichenberger haben sich dazu etwas Spezielles einfallen lassen. Sie zeigten auf, was alles aus Holz entstehen kann.
Verena Anna Wigger
An zehn verschiedenen Posten haben die Experten, die Oliver Eichenberger eingeladen hat, den Besuchern die Verarbeitung von Holz aufgezeigt. Vom bekannten Sägeholz über das Industrieholz, bei dem es weitere Unterteilungen in Schleifholz, Zelluloseholz, Plattenholz, Holzwolleholz, Energieholz gibt. Bis hin zum «Bürdeliholz» gab es spannende Einblicke in diesen nachwachsenden Rohstoff.
Totholz ist lebendig
«Totholz lebt fast mehr als die gesunden Bäume», erklärt Kreisförster Rolf Fankhauser an seinem Posten. Er wies darauf hin, dass der Wald Schutz-, Naturschutz- und Wohlfahrtsfunktion habe. Denn Wälder werden häufig als Naherholungsräume genutzt. Früher habe man den Wald ausgeräumt, erklärte der Förster. Es hätte keine Äste und Altholz im Wald gelegen. Heute lasse man bewusst abgestorbene Bäume und Holz im Wald stehen. Dies diene sowohl als Nahrung und Wohnraum für vielerlei Insekten und Kleintiere als auch für Flechten und Pilze. Die Holräume abgestorbener Bäume dienen als Brutplätze für Insekten und Käfer und deren Larven. Dazu fänden Igel in Baumstrümpfen Unterschlupf, aber auch Moos finde hier Platz, um sich auszubreiten. So entstehe ein natürlicher Kreislauf, und durch das Verrotten des Holzes würden die Nährstoffe dem Boden wieder zugeführt. In seinem Fazit ging Fankhauser darauf ein, dass ein Wald heute dahingehend gepflegt werden soll, dass es verschiedene einheimische Baumarten darin haben sollte. Dies erklärte er damit, dass auf einer einheimischen Eiche rund 1200 Käfer und Insekten leben. Bei einer amerikanischen Eiche seien dies lediglich 400 davon. Dazu sollen die verschiedenen Formen gefördert werden und «Altholz-Inseln» oder stehende Totholzbäume sollen ihren Raum im Wald haben.
Industrieholz
Wenn das Holz jedoch geschlagen ist und für die Weiterverarbeitung abgeführt wird, dann entscheiden Wuchs, Befall von Käfern oder Pilzen darüber, zu welchem Holzhändler die Stämme geliefert werden. Sobald es Käfer und Pilzbefall hat, wird das Holz als Industrieholz verwendet. Simon Kalt von der Firma Zehnder in Einsiedeln gab Einblick in die Verarbeitung des Unternehmens, welches Paletten, Verpackungen und Holzspindeln herstellt. «Wir brauchen Massenholz», sagte Kalt gleich zu Beginn. Sie verarbeiten pro Tag 4 Lastwagen voll Holz, was rund 22 Kubikmeter sind. Diese Stämme können Nadelhölzer, Fichten, Lärchen, Tannen oder auch Douglasien sein. Daher freuen sie sich, dass Forstbetriebe wie der lokale Betrieb ihre Lieferanten sind. Das restliche Holz müssen auch sie aus dem Ausland importieren.
«Bei Verpackungen ist es gleich, wenn sie Rotfärbungen haben», sagte Kalt. Dabei ist auch bei ihnen Holz nicht gleich Holz. Denn Paletten, welche für die Lebensmittelindustrie verwendet werden, haben einen anderen Standard als jene, die man im Baugewerbe einsetzt. Sie produzieren Euro-Paletten laut europäischem Standard. Dafür wird das Unternehmen monatlich unangemeldet kontrolliert. «Damit wir ja keine Käfer oder anderes Ungeziefer mit exportieren», erklärt Kalt. Das Unternehmen produziert auch Kleinstpaletten bis zu XXL-Versionen. Wenn Paletten produziert werden, dann jeweils 400 Stück in der Stunde. Dazu stellt das Schwyzer Unternehmen rund 60 000 Verpackungseinheiten für einen Schweizer Waschmaschinen-Hersteller. Mit Aussparungen und Beschriftung, sodass diese direkt in der Fabrikation eingesetzt werden können. Dass Industrieholz nicht gleich Industrieholz ist, war allein schon daran zu sehen, dass sich gleich vier Posten mit dem Thema befasst haben.
«Bürdeli» machen für den Eigenbedarf
Dazu gab es einen Stand, an dem «Bürdeli» gemacht wurden. Einer der letzten Staudenmacher in der Region ist Hans Wipf. Er führte die interessierten Besucherinnen und Besucher in die Arbeit ein. Und verriet dabei auch, dass diese unterschiedlich benannt werden. «Bürdeli», «Stude» oder «Wälle» sind durchaus geläufige Namen. Nicht ganz unfreiwillig macht Wipf heute selbst «Stude». Vor Jahren hatte er in seinem Haus einen Ofen eingebaut, der mit Stauden geheizt wird. Da es in der Region keine Staudenmacher mehr gibt, musste er sich unweigerlich selbst wieder ans Binden der Zweige machen. Dabei wies er darauf hin, dass man früher Staudenmacher daran erkannte, dass sie anschliessend das Reisig verbrannten, was heute verboten sei. Gut sei es auch, zu Hause genügend Platz für die «Bürdeli» zu haben, denn die fertigen «Stude» müssen vor dem Gebrauch zwei Jahre trocknen. Dass das Handwerk heute fast nicht mehr betrieben wird, ist sicherlich der aufwendigen Arbeit geschuldet. Wipf hat ausgerechnet, dass er mit Sammeln der Zweige, abasten, ablängen, anziehen und wieder ablängen, pro Stunde zweieinhalb «Bürdeli» schafft.