Kämpferin ohne Grenzen
01.10.2024 Sport, Weitere SportartenKopf des Monats
Bei einem Unfall kommt die Berikerin Cécile Treier beinahe ums Leben. Sie kämpft sich zurück. Nicht nur in den Alltag. Auch im Sport. Im September schafft sie es in die Top 20 an der Ironman-WM in Nizza. Die Redaktion wählt sie ...
Kopf des Monats
Bei einem Unfall kommt die Berikerin Cécile Treier beinahe ums Leben. Sie kämpft sich zurück. Nicht nur in den Alltag. Auch im Sport. Im September schafft sie es in die Top 20 an der Ironman-WM in Nizza. Die Redaktion wählt sie dafür zum Kopf des Monats September. --red
Kopf des Monats September: Triathletin Cécile Treier aus Berikon schafft bemerkenswerte Leistungen
Ein Unfall beendet fast ihr Leben. Für Cécile Treier war dies der Startschuss, um es allen erst recht zu zeigen. Im September schafft sie es in die Top 20 an der Ironman-WM in Nizza. Ihr Trainer spricht von einer «unglaublichen Leistung». Ihre Schwester sagt: «Was sie macht, wie sie ist, das ist einfach bewundernswert.» Die Redaktion wählt die Architektin aus Berikon zum Kopf des Monats.
Stefan Sprenger
Andreas Fuchs ist Triathlon-Experte. Der 59-Jährige wurde einst Landesmeister in Österreich, war am berühmten Ironman auf Hawaii mehrmals dabei. Heute begleitet und trainiert der erfahrene Sportler rund 15 aktive Langdistanz-Triathleten. «Aber so eine wie Cécile Treier habe ich noch nie erlebt», sagt Fuchs. Seit über einem Jahr begleitet er die Freiämterin. Er kennt ihre Geschichte. 2007 hat Treier einen schweren Unfall, der sie beinahe das Leben kostet. Doch sie kämpft sich zurück ins Leben, will es allen beweisen. «Meinen grössten Respekt, wie sie damit umging», so Fuchs.
Treier startet 2024 so richtig durch. Im Juni wird sie am Triathlon in Hamburg neue Europameisterin in ihrer Alterskategorie (45 bis 49-Jährige). Und damit qualifiziert sie sich auch für den Ironman in Nizza, die Weltmeisterschaft. Dort startete sie am 22. September. In knapp 12 Stunden schaffte sie es, 3,8 km zu schwimmen, 180 km Rad zu fahren und 41 km zu rennen. Das bedeutete den 20. Rang in ihrer Altersklasse (177 Teilnehmerinnen). Im September startete sie zudem an einem kürzeren Triathlon in Locarno, wo sie den 3. Rang holte.
«Ich kann kein einziges negatives Wort über sie sagen»
Ihr Trainer Andreas Fuchs ordnet ein: «Eine Wahnsinnsleistung. Erst recht, wenn man bedenkt, dass sie im Job grosse Verantwortung hat und es dennoch schafft, so zielstrebig zu trainieren und dann die Leistung auch abzurufen. Sie hat meine grösste Anerkennung» Er sieht bei ihr viele Fortschritte. «Sie ist unheimlich ehrgeizig. Sehr fokussiert. Sie hinterfragt auch, was wichtig ist. Die Zusammenarbeit mit ihr macht grossen Spass und ist enorm angenehm», so Fuchs. Menschlich könne er «kein einziges negatives Wort über sie sagen». Cécile Treier sei «einfach ein toller Mensch».
Schwester und gleichzeitig Mitarbeiterin
«Toll. Bewundernswert» – das sind zwei Begriffe, die Natalie Treier auch oft verwendet, wenn sie über ihre Schwester spricht. Natalie Treier ist 49 Jahre alt, also zwei Jahre älter als Cécile. «Und wir haben beide am gleichen Tag Geburtstag. Am 2. Mai», sagt sie. Natalie Treier arbeitet zudem im Architekturbüro von Schwester Cécile. «Sie ist die Architektin. Ich mache alles rund um das Geschäft. Baubuchhaltung, Administration und so weiter», sagt sie. Sie erlebt sie also als Schwester und Mitarbeiterin. «Und weil wir beide ziemlich unterschiedlich sind, klappt das auch bestens», erzählt sie lachend. Natalie Treier erlebt hautnah, wie ihre Schwester ihren verantwortungsvollen Job und ihren zeitintensiven Sport ausübt und versucht, aneinander vorbeizubringen. «Das klappt nur, weil sie so zielorientiert ist. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es durch. Manchmal entstehen Engpässe, manchmal muss man Kompromisse machen, aber Cécile findet immer eine Lösung. Sie ist pflichtbewusst. Ehrgeizig. Sie liebt es, sich sportlich ans Limit zu pushen. Sie braucht diese neuen Herausforderungen.»
«Aufgeben ist für sie ein Fremdwort»
Natalie Treier kennt ihr Schwester schon ein Leben lang. Angesprochen auf den Unfall im Jahr 2007 sagt sie, dass die Reha-Klinik Bellikon quasi zu einem zweiten Zuhause geworden ist, weil Cécile Treier so viel Zeit für die Genesung nach dem schweren Unfall benötigte. «Weil sie schon damals sehr sportlich war, hat es sie nicht noch schwerer erwischt. Das war ihr Glück. Und nach diesem heftigen Schicksalsschlag war es dann ihr unbändiger Wille, der ihr geholfen hat. Sie wollte es allen zeigen. Sie wollte beweisen, dass sie es trotz des Unfall noch draufhat.» Und das hat Cécile Treier definitiv. «Sie hat eine enorme innere Stärke. Sie hat sehr viel positive Kraft. Aufgeben ist für sie ein Fremdwort. Für mich ist das sehr bewundernswert.» Wohl nicht nur für sie, sondern für alle, die ihre Geschichte kennen.
In Nizza vor wenigen Wochen schafft sie es an der Langdistanz-WM auf den 20. Rang. Ein Jahr zuvor war es noch der 37. Platz. Zu was ist die 47-Jährige noch fähig? Trainer Andreas Fuchs erzählt, dass sie am Morgen nach dem Ironman in Nizza gemeinsam am Frühstückstisch gesessen sind. «Cécile sagte dann zu mir: «Ich habe eine neue Aufgabe.» Sie wolle die Marathon-Distanz mindestens 30 Minuten schneller laufen». Dies hat ihm imponiert. «Denn einen Tag nach diesem Rennen war für sie einen Tag näher am nächsten sportlichen Höhepunkt.» Treier wird im Oktober noch an einem Triathlon in Kroatien starten und will – so wie es aktuell aussieht – im nächsten Jahr am Ironman auf Hawaii dabei sein. «Sie wird nochmals einen Riesensprung machen, da bin ich mir sicher.» Bei der grossen Kämpferin sind die Grenzen wohl noch nicht erreicht.
Die bisher Gekürten
Im Januar wurde Markus Büchi aus Waltenschwil gewählt. Mit Sport-Challenges sammelt er immer wieder Geld für kranke Kinder. Und kommt dabei auch selbst ins Schwitzen. Cassandra Buri, die OK-Chefin des Wohler Fasnachtsumzugs, wurde im Februar gewählt. Sie war das Gesicht hinter dem Grossanlass, der 18 000 Besucherinnen und Besucher an den Strassenrand lockte.
Der Murianer Förster Oliver Eichenberger wurde Kopf des Monats März. Er hat grossen Anteil daran, dass die neue Trainingshalle in Muri mit lokalem Holz gebaut wird. Im April wurde Stephan Jäggi gekürt, der Initiant der Inklusion im Freiämter Handball. Der Start war ein voller Erfolg. Natur- und Amphibien-Freund Robert Wild aus Muri ist Kopf des Monats Mai. Er legte auf 6000 Quadratmetern einen Naturpark an. Im Juni ging die Auszeichnung an Peter Meyer aus Wohlen. Als Frontmann der legendären Hardy’s Bubbles begeistert er seit Jahrzehnten ein grosses Publikum. Im Juli holte sich Chris Räber aus Muri den Titel. Der frühere Mountainbike-Profi überzeugte die Jury sowohl als Co-Moderator an den Olympischen Spielen wie auch als Förderer des Murianer Pumptracks. Im August wurde der Wohler Paul Huwiler ausgezeichnet. Huwiler hat sich über viele Jahre für die Sanierung der Chappelehofs eingesetzt. Und sich auch durch Rückschläge nicht von seinem Weg abbringen lassen. --red



