In den Fussstapfen des Förderers
01.03.2024 MuriChristoph Vogt leitet die Jugendensembles Vivace und Crescendo
Er ist 32-jährig, studierte klassische Musik, spielt Schlagzeug in einem grossen Orchester und seit bald zwei Jahren leitet Christoph Vogt nun die Jugendensembles in Muri. Wie er zur Blasmusik kam? ...
Christoph Vogt leitet die Jugendensembles Vivace und Crescendo
Er ist 32-jährig, studierte klassische Musik, spielt Schlagzeug in einem grossen Orchester und seit bald zwei Jahren leitet Christoph Vogt nun die Jugendensembles in Muri. Wie er zur Blasmusik kam? «Durch Karl Herzog.» Seinen Vorgänger also.
Annemarie Keusch
Noch verbleibt gut eine Woche. Am 10. März, 17 Uhr, zeigen die Jugendensembles Vivace und Crescendo im Murianer Festsaal ihr Können. Ob er nervös sei? Christoph Vogt lächelt. «Nein, wir sind auf gutem Weg», sagt er. Es werde ein tolles Konzert. «Und ich weiss aus eigener Erfahrung, wie nervös die Jugendlichen sein werden. Darum ist es ganz gut, wenn ich für die Jugendlichen Ruhe ausstrahle.» Viele Male sass Vogt auf der anderen Seite, war Teil eines Ensembles, spielte dort Schlagzeug, Kesselpauke. Nun steht er mit dem Rücken zum Publikum vor den Musikanten, schwingt den Taktstock, zeigt ihnen ein Lächeln, ist ihr Dirigent, ihr Förderer. «Es macht unglaublich viel Spass», sagt er.
Mit Gefühl und Emotionen
Dass Christoph Vogt nach Muri kam, mag von aussen zufällig wirken. Das ist es aber überhaupt nicht, obwohl Vogt in Gebenstorf aufwuchs und lange keinen Bezug zu Muri hatte. Er erklärt: «Es war Karl Herzog, der in mir das Feuer für die Musik so richtig entfachte.» Jener Karl Herzog also, der viele Jahre lang die beiden Jugendensembles leitete und der nach wie vor die musikalische Leitung bei der Musik Muri innehat. Mit einem Freund habe er damals spontan eine Probe des Beginner-Ensembles in Gebenstorf besucht, das Herzog leitete. «Seit da ist er mein ständiger Wegbegleiter.» Es sei seine Art, Musik zu machen. Mit viel Gefühl und Emotionen zu spielen. «Er hat mir gezeigt, dass Musizieren so viel mehr sein kann, als richtige Noten zu spielen.» Vogt spricht vom gewissen Etwas.
Klassik überholte Jazz
Schlagzeuger zu werden. Auf grossen Bühnen zu spielen. Auch Christoph Vogt hegte diese Träume als Kind. In Herzogs Ensemble lernte er eine viel grössere Vielfalt an Musik und Instrumenten kennen. Bald war die Kesselpauke sein Lieblingsinstrument und seine Faszination für klassische Musik wuchs. So stark, dass er später nicht Jazz, sondern Klassik studierte. Vogt absolvierte in Luzern den Bachelor, in Bern den Master. Der neue Traum? «In einem grossen Orchester spielen.»
Diesen hat er sich verwirklicht, in einem Praktikum beim Symphonieorchester Biel-Solothurn. Nach wie vor wird er immer wieder als Zuzüger angefragt. Sein Hauptaugenmerk hat Christoph Vogt aber auf das Unterrichten, das Vermitteln gelegt. «Das war mir schon immer enorm wichtig», sagt er. In Schinznach-Dorf dirigiert er die Musikgesellschaft und das Jugendspiel, unterrichtet an der Musikschule Eigenamt, leitet diese Schule mittlerweile auch. Und eben, vor rund zwei Jahren kam die Anfrage aus Muri. Was ihm an der Arbeit mit Jugendlichen besonders gefällt? «Ihnen die Musik vermitteln. Ihnen zeigen, dass Musik mehr ist, als die richtigen Töne zu treffen. Sie lehren, aufeinander zu hören. All das macht grossen Spass.»
Keine Angewöhnungszeit
In Muri ist Vogt auch nach kurzer Zeit längst angekommen. «Viel Angewöhnungszeit brauchte ich sowieso nicht.» Über den Kontakt mit Karl Herzog half er früher selber in der Jugendmusik aus, mittlerweile immer noch ab und zu in der Musik Muri. «Ich kenne die Räumlichkeiten, ich kenne die Leute. Ich fühle mich wohl hier.» Die Kinder und Jugendlichen hätten sich zuerst etwas an ihn gewöhnen müssen. «Aber das ist normal und längst passiert.» Das Ensemble Crescendo ist in den letzten Monaten und Jahren von 7 auf 15 Mitglieder angewachsen. Christoph Vogt weiss: «Es ist nicht einfach, Jugendliche bei der Stange zu halten. Attraktiv sein ist darum besonders wichtig.» Ein Probebetrieb, der Spass mache, Energie und Begeisterung weitergeben. Vogt versucht es damit. Und er weiss, dass auch eine abwechslungsreiche Stückauswahl nicht unwichtig ist. «Natürlich, sie mögen moderne Lieder, aber ich mische auch immer Filmmusik und klassische Blasmusik-Werke darunter. Um ihnen zu zeigen, wie nah diese Musikarten einander sind und wie viel mit Musik möglich ist.»
Auch beim Konzert vom 10. März decken die Ensembles die ganze Bandbreite ab. Zum Titel «Deep Blue Sea» passt das moderne «Cake by the Ocean» genauso wie der Blasmusik-Klassiker «The Legend of Pirates Cove». Aber eben, nervös ist Christoph Vogt hinsichtlich des Konzertes nicht. Anders sieht es vielleicht aus, wenn er Richtung Mai blickt, Richtung Konzert der Musik Muri, der Grossen. Dort wird seine Eigenkomposition «Aschenbrödel» aufgeführt, ein 80-minütiges Werk für Blasorchester und Sprecherin. «Ja, ich komponiere gerne. Ich freue mich, dass nun in Muri eines meiner Werke aufgeführt wird», sagt er. Christoph Vogt und Muri, das passt also. Bleibt er 20 Jahre, wie sein Vorgänger Karl Herzog? Er lächelt. «Das verspreche ich natürlich nicht. Aber Konstanz macht in einer solchen Position sicher Sinn.» Damit Vogt vielleicht für Murianer Jugendliche wird, was für ihn Karl Herzog war: ein Mentor.