In Zufluchtsorte träumen
16.09.2025 Theater, Region Bremgarten, Region Wohlen, Region Unterfreiamt, Region OberfreiamtGelungene Premiere der neunten Produktion der Jungen Bühne
Die Realität, jeder kennt sie, aber manchmal ist sie zum Verzweifeln. Was tun? Die meisten Menschen haben für solche Fälle Zufluchtsorte ausserhalb des Wirklichen, wo sie sich ...
Gelungene Premiere der neunten Produktion der Jungen Bühne
Die Realität, jeder kennt sie, aber manchmal ist sie zum Verzweifeln. Was tun? Die meisten Menschen haben für solche Fälle Zufluchtsorte ausserhalb des Wirklichen, wo sie sich hinträumen.
Vincenz Brunner
Überschwemmung, ein Jahrhundertereignis, bereits zum vierten Mal dieses Jahr. Eine Handvoll Milliardäre, die mehr besitzen als der Rest der Menschheit. Machthungrige Techmilliardäre, die Daten über alles und jeden sammeln. Eine Negativschlagzeile jagt die nächste. Die Realität ist nicht immer sehr einladend. Doch wohin sich träumen, wenn sie mal wieder nicht zu ertragen ist?
Dieser Frage widmet sich die neunte Produktion der Jungen Bühne, wie immer selber in einem kreativen Prozess erarbeitet. «Für jede Szene, die es auf die Bühne schafft, verwerfen wir etwa zehn Ideen. Es ist, als ob wir einen Lastwagen voller Tomaten nehmen, um daraus etwas Tomatenpüree zu machen», erklärt Schauspieler Silvan Melchior den Entstehungsprozess. So konnten die sieben Protagonisten der jungen Bühne ihre eigenen Zufluchtsorte einfliessen lassen. Entstanden ist daraus eine Collage aus Zufluchtsorten und Geschichten, angerichtet auf einer halbrunden Bühne im Kellertheater, sodass das Publikum ganz nahe dran ist. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt: «Wie geht das, neue Welten zu erschaffen?»
Wie es geht, demonstrieren die Schauspieler gleich selbst auf der Bühne. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein paar Requisiten, ein zwanzigseitiger Würfel und eine Kneipe als Bühnenbild: dem Kenner ist sofort klar, dass es sich nur um ein Rollenspiel handeln kann. Und dass es sich bei der einzigen Heldin, die kein Met trinkt, um eine Elfe handeln muss. Den anderen wird kurz erklärt, worum es sich bei «Das schwarze Auge», einem Spielsystem für Tischrollenspiele, handelt. Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Helden und haben verschiedene Fähigkeiten. Ob, oder wie gut, es gelingt, diese Fähigkeiten anzuwenden, wird durch einen Würfelwurf geprüft. So entstehen unter den Fittichen des Spielmeisters Abenteuer, die zu einem guten Teil von den Spielern selbst definiert werden.
Thailändisches Filmdrama
Während der Aufführung kann auch gegrübelt werden, von wem welche Zufluchtsorte stammen. Die Szenen, in denen ein thailändisches Filmdrama inszeniert wird, verweisen zum Beispiel auf einen Zufluchtsort von Etienne Senn. Für den 20-Jährigen war es der erste Auftritt mit der Jungen Bühne. «Es war nervenaufreibend. Ich war sehr angespannt, aber als ich dann gemerkt habe, dass es funktioniert, wurde es besser. Ich konnte gut loslassen und mich in die Rolle geben. Das Stück ist jedes Mal etwas anders, das macht es so unterhaltsam, zu spielen», so Senn.
«Wir waren alle sehr nervös, aber es hat alles geklappt», fügt Silvan Melchior an. «Es war körperlich sehr anstrengend, was ein gutes Zeichen ist, weil es zeigt, dass man alles gegeben hat.» Die Energie des Stücks und der Schauspieler war auch für Regisseur Simon Landwehr zentral: «Die Premiere hat die Energie der Hauptprobe nochmals getoppt. Wir haben zwar Testpublikum, um zu schauen, wie gewisse Szenen ankommen, aber es ist immer schön, wenn man sieht, dass es funktioniert. Das ist aber auch von Publikum zu Publikum unterschiedlich. Es lacht zum Beispiel nicht immer an den gleichen Stellen.»
«Wohin wir träumen» im Kellertheater Bremgarten. Das Stück wird diese und nächste Woche jeweils am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag um 20.15 Uhr noch insgesamt achtmal aufgeführt. Weitere Infos, Reservationen und Tickets unter www.kellertheater-bremgarten.ch.