In all ihren Facetten
28.10.2025 Muri, MusikDie Musik Muri begeisterte an ihrem Herbstkonzert in der Pfarrkirche mit leichter Klassik
Soldaten, die vom Krieg nach Hause zurückkehren. Oder Liebe, die von viel Eifersucht durchkreuzt ist. Oder ein Tanzball mit viel Champagner. Mit Musik lässt sich so manches ...
Die Musik Muri begeisterte an ihrem Herbstkonzert in der Pfarrkirche mit leichter Klassik
Soldaten, die vom Krieg nach Hause zurückkehren. Oder Liebe, die von viel Eifersucht durchkreuzt ist. Oder ein Tanzball mit viel Champagner. Mit Musik lässt sich so manches ausdrücken. Die Musik Muri präsentierte italienische Opernklassiker und Wiener Operetten.
Annemarie Keusch
Die Hochstimmung der Triumphfeier. Es ist die Emotion, die die Musik Muri dem Publikum an diesem Abend mit auf den Heimweg gibt. Das Jubel-Gefühl musikalisch von Giuseppe Verdi interpretiert. Die Ägypter haben die Äthiopier besiegt, das Volk stimmt feierlichen Gesang an, die Trompeten spielen den bekannten Triumphmarsch. «Aida» ist eine der bekanntesten Opern überhaupt, übrigens extra für das neue Opernhaus in Kairo geschrieben. Verdi war beauftragt, eine Oper für die Eröffnung des Opernhauses zu komponieren, das zur Feier des wenige Jahre zuvor eröffneten Suezkanals gebaut worden war. Die Musik Muri gibt das Grosse Finale aus dem zweiten Akt zum Besten. Der Schlusspunkt unter dem Herbstkonzert.
«Leichte Klassik» – unter diesen Titel setzte der Verein das Konzert in der Pfarrkirche in Muri. «Tauchen Sie ein in die zauberhafte Welt der italienischen Opern und der charmanten Wiener Operetten», hiess es auf dem Konzertprogramm. Berühmte Ouvertüren und Intermezzi gab das Ensemble unter der Leitung von Karl Herzog zum Besten und begeisterte damit das zahlreich erschienene Publikum.
Starre Regeln zurücklassen
Und das vom ersten Ton an. Kein Wunder, mit «La Gazza ladra» in das Vorabend-Konzert zu starten, macht Sinn. Die Ouvertüre aus Gioachino Rossinis Oper ist bekannt für ihren berühmten Trommelwirbel. Damit startete das Konzert denn auch. Und schon in der ersten Ouvertüre – zu Deutsch übrigens «Die diebische Elster» – stellten die Musikantinnen und Musikanten ihr Können unter Beweis und zeigten, wie vielfältig klassische Musik sein kann. Laut, leise, schnell, langsam, sanft, brachial – es geht alles. «La Gazza ladra» sei damals eine Sensation gewesen. So viel Trommelwirbel gabs noch nie in einer Ouvertüre. Entsprechend perfekt passte das Werk zum Thema «Leichte Klassik». «Rossini wollte weg von starren Regeln, hin zu mehr Gefühlen und Musik, die Traumwelten entstehen lässt», weiss Doris Fischer, die durch das Konzert führte.
War der Start ins Konzert noch lebendig und spritzig, begeistert «Aroldo» mehr mit dramatischer Tiefe. Leise, müde und langsam ist der Start. Kein Wunder, die Soldaten und Ritter, die aus dem Krieg zurückkehren, wissen nicht, was sie in der Heimat erwartet. Die «Aroldo»-Ouvertüre enthält übrigens das längste Trompetensolo, das Giuseppe Verdi je geschrieben hat. Voller Emotionen triefte das «Intermezzo Sinfonico». Liebe, Trauer, Enttäuschung, Eifersucht. Für die Moderatorin «ein Drama, wie es im Buche steht». Als Teil der Oper «Cavalleria Rusticana» fängt das Intermezzo die Leidenschaft und das Drama der sizilianischen Lebenswelten ein und bringt es in den Murianer Vorabend.
Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen
An einem grossen Ball wähnt man sich in der Operette «Die Fledermaus». Abwechslungsreich, flatterig, nervös und mit zackigen Richtungswechseln – so beschreibt die Moderatorin Doris Fischer das Werk. Johann Strauss’ Sohn als Komponist nimmt die Zuhörerschaft mit auf einen grossen Ball, wo viel Champagner fliesst, die Tanzpartner hie und da gewechselt werden. Wo getratscht und gelacht wird. Wo der Alltag ganz weit weg ist. 1874 wurde die Operette in Wien uraufgeführt. «Ein Paradebeispiel für die goldene Ära der Wiener Operette», heisst es im Programmheft.
Von einem vermögenden Pflegekind, das dessen Vormund heiraten sollte, handelt «Dichter & Bauer» von Franz von Suppé. Einem Komponisten, der oft als «Vater der Wiener Operette» bezeichnet wird. Eleganz und Humor sind ihm typisch und gehören auch in dieser Ouvertüre dazu – im Ausdruck schwungvoller Rhythmen und dramatischer Melodien. Natürlich siegt am Schluss der Operette die wahre Liebe. Ende gut, alles gut. An diesem Herbstkonzert der Musik Muri sowieso. Begeisterung und Applaus füllten die Pfarrkirche immer wieder.


