«Ich mache mir keine Sorgen»
30.09.2025 Wohlen, WahlenGemeinderatswahlen: Arsène Perroud (SP) als Gemeindeammann abgewählt – er nimmt es einigermassen gelassen
Es wurde ein knappes Rennen um den Posten des Gemeindeammanns erwartet. Letztlich büsste Amtsinhaber Arsène Perroud 346 Stimmen auf ...
Gemeinderatswahlen: Arsène Perroud (SP) als Gemeindeammann abgewählt – er nimmt es einigermassen gelassen
Es wurde ein knappes Rennen um den Posten des Gemeindeammanns erwartet. Letztlich büsste Amtsinhaber Arsène Perroud 346 Stimmen auf Herausforderer Roland Vogt (SVP) ein. Nun geht eine achtjährige Ära in Wohlen zu Ende. Perroud, zwar in den Gemeinderat gewählt, wird Ende Jahr die Wohler Politik verlassen.
Daniel Marti
«Klar bin ich enttäuscht», sagte Arsène Perroud kurz nach der Bekanntgabe des Wahlresultates. Er nahm jedoch die Abwahl recht gelassen. Bereits Stunden zuvor habe er gemerkt, «dass es in die falsche Richtung geht». Die Resultate bei den nationalen Abstimmungen (Eigenmietwert, E-ID) deuteten in Wohlen Richtung rechtsbürgerlich. «Das ging komplett gegen die SP und gegen mich», musste er da früh feststellen. Letztlich seien seine Resultate nicht ganz so schlecht ausgefallen. 1727 Stimmen bei den Gemeinderatswahlen (vor vier Jahren waren es 2011 Stimmen), 1458 Stimmen bei der Gemeindeammannwahl.
Das reichte zwar für die Bestätigung im Gemeinderat, nicht aber für den Job des Ammanns. Zu wenig. Fast 300 Personen gaben ihm die Stimme als Gemeinderat, aber nicht als Ammann. Nur Gemeinderat will Arsène Perroud nicht sein. Roland Vogt heisst der Gemeindeammann ab 1. Januar 2026.
Klare Haltung und der Linie treu geblieben
Er könne sich nichts vorwerfen, erklärte Perroud weiter. «Ich bin meiner Linie treu geblieben», er habe seine ihm wichtigen Inhalte aufgezeigt. «Ich wollte die jetzige Politik weiterführen», und er habe den Anspruch, «authentisch zu sein». Perroud wollte in seinem Wahlkampf nichts anderes versprechen. «Ich bin mit dieser Überzeugung angetreten, und ich habe eine klare Haltung.» Das sei sein Angebot gewesen, «das jedoch nicht von der Mehrheit getragen wurde».
Acht Jahre lang hat Perroud die Politik und Gangart in Wohlen als Gemeindeammann mitgetragen und geprägt. Nun die Abwahl. Ein schlechter Lohn? Das Resultat gelte es zu akzeptieren, räumt er ein. Allerdings habe er doch einiges erreicht – als Einwohnerrat, dann als Gemeinderat und Gemeindeammann. Dieses Gesamtpaket sei nicht so schlecht, so Perroud weiter. «Und heute waren halt Faktoren dabei, die ich nicht beeinflussen konnte.» Ja, so gesehen habe er nun am Wahltag einen schlechten Lohn bekommen. Aber Arsène Perroud wirkte gefasst, weil er eben die Gesetzgebung der Demokratie kennt. Bereits vor acht Jahren, als er zum Gemeindeammann gewählt wurde, wusste er, dass er alle vier Jahre abgewählt werden könne. «Denn Wohlen ist eine bürgerliche Gemeinde», das sei für einen Sozialdemokraten keine leichte Ausgangslage. Er habe sich deshalb im Wahlkampf bemüht, seine Themen zu platzieren. «Was mir aber offenbar nicht gelungen ist», so Perroud.
Ansonsten fand er den Wahlkampf «lasch, langweilig und inhaltslos». Auch weil die Gegnerschaft nicht auf Inhalte setzte. «Wichtige Themen wurden gar nicht angesprochen. Das macht mir Sorgen, vor allem weil keine Lösungen präsentiert wurden.» Nun brauche es vom neuen Gemeinderat in neuer Zusammensetzung einen wahren Effort.
Ende Jahr endet die Ära im Gemeinderat
Auch darum geht er mit dem Schlagwort Richtungswechsel vorsichtig um. «Es stimmt einfach nicht, dass jetzt eine Mitte-links-Regierung am Ruder ist.» Nur zwei Personen stammen aus dem Lager von SP und Grünen, Perroud und Thomas Burkard. «Für die neue bürgerliche Regierung werden die Herausforderungen nicht kleiner. Wir haben weiterhin viel Verkehr, zu wenig Schulraum und es braucht die Wirtschaftsförderung», blickt er bereits wieder voraus. Er werde mit Freude neue Ansätze zur Kenntnis nehmen.
Dann aber sicher aus der Ferne. Schon im Sommer hatte Arsène Perroud verlauten lassen, dass er den Gemeinderat verlassen werde, wenn er die Wiederwahl als Gemeindeammann nicht schaffen sollte.
Diese Haltung bestätigte er nun am Wahlsonntag. Arsène Perroud wird den Gemeinderat Ende Jahr definitiv verlassen. Für seinen Ersatz wird es dann einen neuerlichen Wahlgang geben.
Es sei doch als ehemaliger Ammann schwierig, als gewöhnlicher Gemeinderat im Gemeinderat zu sitzen. «Dafür stehe ich ganz klar nicht zur Verfügung.» Als Gemeindeammann habe er sich ein riesiges Wissen und ein Beziehungsnetz erarbeitet, und das könne er nur als Gemeindeammann einsetzen. Darum wird er Ende Jahr definitiv aus der Regierung ausscheiden. «Ich bin noch bis Ende Jahr im Amt. Das versuche ich so gut wie möglich zu meistern.» Da gehe es darum, Projekte und Themen abzuschliessen oder sauber zu übergeben. Wie auch immer: Arsène Perroud ist ein fairer Verlierer.
Jetzt etwas Neues anpacken
Einen Plan B, was er künftig beruflich machen möchte, hat Arsène Perroud nicht. «Aber ich habe gar keine Angst vor meiner Zukunft. Ich mache mir da keine Sorgen.» Er sei gut vernetzt und pflege gute Kontakte. Er könne sich verschiedene Funktionen in der Zukunft vorstellen. Mit Jahrgang 1977 ist er eigentlich im besten Alter. Mit knapp unter 50 sei es doch gut machbar, etwas Neues anzupacken. «Und das ist auch gut so. Es ist jetzt überhaupt nicht so, dass alles zusammenbricht.» Eine selbstbewusste und positive Haltung. Gut so.
Übrigens, mit seinem Rückzug aus dem Gemeinderat werden auch andere Posten frei. Arsène Perroud ist aktuell auch Präsident des Regionalplanungsverbandes Unteres Bünztal, Präsident des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes Bezirk Bremgarten, Präsident des Abwasserverbandes Region Wohlen. Auch hier braucht es neue Köpfe.
«Jetzt die Kräfte neu bündeln»
SP-Präsidentin Laura Pascolin liebäugelt mit dem zweiten Wahlgang
Enttäuscht zeigte sich auch SP-Präsidentin Laura Pascolin. «Der Rechtsrutsch ist nun definitiv auch in Wohlen angekommen», sagte sie. Dies sei jedoch nicht überraschend. Diese Tendenzen gibt es weltweit, national und kantonal. «Und wir hier in Wohlen konnten das auch nicht aufhalten.»
Aber Niederlagen gehören zur Politik, «das ist Demokratie, das gilt es zu akzeptieren», erklärt sie gefasst. «Das bedeutet auch, dass wir in Zukunft wieder kämpfen müssen für unsere Werte.» Niederlagen seien auch Chancen, «um die Kräfte neu zu bündeln». Sie betrachte Resultate in der Politik immer sportlich, sagte sie noch. «Wenn man verliert, muss man umgehend schauen, was man verbessern kann.» Dass Arsène Perroud als Gemeindeammann abgewählt wurde, sei aus Sicht der Partei allerdings «sehr enttäuschend. Denn er hat viel Gutes für Wohlen getan. Mit dieser Abwahl geht in der Gemeinde viel Wissen verloren.» Aber selbstverständlich wünsche sie der neuen Regierung schon jetzt viel Erfolg.
Ein zweiter Anlauf?
Und wie sieht es bei Laura Pascolin persönlich aus? Mit dem eigenen Resultat sei sie zufrieden. Sie erhielt 1517 Stimmen, das sind nur 141 Stimmen unter dem absoluten Mehr (1658 Stimmen). Vor vier Jahren erhielt sie 1505 Stimmen. Die Konstellation sei für sie schwierig gewesen, erklärt Pascolin. Sie habe einerseits Arsène Perroud unterstützt, «andererseits war ich Einzelkämpferin». Praktisch alles hat sich in der SP auf die Gemeindeammannwahl fokussiert.
Laura Pascolin hat aber nach wie vor viel Freude an der Politik. Durch den enttäuschenden Wahlsonntag lasse sie sich nicht entmutigen, zeigt sie sich kämpferisch. Und es gibt ja noch einen Wahlgang, um die Nachfolge von Arsène Perroud zu bestimmen. Wird sie da kandidieren? Gut möglich, dass sie versucht, den SP-Sitz im Gemeinderat zu retten. «Ich werde nun ein paar Mal darüber schlafen», sagt Laura Pascolin. Und eben, entmutigen lässt sie sich nicht. --dm