Im Schilderwald
28.07.2023 MuriSommerserie «Freiämter Produkte»: Die Robert Wild AG in Muri ist eine der grössten Signalisationsfirmen der Schweiz
Angefangen hat sie mit Bauwerkzeugen. Heute produziert die Robert Wild AG Signalisations- und Informationssysteme wie beispielsweise ...
Sommerserie «Freiämter Produkte»: Die Robert Wild AG in Muri ist eine der grössten Signalisationsfirmen der Schweiz
Angefangen hat sie mit Bauwerkzeugen. Heute produziert die Robert Wild AG Signalisations- und Informationssysteme wie beispielsweise Verkehrsschilder und Tafeln. Das 1929 gegründete Unternehmen übernimmt die Herstellung, Lieferung und Montage und ist eines von nur drei Unternehmen dieser Grösse in der Schweiz.
Josip Lasic
Beim Gang durch die Produktionsräume der Robert Wild AG in Muri ist es hilfreich, wenn jemand vom Personal dabei ist. Ansonsten kann man bei Schildern wie «Stop» oder «Durchgang verboten» nicht sicher sein, ob man einen Raum nicht betreten darf oder ob es sich lediglich um ein Signal aus dem Sortiment des Unternehmens handelt.
Die Produkte der Murianer Firma begegnen im Alltag jedem. Das Hauptgeschäft sind Verkehrsschilder, Inselpfosten, Signaltafeln, Stahlkonstruktionen, Signalisationssysteme und alles, was für die Signalisation im Strassenverkehr benötigt wird. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) ist Kunde der Robert Wild AG. Gemeinden, Städte, Kantone, sie alle beziehen Produkte aus dem Freiämter Betrieb. «Wir sind eines der drei grössten Unternehmen der Schweiz in diesem Bereich», erklärt Verwaltungsratsmitglied Christian Wild. «Neben uns gibt es noch die Signal AG in Büren an der Aare und die Walter AG in der Ostschweiz.»
Vom Bauwerkzeug zur Verkehrssignalisation
Ursprünglich stellte das Unternehmen Bauwerkzeuge her. Als Christian Wilds Grossvater Robert Wild senior 1929 die «Blechwarenfabrik Muri AG» gründete, waren die ersten Produkte im Sortiment Karretten und Mulden. Später kommen Schaufeln, Deckenstützen und Gerüstböcke hinzu.
Erst 1963 wird die Firma in «Robert Wild AG» umbenannt. 1969 tritt Robert Wild junior in die Firma seines Vaters ein. Ab den 1970er-Jahren beginnt das Unternehmen in die Herstellung von Strassensignalen zu investieren. «Zum Glück», sagt Christian Wild. «Wenn wir bei den Bauwerkzeugen geblieben wären, gäbe es uns heute wahrscheinlich nicht mehr. Das wird mehrheitlich im Ausland hergestellt und eingekauft, weil es viel kostengünstiger ist.»
Christian Wild und seine Schwester Sybille, die dritte Generation der Familie Wild, waren ab 2017 Mehrheitsaktionäre des Unternehmens. Unter ihrer Führung wurde 2018 die Bauwerkzeugsproduktion verkauft. Die Robert Wild AG beschäftigt heute 30 Mitarbeiter. Es gibt immer noch Werkzeugmacher in der Firma, die sich nun auf die Feinmechanik spezialisiert haben und weiterhin Werkzeuge für den internen Gebrauch herstellen.
Vielseitiges Angebot
Mit viel Freude und Fachwissen führt Christian Wild durch die Räumlichkeiten. Er erklärt zum Beispiel, dass die Robert Wild AG alle gängigen Druckverfahren zur Herstellung von Schildern anbietet und wofür diese am besten geeignet sind. Obwohl die Verkehrssignalisation eine Branche ist, die es sicher noch eine Weile geben wird, ist das Tagesgeschäft des Murianer Unternehmens kein Selbstläufer. «Der Konkurrenzkampf ist gross», sagt Christian Wild. «Bei grösseren Aufträgen erhält in der Regel der Preis die grösste Gewichtung und somit der preiswerteste Anbieter den Zuschlag. Kleinere Unternehmen reichen manchmal Angebote ein, bei denen wir keinen niedrigeren Preis ansetzen können, ohne dass es ein Verlustgeschäft wäre.»
Beim Wechsel von der Bauwerkzeugherstellung zur Verkehrssignalisation ist sich das Unternehmen treu geblieben, da es anpassungsfähig, flexibel und vielseitig ist und sich so der aktuellen Herausforderungen annehmen kann. Neben der Produktion der Schilder bietet die Robert Wild AG zum Beispiel auch die Lieferung und Montage an. Zu ihren Kunden gehören auch Unternehmen und Privatpersonen, die beispielsweise Schilder wie richterliche Parkverbote benötigen. Mit ihren Druckanlagen fertigt die Robert Wild AG ausserdem nicht nur Verkehrssignale an, sondern übernimmt auch Werbetafeln, Fahrzeug- und Gebäudebeschriftungen und diverse andere Druckaufträge. Ob für die Signalherstellung, das Schweissen oder die Arbeitssicherheit, das Unternehmen ist in allen Bereichen zertifiziert und produziert nach den aktuellsten Normen der Signalisationsverordnung (SSV). Qualität, Aktualität und Investitionen in die Mitarbeiter und den Maschinenpark sind für die Robert Wild AG wichtige Faktoren, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein und nicht abgehängt zu werden.
Naturpark als Gegenstück zur Industrie
Eine Besonderheit der Robert Wild AG, die wenig mit dem Hauptgeschäft zu tun hat, ist der Naturpark rund um das Firmengebäude. «Die Idee stammt von unserem Vater, Robert Wild. Er war der Meinung, dass man der Natur etwas zurückgeben muss, wenn man industriell tätig ist.» Das Ergebnis ist ein Biotop von etwa 6000 m¤ mit Teichen, Sträuchern, Blumenwiesen, Bäumen und sogar einem Obstgarten. Die Stiftung Natur und Wirtschaft hat den Park mehrfach zertifiziert und er wurde von der Schweizerischen Umweltstiftung ausgezeichnet. «Wir haben hier einige seltene Pflanzen- und Tierarten und bieten Führungen durch den Park an.» Auf dem Rundgang geben Stelen Auskunft über die Tiere und Pflanzen. Diese wurden bei der Robert Wild AG selbst hergestellt. «Und aus dem Obst brennen wir zum Beispiel Zwetschgen- und Kirschwasser und verschenken es unter dem Namen ‹Wildwasser› an unsere Kunden.»
Nach drei Generationen innerhalb der Familie Wild haben Christian und Sybille Wild die Produktion der Signalisationssysteme letztes Jahr an Andreas Moser verkauft. Sie wollen sich mehr Zeit für andere Interessen nehmen. Ganz aus dem Unternehmen, das es seit 94 Jahren gibt, ziehen sie sich nicht zurück. Sie bleiben aktiv und engagiert im Verwaltungsrat tätig. Andreas Moser und die Belegschaft sind bestrebt die Robert Wild AG mit der gleichen Energie und Innovationskraft weiterzuführen, damit sich das Freiämter Unternehmen weiterhin auf dem Schweizer Markt behaupten kann.