«Ich könnte noch viel mehr»
28.03.2024 Sport, FussballFussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Dietikon (Samstag, 16 Uhr, Niedermatten)
Zwei Teams in guter Form treffen aufeinander. Der FC Wohlen hat mit dem FC Dietikon noch eine dicke Rechnung aus dem Hinspiel offen. «Der Gegner interessiert mich nicht, wir ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Dietikon (Samstag, 16 Uhr, Niedermatten)
Zwei Teams in guter Form treffen aufeinander. Der FC Wohlen hat mit dem FC Dietikon noch eine dicke Rechnung aus dem Hinspiel offen. «Der Gegner interessiert mich nicht, wir schauen auf uns», sagt Wohlens Noel Romano.
Stefan Sprenger
«Ich habe das Gefühl, wir sind eine richtige Mannschaft geworden.» Noel Romano, 20 Jahre jung, erlebt gerade Hochzeiten. Sein Team und auch er persönlich. «Wir ackern füreinander. Alle für einen. Einer für alle. Wir sind in der Winterpause stark zusammengewachsen. Das zeigt sich auch anhand der Resultate», sagt Offensivspieler Romano weiter. 1:1 gegen Muri, 1:0 gegen Emmenbrücke, 1:1 gegen Solothurn, 2:0 gegen Bassecourt, 0:0 gegen Köniz. Der FC Wohlen hat im neuen Jahr nie verloren und in fünf Spielen nur zwei Gegentore kassiert. So stark war die Abwehr seit Jahren nicht mehr wie aktuell.
Fussballgen liegt in Familie
Was ist in der Winterpause passiert? Romano erklärt: «Wir sind eingespielter geworden. Auch abseits des Platzes sind wir noch eingeschworener geworden. Die Vorbereitung war sehr gut, der Trainerstaff macht einen starken Job. Und wir Spieler sind alle motiviert und wollen etwas bewirken.»
Und das auch längerfristig. Es sieht danach aus, als ob dieser FC Wohlen grossmehrheitlich auch nächste Saison in dieser Zusammenstellung spielen will. «Never change a winning team», wie es so schön heisst. Romano jedenfalls will beim FC Wohlen bleiben. Die Verlängerung seines Vertrags scheint nur Formsache zu sein. «Mit sechs Jahren habe ich beim FC Wohlen angefangen. Mir passt es hier bestens.»
Das Fussballgen liegt in seiner Familie. Sein Cousin ist Daniele Romano (FC Baden). Sein Vater ist Salvatore Romano, früherer Profifussballer und späterer Trainer (der gerade eine Pause vom Fussball nimmt). Noel Romano spielt immer beim FC Wohlen, mit Ausnahme eines kurzen Abstechers zum Team Aargau (U15 und U16). «Ich wohne wenige Minuten vom Stadion weg. Der FC Wohlen ist mein Verein. Wieso sollte ich weg?», sagt er. Romano, der 2022 sein Debüt in der ersten Mannschaft gab, mag den Mix im Team. Mit den jüngeren Spielern versteht er sich auf und neben dem Platz blendend. Von den erfahrenen Akteuren wie Leotrim Nitaj, Patrik Gjidoda oder Alban Pnishi «kann ich nur profitieren und Dinge abschauen», wie er meint.
«Zu Real Madrid schaffe ich es nicht mehr»
Er bezeichnet sich als «Halb-Wohler» und «Halb-Dottiker». Dabei lebt er im Ballygebiet, also in Villmergen. «Am Ende ist es egal, Hauptsache, Freiamt. Hauptsache, FC Wohlen.»
Man spürt, er ist bodenständig und hat ein blau-weisses Herz. Und er ist in Form. Zwei Tore, drei Assists. Wenn er fit ist, spielt er. In 18 von 21 möglichen Spielen war er auf dem Platz, fehlte nur während drei Partien aufgrund einer Verletzung. Letzte Saison war schwierig, er war öfters verletzt, es lief ihm nicht rund. Heute sagt er: «Jetzt spiele ich. Jetzt bin ich drin, voll im Flow. Momentan bin ich – und ich glaube, auch das ganze Team – mit Leichtigkeit unterwegs. Ich selbst habe mich in den letzten Monaten gut weiterentwickelt.» Der flinke und technisch versierte Fussballer fügt aber an: «Ich weiss, ich könnte noch viel mehr.» Als Kind wollte er immer Profi werden, vom Fussball leben. «Zu Real Madrid schaffe ich es wohl nicht mehr», sagt Romano, der aber trotzdem den Wunsch hegt, «irgendwann in einer höheren Liga zu spielen». Bestenfalls mit dem FC Wohlen. «Der Fussball ist mir wichtig, aber andere Dinge sind mit 20 Jahren auch wichtig geworden», sagt er. Romano, der als KV-Angestellter in einer Fahrzeugbaufirma in Rupperswil arbeitet, beginnt bald eine Betriebswirtschaftsschule. Zudem spielt er gerne Padel, verbringt Zeit mit Familie, Kumpels – und seiner Freundin. So ist der Fussball immer noch sehr wichtig, aber nicht die Nummer 1 in seinem Leben.
Vor dem Heimspiel gegen Dietikon sagt er: «Das Hinspiel ist sehr schlecht gelaufen. Jetzt wollen wir es besser machen. Wir wollen zeigen, was wir können. Wir wollen gewinnen. Der Gegner interessiert mich dabei nicht. Wir sind in Form, wir schauen auf unsere eigenen Stärken.» Romano ist ein Sinnbild für das neue Selbstvertrauen beim FC Wohlen.
«Auf der richtigen Seite treffen»
Schwach. Bitter. Fast schon peinlich. Der Auftritt des FC Wohlen Mitte September auswärts in Dietikon war «einer der schlechtesten in dieser Saison», wie FC-Wohlen-Trainer Piu sagt. Kurz vor der Halbzeit fällt das goldene Tor bei dieser 0:1-Pleite. Und es ist ein aussergewöhnliches.
FCW-Verteidiger Justin Pfister will zum Goalie zurückspielen. Doch das misslingt gewaltig. «Ein wunderschönes Eigentor sorgt für den verdienten Sieg», schreibt damals der FC Dietikon im Matchbericht.
Justin Pfister war nach dem Spiel untröstlich. Jetzt, vor dem neuerlichen Duell mit Dietikon, sagt er: «Diese Partie ist für uns enorm wichtig. Sie soll den starken Trend in der Rückrunde bestätigen. Zudem habe ich persönlich noch eine Rechnung offen. Ich möchte dieses Mal unbedingt auf der richtigen Seite treffen.»
Der FC Wohlen ist im neuen Jahr ungeschlagen. Das soll auch so bleiben. Pfister sagt: «Wenn wir aus der Defensive die hohe Stabilität und Qualität aufrechterhalten können, werden wir garantiert zu guten Torchancen kommen. Dabei gilt es primär, die Geduld zu bewahren und das eigene Spiel durchzuziehen. Wir haben auf allen Positionen genug Qualität, um die drei Punkte in Wohlen zu behalten und den Blick in der Tabelle nach vorne zu richten. Wir sind alle top motiviert und wollen unseren Fans, den Zuschauern und natürlich auch uns ein schönes Ostergeschenk bescheren und freuen uns auf zahlreiche Unterstützung.»
Auch der FC Dietikon ist 2024 in guter Form. Das alte Jahr wurde mit drei Pleiten in Serie beendet. Nun konnte man gegen Bassecourt (3:1) und Courtételle (3:2) gewinnen und holte gegen Köniz (0:0) einen Punkt. Eine Niederlage gab es gegen Leader Schötz (2:4). Das Team des früheren FC-Wohlen-Spielers Daniel Tarone hat mit Winter-Neuzugang Mychell Chagas zudem einen Ex-Profi im Team, der enorme Torgefahr ausstrahlt. --spr