Jetzt geht es in die Tiefe

  05.07.2022 Region Unterfreiamt

In Sarmenstorf hat der Aushub für das Theater Grabenstorf begonnen

Ab dem 19. August wird in Sarmenstorf Theater gespielt. Nicht auf der grünen Wiese, sondern quasi in der Wiese. Dafür wird jetzt eine grosse Baugrube ausgehoben. Zum Auftakt durften sich alle als Baggerführer versuchen.

Chregi Hansen

Ein Theatersaal in einer Baugrube. «So etwas gibt es wohl nirgends», sagt Stefan Hegi stolz. Der Sarmenstorfer Architekt und Bühnenbauer ist gemeinsam mit Hans Melliger die treibende Kraft hinter dem Projekt «Grabenstorf». Das Ganze ist mehr als nur ein Theater. In Sarmenstorf dreht sich dieses Jahr alles rund um das Thema «Graben». «Aber natürlich ist die Theateraufführung der Höhepunkt des Ganzen», weiss Hegi.

Nachdem also in den vergangenen Wochen und Monaten schon etliches ausgegraben wurde im Dorf, rückt nun die Premiere des Stücks langsam näher. «Man kann sich fast nicht vorstellen, dass hier im August gespielt wird», lacht Hans Melliger beim Blick auf den grünen Rasen. Fast unberührt liegt die Wiese im Dorfzentrum noch da. Aber nicht mehr lange. In den nächsten Tagen wird hier tüchtig gegraben. In einer Tiefe von vier Metern entsteht Platz für eine Bühne und eine Tribüne mit 240 Plätzen. Das Ganze überspannt mit einem Notdach, wie es bei Ausgrabungen zum Einsatz kommt. Es ist wohl einer der aussergewöhnlichsten Theatersäle der Schweiz.

Viel Goodwill erhalten

Dass hier für etliche Wochen ein grosses Loch klafft, ist alles andere als selbstverständlich. «Die Wiese befindet sich in Privatbesitz. Die Besitzer mussten dazu Ja sagen», erklären Hegi und Melliger genau. Für den Aushub und das spätere Auffüllen wiederum ist die Firma Hubschmid zuständig. Sie tut dies gratis, sozusagen als Sponsorbeitrag. Dabei wird vorsichtig vorgegangen. Erst wird der Humus abgetragen, dann das Erdreich, später kommt alles wieder umgekehrt in die Grube. «Nach dem Stück wird man vom Theater nichts mehr sehen, kann das Areal wieder als Festwiese für die Gemeinde genutzt werden», erklärt Hegi.

Ein solch aussergewöhnlicher Aufführungsort verlangt auch nach einer speziellen Tribüne. «Dafür gibt es keine Lösungen ab der Stange», macht der Architekt deutlich. Darum müssen die Theatermacher die gesamte Tribüne selber planen und bauen, dies mithilfe einer Zimmerei. Dabei sitzt das Publikum auf ganz besonderen Stühlen. «Wir konnten Schalensitze des FC Aarau kaufen, welche dieser in der Coronazeit angeschafft hat und die nun vom Brügglifeld nach Sarmenstorf gezügelt wurden», sagt Hans Melliger. Man hoffe, dass man die Sitze nachher wieder verkaufen kann. «Oder wir lagern sie ein für das nächste Projekt», schmunzelt Melliger. Bald sollen auch das Festzelt und die weitere Infrastruktur aufgebaut werden. «Wir bauen hier ein richtiges kleines Theaterdorf», freut sich Melliger.

Proben laufen auf Hochtouren

Der Rahmen für die kommenden Aufführungen ist also am Entstehen. «Aber natürlich braucht es für ein Theater auch Schauspieler und Schauspielerinnen», weiss Hegi. Diese sind schon seit einiger Zeit unter der Regie von Eva Mann am Proben in einer leer stehenden Halle direkt neben der Wiese. Ab 2. August sollen die Proben dann in die Baugrube verlegt werden. «Die Stimmung im Ensemble ist einfach super. Und Eva Mann bringt ganz viel Erfahrung mit», berichtet Melliger. Er schwärmt auch von der Musik, die der Wohler Jonas Arnet für das Stück komponiert hat. Doch die grösste Herausforderung stehe noch bevor. «Wie es ist, in einer Grube zu spielen, das weiss niemand. Gerade, was den Ton und das Licht betrifft», sagt Melliger.

Noch bleibt einige Zeit, diese Probleme zu lösen. Die Premiere findet am 19. August statt. Geplant sind bis zum 23. September insgesamt 14 Aufführungen. Der Vorverkauf ist bereits eröffnet. Auch wenn die eigentliche Bewährungsprobe noch bevorsteht, sind Hans Melliger und Stefan Hegi stolz auf das bisher Erreichte. «Es gab einige, die unsere Idee mit der Grube anfangs als Spinnerei abgetan haben», schaut Melliger zurück. Inzwischen erhält der Verein «Theater ad hoc Sarmenstorf» Unterstützung von allen Seiten. Denn im Dorf weiss man seit dem «Chlostermetzger» (2006) und dem Stück «Sachsenmatt» (2010) um die Qualität der eigenen Theatermacher. Und die neue Produktion wird sich mit Sicherheit bestens in diese Trilogie einreihen.

Alle Informationen und Vorverkauf: www.grabenstorf.ch.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote