Juwel in der Unterstadt
28.03.2025 BremgartenDas Stadtmuseum zeigt in der Ausstellung «merkwürdig» Gegenstände und ihre Geschichten
Bremgarten pflegt am Kornhausplatz ein sehr feines Museum. Alle zwei Jahre gestalten die Macher spannende Themenausstellungen. «Frauen in Bremgarten», eröffnet ...
Das Stadtmuseum zeigt in der Ausstellung «merkwürdig» Gegenstände und ihre Geschichten
Bremgarten pflegt am Kornhausplatz ein sehr feines Museum. Alle zwei Jahre gestalten die Macher spannende Themenausstellungen. «Frauen in Bremgarten», eröffnet 2023, fand weitherum Beachtung. «Männer in Bremgarten» erschien etwas «abgehandelt», sie wagten das Gegenteil: «merkwürdig» zeigt unglaubliche Schätze der Stadtgeschichte, unter ihnen das Gästebuch der ehemaligen «Krone».
Das Stadtmuseum ist in einer uralten ehemals verlotterten Scheune in einer mittelalterlichen Häuserzeile untergebracht. In den späten 1960er-Jahren führten Erich und Maria Russenberger-Oggenfuss darin während zwanzig Jahren ihre «Galerie beim Kornhaus». Der begnadete Grafiker verfertigte auch das Stadtmodell, das im Museum permanent ausgestellt ist. Die Ortsbürgergemeinde erwarb 1992 das Haus und stellte es für eine symbolische – also keine! – Miete dem Verein Stadtmuseum zur Verfügung.
«Merkwürdige» Gegenstände aus fünf Jahrhunderten
Was haben ein Schindelbock, ein Leuchterweibchen, ein Spielzeughaus, ein Gästebuch, eine Schreibmaschine, eine Grabplatte – und was sonst noch gezeigt wird – gemeinsam? «Nichts!», mag die erste spontane Antwort lauten. Sie erzählen indes von den Menschen, die mit ihnen zu tun hatten, und von deren kleiner Welt. Ein Bild, ein Exponat, ein Gegenstand und kurze informative Texte begleiten jedes Sujet. Eine Auswahl: «Das Leuchterweibchen» ist eine Frauenbüste aus Lindenholz mit dem Lächeln einer Sphinx, im frühen 16. Jahrhundert gefertigt und bemalt, es hing während mehr als 50 Jahren über dem grossen Tisch im Stadtrats-
«Sprachrohr (Megafon) und Schelle»: Das trichterförmige Blechrohr diente dem Ausrufer als Lautsprecher, wenn er amtliche Mitteilungen verkündete.
«Radioapparat aus den 1930er-Jahren»: Mit der Gründung der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft 1931 begann die Ausstrahlung über Mittelwelle ab Beromünster, Sottens, Monteceneri.
«Uhrzeiger vom Spittelturm»: Im Jahr 1951 ersetzten diese Zeiger ihre Vorgänger am Zifferblatt der Spittelturmuhr. Die erste Turmuhr wurde mit dem Bau des Turmes 1558 eingebaut und ist eine historische Sensation.
«Der Glockenklöppel»: Beim verheerenden Brand der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus am 28. März 1984 blieb vom achttönigen Geläut nur dieser eiserne Klöppel (von klopfen, schlagen) übrig.
«Ein Bleisatz»: Im März 1982 wurde zum letzten Mal eine Inseratseite des «Bremgarter Bezirks-Anzeigers» im Bleisatz gedruckt. Die Intertype-Setzmaschine hat Dr. Hans Weissenbach in den 1950er-Jahren erworben.
«Die Parkuhr aus den 1980er-Jahren»: Die erste Parkuhr der Welt wurde am 16. Juli 1935 in Oklahoma City aufgestellt. Das Bremgarter Exemplar war mit einem Aufziehmechanismus versehen und fror in der Winterkälte einfach
«Glasfenster von Jan January Janczak»: Der zeitweise an der Schlössligasse lebende polnische Künstler schuf 1983 für die Gaststube des Hotels Sonne zwei herrliche surreale Glasfenster. Sie sollten entsorgt werden. Heute hängen sie im Stadtmuseum.
«Die Reise-Schreibmaschine von Dr. Eugen Bürgisser»: Der Bremgarter Historiker unterrichtete viele Jahre Geschichte und Sprachen an der Bezirksschule. Er war ab 1969 der erste Direktor des Lehrerseminars in Wohlen, heute Kantonsschule.
Von der Büste bis zum Gästebuch gibt es viel zu entdecken
«Der Hut des Weibels von Ständerat Placid Weissenbach I.»: Der Bremgarter Politiker gehörte zwischen 1849 und 1858 dem Ständerat an. Auf spielerische Art lernten seine Söhne die Wappenfarben und Namen der damals 24 Kantone kennen, an einem Figuren-Puppenhaus mit Drehscheibe.
«Die Grabplatte des Dr. Joseph Athanase Ducrey»: Der spätere «Arzt der Armen» kam mit sieben Jahren zusammen mit seinem Vater aus dem savoyischen Hochgebirge hierher. Mit Immobilien gelangte er zu Reichtum, den er der Stadt vermachte fürs Schulwesen und für Kindergärten. Daraus entstand die Ducrey-Stiftung.
«Das Gästebuch der ehemaligen ‹Krone›»: Der Gasthof Krone war während des Zweiten Weltkrieges Stammlokal der einquartierten Offiziere. Die «Kronen»-Wirtin Honegger war ihre Gilberte de Courgenay. Einer war Leutnant Robert Lips, der seine Kameraden im Gästebuch karikierte. Lips ist der Erfinder und Zeichner vom Globi. --rts
Stadtmuseum Kornhaus Unterstadt. Jeden Samstag und Sonntag ausser Sommerferien und Weihnachten/Neujahr von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Führungen auf Anfrage. Schulklassen gratis. Kontakt: 056 633 79 42 (Fridolin Kurmann), info@stadtmuseum-bremgarten.ch.