Jahr im Zeichen der Pandemie

  04.05.2021 Muri

Das Spital Muri präsentiert seinen Jahresbericht

Die Zahlen sind über den Erwartungen. «Nur» 600 000 Franken beträgt das Minus am Ende des Jahres. Dies trotz und auch wegen des Coronavirus. Dieses veränderte den Alltag im Spital Muri wesentlich.

Annemarie Keusch

11 849 PCR-Tests wurden alleine im letzten Jahr am Spital Muri durchgeführt. 182 Coronapatientinnen und -patienten mussten im Spital stationär behandelt werden. Dass das vergangene Jahr im Regionalspital gänzlich im Zeichen der Pandemie stand, erstaunt nicht. Improvisation war genauso gefragt wie Durchhaltewillen. In ihren Jahresberichten gehen CEO Daniel Strub und Sabina Rüttimann, Präsidentin des Stiftungsrates und der Stifterversammlung, darauf ein.

Auch von der Pandemie beeinflusst sind die Zahlen. Ursprünglich war für das vergangene Jahr ein Minus von 4,8 Millionen Franken vorgesehen. Das Budget wurde aber natürlich ohne Vorahnung einer möglichen Pandemiesituation erstellt. Und trotzdem sind die Zahlen besser, obwohl während zwei Monaten behördlich verfügt wurde, dass nicht dringliche Eingriffe nicht durchgeführt werden durften.

Weniger Betriebsaufwand

Die Verantwortlichen sprechen von einem Geschäftsgang, der die Erwartungen übertrifft. 600 000 Franken beträgt das Minus Ende Jahr. Pandemiebedingt kamen Zusatzkosten in der Höhe von 1,9 Millionen Franken auf das Spital zu. Warum es trotzdem zu einem nur knapp negativen Ergebnis kam? Diverse Projekte und Unterhaltsarbeiten wurden nicht durchgeführt. Das Budget im Bereich des übrigen Betriebsaufwands wurde entsprechend um über zwei Millionen unterschritten.

Weg von den Zahlen sagt CEO Strub: «Wir sind ein gutes Team.» Er lobt den Zusammenhalt der Mitarbeitenden.


Ohne Flexibilität ginge es nicht

Das Coronavirus sorgte dafür, dass im Spital Muri vieles anders war als sonst

Immer wieder neue Erkenntnisse, neue Vorgaben, neue Massnahmen, neue Regeln. Das Coronavirus hielt das Spital Muri im vergangenen Jahr in Atem. Flexibilität war und ist gefragt. Diese lobt CEO Daniel Strub. Total wurden 7249 Patientinnen und Patienten stationär und 57 618 ambulant behandelt.

Annemarie Keusch

Es waren einerseits ganz normale Dinge. Etwa wurde im letzten Jahr die Dialysestation im Haus 6 neu in Betrieb genommen. Oder die Akutgeriatrie wurde auf zwölf Betten erweitert. Oder in Kooperation mit dem Kantonsspital Baden wurde das Spital Muri zum Brustzentrum. Aber eben, es gab auch ganz viel Aussergewöhnliches. Etwa, dass die Station 2.2 aufgelöst und zur Coronastation umfunktioniert wurde. Oder dass auf der Intensivstation ein zusätzlicher Beatmungsplatz gebaut wurde.

Die Pandemie bestimmte ab März den Alltag im Spital Muri. Und das wird auch im Jahresbericht ersichtlich. Daniel Strub, CEO des Spitals, hält fest, dass jede und jeder ihren oder seinen Beitrag zur Bewältigung der ausserordentlichen Situation beigetragen habe. Verdeutlicht wird diese Aussage mit der Auflistung, was es alles zu tun gab oder in welchen Bereichen die Pandemiesituation für einen anderen, beschwerlicheren Alltag sorgte.

Eine grosse Herausforderung, trotz allem

Die nötige Infrastruktur musste erstellt sein oder umfunktioniert werden. Es brauchte zusätzliche Hygienemassnahmen, die althergebrachte Prozesse beeinf lussen. Pf legende werden mit völlig neuen Situationen, pf legerischer, betreuender und menschlicher Natur, konfrontiert. Ärztinnen und Ärzte mussten schwierige Entscheidungen treffen. Sie hatten neue medizinische Aspekte in ihren Berufsalltag zu integrieren. Allgemein veränderten sich die inneren und äusseren Bedingungen ständig. Anpassen und flexibel bleiben hiess das Credo.

Strub hält in seinem Text auch fest, dass man meinen könnte, die Betreuung von kranken, ansteckenden und auch beatmeten Patientinnen und Patienten gehöre für ein Akutspital zur alltäglichen Arbeit. «Auch die typischen Basismassnahmen der Hygiene und Desinfektion stellen für unsere bestens ausgebildeten Mitarbeitenden kein besonderes Novum dar», hält er fest. Und trotzdem verkörpere das erste Pandemiejahr für die Mitarbeitenden eine grosse Herausforderung, die bis heute nachwirke.

Zermürbendes Rechnen mit Zuständen wie in Norditalien

Strub spricht vor allem die erste Welle an, während der die Führung des Spitals eine Abfolge von Ereignissen und Aufgaben beinhaltete, die so niemand vorhergesehen habe. «Das Lagebild war zu jedem Zeitpunkt unvollständig und die mögliche Entwicklung kaum abschätzbar.» Über Wochen habe man damit gerechnet, dass sich innert weniger Tage ähnlich tragische Zustände wie in Norditalien einstellen und das Spital mit grossem Leid und vielen Toten konfrontiert sei. «Dieses Warten war für uns alle sehr zermürbend.»

Teile des Hauses waren in Kurzarbeit

Ab Mitte März übernahm ein Krisenstab die Führung. Strub spricht von der wichtigen und engen Zusammenarbeit mit anderen Playern im Gesundheitswesen und unter den verschiedenen Berufsgruppen spitalintern. Neben den organisatorischen kamen logistische Probleme hinzu. Die Herausforderung, genug Schutzmaterial und Desinfektionsmittel bereitstellen zu können, habe ihnen vor Augen geführt, wie wichtig betriebliche Vorbereitungen und eine eingespielte Führungsorganisation im Krisenfall sind. Stolz sagt Strub: «Wir haben gut zusammengearbeitet und gemeinsam die grossen Herausforderungen der Krise gemeistert.»

Auch Sabina Rüttimann, Präsidentin des Stiftungsrates und der Stifterversammlung, geht auf die verschiedenen Einflüsse der Pandemie auf den Spitalalltag ein. Zum Beispiel als der Bundesrat Ende März verordnete, dass nicht dringende Eingriffe nicht mehr durchgeführt werden dürfen. In einzelnen Teilen des Hauses habe das zu Kurzarbeit geführt. «Innert kürzester Zeit wurde die Infrastruktur den neusten Begebenheiten angepasst», blickt sie zurück. Eingangskontrollen, Hygienemassnahmen, Besuchsverbote. Trotz der heftigeren zweiten Welle, die auch das Spital Muri überrollte, sagt Rüttimann: «Dem Virus konnte zwar nicht getrotzt, aber den damit infizierten Menschen würdig begegnet werden.»

So viele Säuglinge wie seit Jahren nicht mehr

Rüttimann betont aber auch, dass die Pandemie nicht dafür sorgte, dass die Menschen im Freiamt weniger gesundheitliche Sorgen hatten. Trotz Corona musste der normale Spitalbetrieb aufrechterhalten werden. «Flexibilität, Disponibilität, Improvisation und Adaptation an veränderte Verhältnisse prägten den Alltag und machten es möglich, dass kranke und verunfallte Menschen adäquat behandelt und gepflegt wurden.» Zudem erblickten im Spital Muri im letzten Jahr 649 Säuglinge das Licht der Welt – so viele wie seit Jahren nicht mehr.

Auch der Bericht zum laufenden Jahr wird geprägt sein von der Pandemie und deren Auswirkungen auf den Spitalalltag. Im Ausblick sprechen die Verantwortlichen aber auch davon, die 2019 beschlossenen Sparmassnahmen umzusetzen. Zudem werde die Digitalisierung ein konstantes Thema bleiben.


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