«In der Gemeinde geht die Post ab»
03.08.2024 MuriSchweizer Werte
Gut besuchte 1.-August-Feier in Muri
Stimmige Nationalfeier auf dem Klosterhof mit Regierungsrat Jean-Pierre Gallati als Redner.
«Das Wetter wird halten.» Mit diesen Worten begrüsste ...
Schweizer Werte
Gut besuchte 1.-August-Feier in Muri
Stimmige Nationalfeier auf dem Klosterhof mit Regierungsrat Jean-Pierre Gallati als Redner.
«Das Wetter wird halten.» Mit diesen Worten begrüsste Gemeindepräsident Budmiger die zahlreich erschienenen Einwohner und Einwohnerinnen im Klosterhof. Ebenfalls begrüsste er den Wohler Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Dieser war sich nicht sicher, wie er als Wohler zu der Einladung gekommen ist. --vaw
Regierungsrat Jean-Pierre Gallati hält die Ansprache zum 1. August in Muri
Die «Trachtetanzlüüt Chlosterhof» aus Muri umrahmten die 1.-August-Feier zu den Klängen der Ländler-Formation «Echo vo de Burg» aus Hünenberg. Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger begrüsste vor zahlreichen Besuchern dieser Feier Regierungsrat Jean-Pierre Gallati als Festredner.
In seiner Ansprache ging der Vorsteher des Departements Gesundheit und Soziales auf drei Werte der Schweiz ein. Dabei geht es laut Gallati um Verantwortung, Versöhnung und Verteidigung. Bei der Strategie Verantwortung gehe es um die gelebte Gewissenhaftigkeit jedes Einzelnen, der in der Schweiz wohnt. Er ist überzeugt, «diese Verantwortung können wir nicht delegieren». Und diese gehe in den Gemeinden ab, das habe Corona deutlich gezeigt. Je besser Bürger und Politik verzahnt sind, desto einfacher falle es allen, Verantwortung zu tragen. Dabei erwähnte er Zivilschutz und Feuerwehr, die das Milizsystem im Alltag widerspiegeln.
Durchschnittliche 70 Minuten zum Allgemeinwohl beitragen
Weiter ging er darauf ein, dass die Bevölkerung am Anfang des Ukraine-Kriegs bis 86 Prozent der Flüchtlinge in ihren Familien aufgenommen haben. Denn die Masse hätte den Bund überfordert. «Heute sind es noch rund 20 Prozent, welche in Privatunterkünften wohnen.» Eine weitere gelebte Verantwortung sei, so Gallati, dass ältere und pflegebedürftige Personen in der Schweiz privat betreut werden und dass auch viele Kinder oder Enkelkinder private Betreuung geniessen. Pro in der Schweiz wohnhafter Person werden pro Woche 70 Minuten Freiwilligenarbeit geleistet. Müsste dies ausbezahlt werden, wären dies pro Jahr Kosten von 240 Millionen Franken, rechnete der Regierungsrat vor. Er appellierte an die Zuhörenden, auch die Geschichte des hilfreichen Zwerges stets vor Augen zu halten.
Die Fabel des hilfreichen Zwerges
Oberhalb der ehemaligen Landwirtschaftlichen Schule in Muri wurden bei einem Bauern Nacht für Nacht die Kühe gefüttert, der Stall gemacht. Die Bauern haben nicht schlecht gestaunt. Sie wollten das Rätsel lösen und haben Nachtwachen aufgestellt. Diese sahen das kleine Männchen. Zum Dank für seine Hilfe legten die Senner dem kleinen Mann neue, schöne Kleider hin. Als dieser die Kleider sah, wechselte er sie gegen seine alten abgewetzten Kleider. Freudig hüpfte er in seinen neuen Kleidern umher und jubelte. «Jetzt bin ich ein Herr und kein Knecht mehr», jubelte der Zwerg. Von da an wurde er nicht mehr gesehen. Die Geschichte kennt Gallati vom Waltenschwiler Sagenweg.
Die Landeshymne, ein Song für den Zusammenhalt
Der zweite Punkt in der Strategie von Gallati ist die Versöhnung. Bereits im Sonderbundskrieg 1847 hat General Dufour schonend und rücksichtsvoll mit Weitsicht gekämpft. Wie das gehen soll, liess er offen. Vielleicht ist das, was nach dem Krieg passierte, die Weitsicht. Die Mächtigen und Stärkeren rund um das Freiamt bestimmtem nach dem Sieg «sobald der Sieg für uns entschieden ist, vergessen wir das Rachegefühl». Damals wurden bei Abstimmungen in den Räten Enthaltungen als «Ja» gewertet, wusste Gallati. So wurde dieser Entscheid einstimmig gefällt.
Auch die Landeshymne, welche um die Zeit der Klosterschliessungen als Psalm von Albrick Zwyssig vertont wurde und deren Text vom Dichter Leonhard Widmer stammt, ruft zum Zusammenhalt, zur Versöhnung und Besinnung auf.
Gute und schlechte Beispiele der heutigen Zeit
Gallati nannte Beispiele wie den Gottesdienst, welcher der Feier vorangegangen war, den hätte es vor 150 Jahren so nicht gegeben. Zwei deutsche Pfarrer und ein mexikanischer Sigrist in einer katholischen Schweizer Klosterkirche – dies wäre undenkbar gewesen. Als negatives Beispiel blickte er nach Amerika, wo es sich bis heute durchzieht. Laut Gallati geht es dabei um die Frage, soll man die Sklaverei abschaffen oder erlauben. «Die Fortsetzung des Gemetzels sieht man bis heute im amerikanischen Wahlkampf», folgerte Gallati weiter in seinen Ausführungen.
Das dritte V steht für Verteidigung
Bis vor 170 Jahren wurden in unserer Gegend kriegerische Auseinandersetzungen geführt. Dies belegte Gallati anhand einer Liste von Kriegen, welche in der Region geführt wurden. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg meinte Gallati, «dass wir uns keine oder zu wenig Gedanken über unsere eigene Verteidigung machen». Als Politiker müsse er sich darüber Gedanken machen, «damit erfüllen wir die Aufgaben des Staats».
«Wir können uns zwei Wochen schützen»
Laut dem Kommandanten der Schweizer Armee Thomas Süssli kann sich die Schweiz im Angriffsfall etwa sieben bis vierzehn Tage verteidigen und schützen, länger nicht. «Man kann keine Rüstungsgüter kaufen, weil es diese nicht gibt», folgerte der Regierungsrat. Dazu komme, dass auch keine Soldaten ausgehoben werden könnten, weil die Leute dies nicht wollten. «Wir sind wohl der einzige Staat in Europa, der das Gefühl hat, wir seien eine Insel des Friedens. Unsere Armee reicht nicht», appellierte Gallati an die Anwesenden. «Der Zivilschutz ist stark gefährdet, da wir zu wenig Bestände haben.»
Frauen für den Zivilschutz
Regierungsrat Gallati wies darauf hin, dass es im September im Kloster Muri eine Veranstaltung geben wird, in der Frauen für den Zivilschutz gesucht werden. Er forderte die Besucher auf, sich Gedanken über die Schweizer Armee zu machen. «Wir alle müssen den Willen dazu haben, Dienst zu leisten. Wenn Sie da mitmachen, danke ich Ihnen und wünsche Ihnen eine schöne Bundesfeier.» --vaw