Jutzen anstatt traurig sein
25.04.2023 Region Oberfreiamt, SinsDer Jodlerklub Heimelig Sins unterhielt bestens mit Gesang und Theater
Wie vielseitig Jodel sein kann, das stellte der Jodlerklub Heimelig Sins unter Beweis. Von schwermütig bis ausgelassen präsentierten sie alle Gefühlslagen. Ausschliesslich gelacht wurde ...
Der Jodlerklub Heimelig Sins unterhielt bestens mit Gesang und Theater
Wie vielseitig Jodel sein kann, das stellte der Jodlerklub Heimelig Sins unter Beweis. Von schwermütig bis ausgelassen präsentierten sie alle Gefühlslagen. Ausschliesslich gelacht wurde im zweiten Teil, dem Theater «De Häfelibrönner vo Bätziwil».
Annemarie Keusch
Es ist der klassische Handlungsstrang eines Schwanks. Das heisst nicht, dass «De Häfelibrönner vo Bätziwil» keine überraschenden Momente mit sich brachte. Die regelmässigen Lacher des Publikums waren den Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Bühne jedenfalls sicher. Die Zeit vergessen, sich gehen lassen, amüsieren – das machen solche Theaterstücke mit dem Publikum, und so passierte es auch in der Sinser Ammannsmatt. Heiri Schlatter (Willi Peter) führt mit seinen zwei Töchtern Evi (Nicole Hofer) und Pia (Priska Hürlimann) einen Bauernhof. Nur, dass in ihrem Stall 50 Kühe stehen, das glaubt im Dorf längst niemand mehr. Denn in Schlatters Stall wird Schnaps gebrannt, in rohen Mengen. Dass der Schnapsvogt (Roger Arnold) eine heimliche Beziehung mit einer der Töchter führt, hilft genauso beim Vertuschen wie die Tatsache, dass der Pfarrer (Urs Etter) eben auch gerne einen Kafi Zwätschge trinkt.
Schwierig wird es, als die Heiratsvermittlerin (Ramona Arnold) zwei passende Frauen für «Vater Schlatter» gefunden hat und diese dann auch wirklich gleichzeitig auf dem Hof auftauchen. Nella Hübscher, die Witfrau von der Bümperlimatt (Pia Rickenbach) und Uschi Engel, die Jungfer von Schnäggewil (Erika Huwiler), kämpfen um ihren Bauern. «Ich bin die Jüngere», meint die stark geschminkte und für den Bauernhof wenig funktional gekleidete Uschi. «Ich die Gescheitere, Schönere und Reichere», entgegnet die klassische Nella. Und natürlich haben sie Vorstellungen von ihrem Künftigen. Volles Haar soll er haben. «Ich habe gehört, er sei so jung, dass er noch alle Milchzähne habe», meint Uschi Engel.
Der Jahrgang entscheidet
Aber eben, Landwirt Schlatter hat nicht nur zwei Frauen an der Backe, sondern auch ein Dorf, das seiner Schnapsbrennerei auf die Schliche kommt – allen voran Nachbar Hugo Mattli (Paul Sidler). Erst recht, als ein neuer Schnapsvogt (Pascal Anderegg) einzieht. Die Heiratsvermittlerin stellt dem Landwirt die wichtige Frage, ob ihm der Schnaps wichtiger sei als eine Frau. Und Schlatters Antwort: «Kommt auf den Jahrgang an.» Das Theater «De Häfelibrönner vo Bätziwil» unterhielt auf klassische und dennoch vielseitige Art und Weise das Publikum bestens – auch Theaterautor und Ehrenmitglied des Jodlerklubs Josef Brunner.
Der Jodlerklub Heimelig kann aber nicht nur die Lachmuskeln strapazieren, sondern auch mit Gesang begeistern. Ob das nachdenkliche, schwermütige Stücke sind, wie «Gedanke ufem Grat» von Ueli Moor, «Machs au e-so» von Robert Fehlmann oder «Hei is Dorf» von Sepp und Tobias Herger. Ersteres wird der Klub am eidgenössischen Jodlerfest diesen Sommer in Zug zum Besten geben. «Macht ihr, was ihr alle solltet, beginnt das Jutzen, nicht das Traurigsein.» Dieses Motto gaben die Jodlerinnen und Jodler dem Publikum mit nach Hause.
Zufriedener Präsident
In einem Terzett mit «Säg mir wenn dass d Rose blüehe» oder im Theaterstück in einer Kleinformation – der Jodlerklub bewies Vielfalt. Und Präsident Thomas Huwiler sagt, was das Publikum den ganzen Abend über spürt: «Wir haben eine wirklich tolle Truppe beieinander.» Die Proben seien interessant, mal gemütlich, mal streng. Zudem durfte Huwiler dem Publikum neue Gesichter im Chor präsentieren und mit Roger Arnold einen neuen Veteranen in den Reihen des Vereins. Seit 25 Jahren ist er Aktivmitglied. «Ihr seht, dafür muss man nicht alt sein», meint Huwiler.
Seele baumeln lassen
Die Sinser Jodler können aber nicht nur schwermütige Melodien. Mit «Dini Seel ä chli lo bambälä lo» verbreiteten sie gute Laune in der Ammannsmatt, und die Besucherinnen und Besucher nahmen diese auch gleich nach Hause mit.