In wichtiger Mission für das Land
03.08.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtDaniel Krauer, Chef des militärischen Nachrichtendienstes, als Redner an der Bundesfeier
Zum 1. August sprach Brigadier Daniel Krauer, wohnhaft in Nesselnbach, als Chef des militärischen Nachrichtendienstes der Schweiz. Die Feuerwehr Niederwil sorgte zusammen ...
Daniel Krauer, Chef des militärischen Nachrichtendienstes, als Redner an der Bundesfeier
Zum 1. August sprach Brigadier Daniel Krauer, wohnhaft in Nesselnbach, als Chef des militärischen Nachrichtendienstes der Schweiz. Die Feuerwehr Niederwil sorgte zusammen mit der Reussthal Metzgerei fürs leibliche Wohl und der Musikverein für die musikalische Umrahmung.
Britta Müller
Es ist Tradition: In Niederwil spricht an der 1.-August-Feier immer eine besondere Persönlichkeit aus dem Dorf. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Daniel Krauer. Er lebt mit seiner Familie seit gut 20 Jahren in Nesselnbach und ist Chef des militärischen Nachrichtendienstes und der Spionageabwehr der Armee. Gemeindeammann Norbert Ender freut sich sehr über die Vielfalt an unterschiedlichen Persönlichkeiten in seiner Gemeinde und kündigt stolz mit dem Festredner einen sehr spannenden Vortrag an.
Nut selten in der Öffentlichkeit
Eindrucksvoll erklärt Krauer, was die Aufgaben eines militärischen Nachrichtendienstes sind, und lüftet damit nicht alle, aber doch so manches Geheimnis dieser Einrichtung. Bewusst suchen er und seine Mitarbeiter nicht die Öffentlichkeit, nur wenige Auftritte oder Interviews werden bestritten – seine heutige Festrede ist also eine Ausnahme und somit etwas Besonderes für die Gemeinde, in der er lebt. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, so gebannt und still hören die rund 180 Gäste den Erzählungen von Daniel Krauer zu.
Sein beruflicher Auftrag lautet kurz zusammengefasst: Zusammen mit seiner Einheit für die Armee relevante Informationen im Ausland zu beschaffen. Damit bedient der Militärische Nachrichtendienst nicht nur den Chef der Armee und die Armeeführung. Er bewahrt auch die Schweizer Soldaten vor Risiken bei deren Einsatz im In- und Ausland. Dazu sprechen sie Empfehlungen zum Beispiel gegenüber Fluggesellschaften aus, in bestimmten Situationen vorher definierte Gebiete zu meiden. Nur so können rechtzeitig Risiken erkannt werden, Entscheidungen schnell getroffen und sicher sowie vorausschauend reagiert werden.
«Wir sind nicht James Bond, obwohl wir mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Waffen genauso gut umgehen können», sagt Krauer verschmitzt, aber wird gleich wieder ganz ernst. «Ich überwache keine Bürger, höre auch keine Telefongespräche ab oder hacke gar deren Handys.» Er erklärt dazu, dass der militärische Nachrichtendienst die Lagen in Konflikt- und Kriegsgebieten beobachten, analysieren und auswerten. Damit zeigen sie der Armeeführung auf, welche Entwicklungen möglich sein können. Sie sind quasi das Auge der Verteidigung und stellen somit die Frühwarnung sicher.
An vielen Orten im Einsatz
Und was ist das Geheimnis des Erfolgs des militärischen Nachrichtendienstes? Es ist im Grunde das Gleiche, was die Schweiz ausmacht: «Wir sind wie die Gemeinde im Kanton im Bund: eine kleine Gemeinschaft, die durch den gemeinsamen Konsens, die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt stark ist», erklärt er und führt fort: «Das Geheimnis unseres Erfolges ist Prosperität und Stabilität, zuletzt auch Sicherheit.» Der militärische Nachrichtendienst wie auch die Spionageabwehr der Armee sind ein wichtiger Teil dieser Sicherheit. Sie agieren aber nicht allein, sondern im Verbund mit dem zivilen Dienst (Nachrichtendienst des Bundes), aber auch mit internationalen Partnern. Er nennt dazu Einsatzgebiete wie den Kongo und den Kosovo oder das World Economic Forum (WEF) in Davos oder die Friedenskonferenz im Bürgenstock.
Gesundes Misstrauen notwendig
Auch wenn einst der «Tagesanzeiger» ihn als «Chefspion» betitelte, agieren er und seine Mannschaft nicht als Geheimdienst im Sinne von James Bond, MI6 oder CIA. «Das ist Fiktion im Kino und gut für die Unterhaltung», sagt er lächelnd und erklärt, dass er Teamplayer sei und kreative, innovative Geister wie beispielsweise ein «Q» bei James Bond für die Aufgabenstellung benötigt. Gewissenhaft, geduldig, präzise und kritisch sind nur einige weitere Eigenschaften, die man für die gestellten Herausforderungen benötigt. Man darf nicht alle Informationen, die vorliegen, leichtgläubig annehmen, dazu sind gute Analysefähigkeiten relevant, ein gesundes Misstrauen und die stetige Offenheit, mit neuen Methoden wie Big Data, automatisierten Auswertungen und der künstlichen Intelligenz (KI) umzugehen.
Drei Tipps für die Sicherheit
Krauer stellt aber auch fest, dass die Schweizer Armee tagtäglich durch Spionage, Fake News und Cyberangriffe bedroht wird. Und zur Sicherheit der anwesenden Zuhörerschaft gibt er spontane Tipps: Man sollte immer das eigene Mobiltelefon mit Updates aktualisieren, es hin und wieder komplett an- und ausschalten und bei wichtigen Sitzungen das Handy besser im Vorraum einschliessen. Drei einfache Tricks, die auch im militärischen Nachrichtendienst vor Überwachung durch ausländische Dienste schützen.
Führungsposition nicht gesucht
Der ursprüngliche Tiefbauzeichner und Bauingenieur wurde zuerst Berufsoffizier der Genietruppen. «Mein Ziel war immer, ein solider Berufsoffizier zu sein. Ich hatte nie den Traum, ein höherer Stabsoffizier zu werden», erklärt er. Dass es anders kam, ist das Ergebnis seiner jahrelangen sehr guten Arbeit, Ernsthaftigkeit und Beharrlichkeit. Aber sicherlich auch der Faktor, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dass er seine Führungsposition nicht an die grosse Glocke hängt, entspricht nicht nur seinem ruhigen, souveränen und verlässlichen Erscheinungsbild, sondern seiner Funktion, die er im Militär hat: immer gut getarnt zu agieren. Daher wusste auch mancher Nachbar bislang nicht, was Daniel Krauer beruflich macht.
Zur Bundesfeier in Niederwil erscheint Krauer aber nicht getarnt, sondern in seiner Uniform und mit vielen spannenden Informationen. Die Niederwiler Bürger sowie Gemeindeammann Ender und die übrigen Gemeindevertreter danken es ihm mit anhaltendem Applaus und freuen sich gemeinsam, wieder eine neue, spannende Person aus der Gemeinde kennengelernt zu haben. Und manch einer hat sicherlich im Anschluss sogleich sein Handy auf die aktuellen Updates überprüft.