Huwylers zweiter Streich

  11.09.2020 Region Oberfreiamt

«Frau Morgenstern und der Verrat» erscheint

«Die Mordslady ist zurück.» Mit diesem Satz bewirbt der in Merenschwand aufgewachsene Autor Marcel Huwyler sein zweites Buch. «Frau Morgenstern und der Verrat» erscheint noch diesen Monat. Diese Zeitung trifft Marcel Huwyler in seiner alten Heimat, spricht mit ihm über seine Erinnerungen an früher, die Reaktionen auf sein erstes Buch und das Leben als Autor.

Das Treffen findet im neuen Café Bistro Eule in Merenschwand statt. Und das nicht zufällig. --ake


Frau Morgenstern zum Zweiten

Autor Marcel Huwyler spricht über sein zweites Buch «Frau Morgenstern und der Verrat»

Er ist in Merenschwand aufgewachsen, war in Muri Lehrer, arbeitet erfolgreich als Journalist und jetzt auch als Autor. Marcel Huwylers Weg ging weg vom Freiamt. Doch die Verbindung bleibt, gerade in den letzten Monaten.

Annemarie Keusch

«Meerschwand» heisst die Justizvollzugsanstalt in Marcel Huwylers zweitem Buch «Frau Morgenstern und der Verrat». Hat er so schlimme Erinnerungen an die Jugend? Der Autor grinst. «Nein, gar nicht.» Der Kleinste sei er meistens gewesen. «Aber der Lauteste, also musste ich möglichst schnell wegrennen können.» Marcel Huwyler redet viel – und schnell. Von den gepflästerten Randsteinen unterhalb des «Schwanens» etwa. «Gerade kürzlich habe ich sie beim Spazieren durchs Dorf wiedererkannt. Das war ein rührender Moment.» Was ironisch tönt, meint Huwyler ernst. «Ich wusste zum Beispiel, jetzt kommt der Stein, der ein wenig höher ist als die anderen.» Es sind ganz klare Erinnerungen an seine Jugend.

Und diese liess der Autor, der nach fünf Jahren am Ägerisee kürzlich an den Lauerzersee zügelte, diesen Sommer stärker aufleben als sonst. «Ich war während des Lockdowns der Essenslieferdienst für meine Eltern», sagt Huwyler. So oft wie selten zuvor war er folglich in der Heimat. Überhaupt, Huwyler spricht davon, noch nie einen so guten Sommer wie diesen erlebt zu haben. «Ich hatte einfach luxuriös viel Zeit.»

Marcel Huwyler, der «Huwyler»-Wirt

Dass das Gefängnis in seinem zweiten Krimi «Meerschwand» heisst, hat also einen anderen Hintergrund. «Ich hasste es früher, Bücher interpretieren zu müssen.» Als er hörte, dass eine Schülerin in Thun ihre Abschlussarbeit über seinen ersten Krimi «Frau Morgenstern und das Böse» schrieb, konnte er es sich nicht verkneifen: «So haben die Schülerinnen und Schüler etwas zu interpretieren. Sie werden darüber sprechen, dass meine Jugend mein Gefängnis war, obwohl es nicht stimmt.» Marcel Huwyler lacht.

Im neuen Café-Bistro Eule sitzt er an einem Tisch. Er kennt viele, die ein und aus gehen. «Der war mal in der Feuerwehr», sagt Marcel Huwyler. Genau dies ist die Tatsache, warum es ihn wegzog. «Ich wollte nicht mein Leben lang ‹im Wagner Seppi siine› sein.» Huwyler brach aus, wenn auch nur nach Muri. Nach einiger Zeit als Primarlehrer wechselte er das Berufsfeld, wurde Journalist und ist mittlerweile auch Autor.

Die Verbindung zur Heimat aber bleibt, nur schon durch den Nachnamen. «Der frühere Wirt im Restaurant Huwyler trug denselben Vornamen, wie ich. Es gab es oft und gibt es immer noch, dass es zu Verwechslungen kommt. Als Kind wurden einmal seine Getränke zu mir geliefert und meine Legos zu ihm.»

Unzählige Lesungen warten

Ein Jahr ist es her, dass Marcel Huwyler mit «Frau Morgenstern und das Böse» seine Autorenkarriere lancierte. Und wie. Er konnte sein Werk an der Frankfurter Buchmesse präsentieren, «im Bienenstock der deutschsprachigen Literatur». Und Huwyler weiss, dass das zweite Buch eigentlich noch mehr bedeutet. «Jetzt glaubt niemand mehr, dass ich eine Eintagsfliege bin.» Noch diesen Monat erscheint «Frau Morgenstern und der Verrat». «Natürlich habe ich gehofft, dass meine Krimis einschlagen», sagt Huwyler. Lange musste er jedoch warten, bis die Zusage eines Verlages kam. «Meine Geschichten enthalten Thriller- und Psychoelemente und sind teilweise auch komödiantisch.» Weder Fisch noch Vogel – negativ ausgedrückt. Mal etwas Neues, etwas anderes – positiv ausgedrückt

Lesungen sind en masse geplant, ab Oktober geht es los. Huwyler muss gar absagen, um pro Woche einen Abend freihalten zu können. «Ich liebe das», sagt er. In der ganzen Schweiz ist er unterwegs, von Foyers in kleinen Dörfern bis zu noblen Hotels in Kurorten. «Ich lerne dadurch Dörfer kennen, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt.» Das Ziel ist klar: Huwyler will dereinst seinen Lebensunterhalt als Autor verdienen.

Tochter der Politikerin ist tot

Wie im ersten Krimi steht auch im zweiten Violetta Morgenstern im Zentrum. Sie hat eine ganz eigene Vorstellung von Gut und Böse – und die kann sie in ihrem Job als Auftragsmörderin im Namen des Staates ungestraft in die Tat umsetzen. Ihr neuester Auftrag ist jedoch ungewöhnlich: Gemeinsam mit Ex-Söldner Miguel Schlunegger soll Violetta den Anschlag auf eine beliebte Politikerin aufklären. Felicitas Saminada wurde vor laufender Kamera angeschossen – ein Querschläger tötete ihre kleine Tochter. Das Ermittlerduo kommt einer Verschwörung auf die Spur, die die nationale Sicherheit gefährdet. Mysteriöse Beweise tauchen auf, Mitwisser sterben, neue Anschläge geschehen. Während Schlunegger selbst ins Schussfeld des Komplotts gerät, erfährt Morgenstern ein Familiengeheimnis, das sie fast um den Verstand bringt.

Winter und Kamel

Persönlich findet Huwyler das zweite Buch besser. «Kein Kitsch mehr», sagt er. Keine Namen von Bekannten mehr, die er einfliessen liess. Nicht mehr die gleichen Fehler. Mehr Erfahrung, auch im Umgang mit dem ganzen Team des Verlags. «Ich wurde in meinem Leben noch nie so bemuttert», sagt er.

An der Kriminacht in Muri

Das Coronavirus stoppte die Serienverfilmung seines ersten Buches, Hörbücher kommen, das dritte Werk ist in Planung. Dafür hat Huwyler ein Stipendium ergattert – «in meinem Alter» – und geht im Januar für ein halbes Jahr nach Berlin. Eine Einladung von der Botschaft habe er schon erhalten. «Ich werde wohl oder übel eine Krawatte mitnehmen müssen.»

Sein drittes Buch werde er seiner Frau widmen, sagt Huwyler. Das erste war für seine Eltern. Beim zweiten steht «Für den Winter und das Kamel». Huwyler ahnte, dass die Frage kommt. «Eigentlich schrieb ich für Lukas und Fabian, meine Söhne.» Die Antwort der Söhne: «Zum Glück hast du nicht die Übernamen von früher genommen.» Also stehen sie jetzt da, die Übernamen von früher: Winter und Kamel.

Apropos Winter, am 13. November kommt Marcel Huwyler mit seinen Krimis an die Murianer Kriminacht der Volkshochschule. «Ich freue mich. Vor Heimpublikum ist der Druck immer anders, aber immer da.»


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