Im Tiefflug
05.04.2024 Sport, FussballFussball, 1. Liga classic: FC Muri – Concordia Basel (Samstag, 18 Uhr, Brühl) – Der Präsident nimmt Stellung zur Situation
Schwierige Zeiten beim FC Muri. Acht Punkte beträgt der Rückstand ans rettende Ufer. Acht Spiele bleiben noch ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Muri – Concordia Basel (Samstag, 18 Uhr, Brühl) – Der Präsident nimmt Stellung zur Situation
Schwierige Zeiten beim FC Muri. Acht Punkte beträgt der Rückstand ans rettende Ufer. Acht Spiele bleiben noch übrig. Die Hoffnung schwindet. «Wir geben nicht auf», sagt Präsident Michael Stadelmann. Im Heimspiel gegen Basel braucht es unbedingt einen Exploit.
Stefan Sprenger
Der FC Muri im Sinkflug. Für das neue Jahr hat man sich so viel vorgenommen. Die Freiämter wollten das Feld von hinten aufrollen. Bislang ohne Erfolg. Nur ein Punkt aus sechs Spielen, dazu 17 Gegentore. Ein neuer Tiefpunkt ist erreicht. Als wäre die Situation nicht schon schwierig genug, fehlen im Heimspiel am Samstag gegen Concordia Basel gleich drei Leistungsträger: Miguel Ferreira und Belmin Mrkonja sind gesperrt, Captain Simone Parente verletzt. «Der Chef auf dem Platz ist nun Yannik Wiget, der auch Captain sein wird», sagt Trainer Luca Ferricchio. Der 26-jährige Wiget, der 2017/18 beim FC Wohlen in der Challenge League zum Einsatz kam, möchte nichts sagen, ihm fehle die Zeit.
Gute Erinnerungen an Basel
Trainer Luca Ferricchio hat die Hoffnung auf die Kehrtwende noch nicht aufgegeben. «Es geht weiter. Wir haben noch acht Spiele lang Zeit, um das Ruder herumzureissen», sagt er. Ebenfalls kämpferisch (und realistisch) schätzt Präsident Michael Stadelmann die Lage ein. «Solange es rechnerisch möglich ist, gibt es Hoffnung. Aber uns ist bewusst, dass es sehr schwierig wird. Wir müssen Spiel für Spiel nehmen, Schritt für Schritt», sagt der 35-Jährige.
Vor genau einem Jahr war Muri in einer ähnlichen Situation. Und Anfang April hiess der Gegner ebenfalls Concordia Basel. «Dem FC Muri gelingt ein Exploit. Beim Spitzenteam Concordia Basel drehen die Freiämter einen Rückstand – und holen sich drei enorm wichtige Punkte im Kampf um den Abstieg», hiess es damals zum 2:1-Auswärtssieg der Murianer in dieser Zeitung. Nun geht es erneut gegen Basel, die 30 Punkte mehr auf dem Konto haben (41) und auf dem 4. Rang stehen. Ein erneuter Sieg würde die Hoffnung vielleicht entfachen.
Vor einem Jahr kam der FC Muri durch diesen Sieg auf 17 Punkte. Am Ende der Saison waren es 29. Und trotzdem reichte es nicht, Muri stieg sportlich ab, schaffte aber am grünen Tisch den Klassenerhalt.
In dieser Saison ist es einiges verzwickter. Angenommen, der FC Muri gewinnt alle verbleibenden acht Spiele, würde man auf 35 Punkte kommen, doch dies ist utopisch. Selbst die optimistischsten Muri-Fans müssen sich wohl langsam, aber sicher eingestehen, dass der Abstieg wohl nur durch ein kleines Wunder abzuwenden ist.
Trainer Ferricchio bleibt
Und just in jener Situation verkündet Präsident Michael Stadelmann, dass der Vertrag mit Trainer Luca Ferricchio verlängert wurde. «Ich weiss, als Tabellenletzter entlässt man sonst den Trainer. Aber wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit von Luca Ferricchio. Die Leistungen des Teams stimmen grösstenteils, es passt menschlich. Die Probleme, die uns in diese schwierige Tabellensituation bringen, sind anderer Natur», so Stadelmann.
Jene Gründe seien vielschichtig. Es sind einerseits die vielen verletzten und gesperrten Spieler. «Immer wieder fallen wichtige Akteure aus. Wir haben zwar ein breites Kader, aber es ist trotzdem ein herber Qualitätsverlust, wenn – wie jetzt gegen Basel – gleich mehrere Leistungsträger ausfallen», erklärt Stadelmann. Andererseits klebt dem FC Muri in manchen Situationen auch das Pech an den Töggelischuhen. Ein perfektes Beispiel dafür sei die Pleite gegen Münsingen (1:3) von Mitte März. «Zur Pause steht es 1:1. Dann haben wir einige Torchancen, die wir nicht nutzen. Und dann trifft Münsingen per Freistoss. Der Ball springt in ein Loch im Boden, springt so unglücklich auf, dass er unter der Latte einschlägt. So was gibts eigentlich gar nicht.»
«Es braucht Geld»
Verletzungen, Pech – und noch weitere Aspekte kommen hinzu: Die Lage und das Geld. Die 1. Liga ist kompetitiv, an der Grenze zum Leistungssport. «Es braucht Geld», sagt Stadelmann. Der FC Muri will aber nicht mit Geldscheinen um sich schmeissen, sondern mit dem vergleichsweise tiefen Budget versuchen in der Liga zu bleiben. «Das ist für uns schwieriger als für andere Vereine», sagt der Präsident weiter. Als Beispiele nennt er Teams aus dem Grossraum Zürich oder Basel, die ein wesentlich grösseres Einzugsgebiet haben. Dort profitiert man davon, dass viele junge Spieler, die den Sprung ins Profigeschäft nicht schafften, in einer tieferen Liga ihr Glück versuchen. «Wir sind eher ländlich. Und wir wollen versuchen, mit regionalen Spielern zu arbeiten, so gut es eben geht.» Diese Taktik ist vorbildlich, aber so ist es eben schwierig, in der 1. Liga classic zu bleiben.
Und dort gehört der FC Muri doch hin – oder? «Ja, es ist unser Anspruch, als Verein und auch mit dieser tollen Infrastruktur», sagt Stadelmann. Der FC Muri ist irgendwie zu gut für die 2. Liga interregional und irgendwie auch zu schwach für die 1. Liga classic. So scheint es jedenfalls. «Mit unserem Budget und unseren Möglichkeiten muss einfach vieles zusammenpassen, um den Ligaerhalt zu schaffen. Und in dieser Saison ist das nicht so, vieles läuft gegen uns.»
An einem Stammtisch des Aargauer Fussballverbandes (AFV) hat Michael Stadelmann vor Kurzem eine Diskussion angeregt. Sein Gedankengang, den er einfach mal in die Runde warf: «Was braucht es, um die 2. Liga interregional abzuschaffen?». Denn jene Liga sei nicht sonderlich attraktiv. «Schlimmstenfalls kommt man in eine Gruppe mit Tessiner Teams und darf mehrmals in die Südschweiz fahren. Nichts gegen das Tessin, aber ist weder für die Spieler noch die Zuschauer attraktiv.» Die lauten Gedanken von Stadelmann sorgten am AFV-Stammtisch zur Erkenntnis, dass die meisten Vereine im Kanton Aargau nichts dagegen hätten, wenn man die 2. Liga interregional abschaffen würde. «Aber das ist natürlich nicht so einfach und wird wohl auch in naher Zukunft nicht passieren.»
Zuwachs bei den Frauen
In naher Zukunft muss beim FC Muri etwas passieren, damit man den FC Langenthal einholt und es so auf einen Nicht-Abstiegsplatz schafft. Ob Ligaerhalt oder nicht: Aktuell werden die Gespräche mit den Spielern geführt, die nächste Saison ist aufgegleist. «Es sieht soweit gut aus», weiss Stadelmann. Der FC Muri ist noch auf der Suche nach einem Sportchef. Und auch für die weibliche Abteilung wird es wohl bald noch mehr Kräfte benötigen. Im Aktivbereich pflegt Muri mit Mutschellen eine gesunde Partnerschaft. Im Nachwuchsbereich hat man zwei Teams auf Stufe U15 und U19. «Da erleben wir einen Zuwachs. Früher oder später möchten wir wieder ein eigenes Team im Aktivbereich stellen und zudem auf jeder Stufe im Nachwuchsbereich ein Team für die Juniorinnen anbieten», so Stadelmann.
Auch wenn man oft nur die erste Mannschaft im Fokus hat und es dort gerade nicht sonderlich rund läuft, so leistet der FC Muri einen tollen Job in vielen Bereichen. Und der Verein ist gesund. Und mit dem bodenständigen Michael Stadelmann hat der FC Muri einen emsigen und durchdachten Präsidenten. Jener Stadelmann wünscht sich für das kommende Wochenende nur eines: «Einen Sieg, damit die Hoffnung wieder mehr aufkeimt.»