Ideen der Bevölkerung sind gefragt
23.08.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtNiederwiler Gemeinderat lud zum Planungs-Infoabend ein
Seit Sommer 2023 beschäftigt eine Gesamtrevision der Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland die Niederwiler Gemeindebehörden. Nun wurde über die bisherigen Ergebnisse der Arbeiten informiert. Die ...
Niederwiler Gemeinderat lud zum Planungs-Infoabend ein
Seit Sommer 2023 beschäftigt eine Gesamtrevision der Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland die Niederwiler Gemeindebehörden. Nun wurde über die bisherigen Ergebnisse der Arbeiten informiert. Die Bevölkerung hat durch grosse Teilnahme reges Interesse bewiesen und sich entsprechend eingebracht.
Stefan Treier
«Die Bau- und Nutzungsordnung beinhaltet wichtige Fakten, welche grossen Einfluss auf die Dorfentwicklung haben», machte Gemeindeammann Norbert Ender die Wichtigkeit der Gesamtrevision bereits bei der Begrüssung deutlich. Weiter informierte Paul Keller vom Planungsbüro «arcoplan klg» über den Zweck dieses Info-Anlasses. Die bestehenden Planungsinstrumente sind bereits rund 15 Jahre alt, womit gemäss Eidgenössischem Raumplanungsgesetz der Planungshorizont erreicht ist. Zudem stimmen einige bestehende Bestimmungen des kommunalen Rechtes teilweise nicht mehr mit dem übergeordneten Recht von Bund oder Kanton überein. Die Gesamtrevision von Kulturland- und Zonenplan sowie der Bau- und Nutzungsordnung erweist sich demzufolge als Notwendigkeit. Es gilt zudem auch eine Anpassung an die kantonale Hochwasser-Gefahrenkarte gemäss Richtplan vorzunehmen. Die Umsetzung kantonaler Richtplanvorgaben ist zudem wieder fällig.
Ziel des Info-Abends war, die Meinung der Stimmbürgerschaft zu vernehmen und in die Arbeit einfliessen zu lassen.
Fazit aus Diskussionen
Bei den statistischen Grundlagen rechnet die kantonale Prognose für Niederwil bis 2040 mit 3110 Einwohnern, aktuell sind es deren 3047. Die Gemeinde verfügt über 1287 Arbeitsplätze (Grossteil im Reusspark) und weist 177 Arbeitsstätten aus. Sie ist zudem zentrumsnah gelegen. Dem Fazit aus Diskussionen der Planungskommission kann entnommen werden, dass für den nächsten Planungszeitraum von 10 bis 15 Jahren 3500 Einwohner als realistisch und erreichbar erscheinen. Die Einwohnerzahl allein soll jedoch nicht im Vordergrund stehen, sondern die Qualitäten. Nach den Erkenntnissen der Planungskommission bestehen aktuell noch genügend Reserven bei den Werkleitungen wie auch beim Schulraum. «Einwohnerrelevante Umzonungen drängen sich, so die Planungskommission, für die kurzund mittelfristige Entwicklung der Gemeinde nicht auf.» Auf längere Sicht sollen sie jedoch nicht ausgeschlossen sein. Wie seitens der Kommission weiter zu vernehmen war, werden Aufzonungen höchstens punktuell befürwortet, wobei man es vorzieht, Anreize für eine Innenverdichtung im bestehenden Zonenregime zu schaffen.
Stossrichtungen der Gemeindeentwicklung
Zu diesem Thema äusserten sich einzelne Mitglieder der Planungskommission in den Analysen «Siedlung und Landschaft» sowie «Verkehr und Mobilität». In minutiös erarbeiteter Präsentation stellten die Kommissions-Referentin und -Referenten die Qualitäten, Defizite und Handlungsfelder der Ortsteile Niederwil, Nesselnbach und Reusspark dar. Gut sichtbar ist, dass der Stärkung der Dorfzonen ein grosser Stellenwert zukommt, ebenso der Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, insbesondere im Reusspark mit einem hohen Arbeitsplatzangebot und starker Besucherfrequenz. Die Baustile im Dorf sollen erhalten bleiben. Der Aufwertung und Gestaltung des Siedlungsrandes will man ebenfalls Aufmerksamkeit schenken. In Anbetracht des starken Durchgangsverkehrs (Nesselnbach 11 000 Fahrzeuge, Niederwil 6000 Fahrzeuge pro Tag) sieht die Kommission Bedürfnisse für eine sichere Strassenquerung wie auch für den Immissionsschutz.
Im Bereich Landwirtschaft, Natur, Landschaft und Erholung wird ein Hauptakzent auf die Raumerhaltung für produzierende Landwirtschaft gelegt. Es werden Möglichkeiten der Nutzungen in der Spezialzone «Schellenwerk» ausgelotet. Zudem sollen Aussagen über den Umgang mit diversen Spezialzonen gemacht werden. Die Umsetzung der Inventarisierung von Naturobjekten möchte man schliesslich ebenfalls angehen.
Zielvorstellungen und Konzeptbausteine
Gemeindeammann Norbert Ender zeigte detaillierte Zielvorstellungen und Konzeptbausteine auf, welche die Planungskommission für ihre weitere Arbeit sieht. Es versteht sich, dass die Zentrumsentwicklung in Niederwil als Schwerpunkt angesehen wird. Ebenso wird in Nesselnbach eine qualitätsvolle und gesamthaft geplante Entwicklung Egghübelweg, Schänisweg, ins Auge gefasst. Das Gewerbe und der Erhalt der Arbeitsplätze werden auch künftig in der Gemeinde Niederwil von Bedeutung sein.
Ein Stimmbürger sprach die verdichtete Bauweise an. Er sah einen Widerspruch zur Absicht, mehr Grünflächen auszuscheiden. Es wäre besser, man würde die Schulwegsicherung weiter ausbauen. Aus Sicht der Planungsleitung will man eine Verdichtung der Einzelparzellen anstreben. Gemeindeammann Ender betonte die Zweischneidigkeit des Wachstums. «Die bestehende Infrastruktur ist für 3500 Einwohner geeignet. Da können wir mithalten. Bei grösserem Wachstum würden verschiedene Anpassungen notwendig. Wir wollen keinen Quantensprung vornehmen.» Ein Votant aus der Versammlung sprach die Ausnützungsziffer an, weil er diese Frage noch offen sieht. Mit entsprechender Ausnützungsziffer könnte auch Wohnraum für jüngere Leute geschaffen werden, welche gemeinsame Wohnmöglichkeiten suchen. Im Dorfkern könnte so eine verdichtetere Bauweise ermöglicht werden. Ein Votant vertrat die Auffassung, dass die Prüfung der Aufhebung der Ausnützungsziffer gerechtfertigt ist.
Der Planungsfachmann der Kommission sieht bei der Ausnützungsziffer hingegen eine messbare Grösse, welche leitend eingesetzt wird. Es wird vorgeschlagen, Rückfragen bei Gemeinden ohne Ausnützungsziffer in der BNO anzustellen, um sich über gemachte Erfahrungen zu erkundigen.
Wunsch nach mehr Parkplätzen
Ein Thema, welches die Gemüter noch zu bewegen vermochte, sind die Autoabstellplätze. Man wünscht sich in Anbetracht der zunehmenden Motorisierung mehr Parkplätze, jedoch nicht im unmittelbaren Strassenbereich. «Man sollte hier etwas grosszügig sein» meinte eine Stimmbürgerin. Schliesslich machte sich ein Bürger auch Gedanken über den Einsatz von Trinkwasser. Man sollte die Sammlung des Meteorwassers fördern und so mehr Sorge tragen zum Trinkwasser, mit welchem sparsam umzugehen ist.
Der Gemeindeammann zeigte sich erfreut über die zahlreichen Publikumsvoten, mit welchen sich die Planungskommission als Nächstes auseinandersetzen wird. Man geht jetzt an die Erarbeitung des Entwurfes für die neue BNO und die Neugestaltung von Zonen- und Kulturlandplan.
Zirka Mitte Jahr 2025 soll eine weitere öffentliche Infoformationsveranstaltung anberaumt werden. Alsdann folgen die Eingabe an den Kanton zur Vorprüfung und das Mitwirkungsverfahren bei der Bevölkerung. In Niederwil ist in nächster Zeit betreffs Gesamtrevision BNO also einiges in Bewegung.