Käserei führt künftig die Chäsi
06.06.2023 MuriOrtsbürger kaufen Chäsi
Deutlicher Entscheid an «Gmeind»
Für 2,8 Millionen Franken wechselt das Chäsi-Gebäude den Besitzer – von der Käsereigenossenschaft zur Ortsbürgergemeinde. Dieser Entscheid wurde ...
Ortsbürger kaufen Chäsi
Deutlicher Entscheid an «Gmeind»
Für 2,8 Millionen Franken wechselt das Chäsi-Gebäude den Besitzer – von der Käsereigenossenschaft zur Ortsbürgergemeinde. Dieser Entscheid wurde schliesslich einstimmig gewählt. Milly Stöckli, Vizepräsidentin, zeigte sich erfreut darüber. «Wir sind sehr dankbar, dass sich die Käsereigenossenschaft für unser Angebot entschied, obwohl es finanziell lukrativere gegeben hätte», sagt sie. Primär will die Ortsbürgergemeinde das Bestehende bewahren – die Mietwohnungen und den Laden. Und für Letzteren ist die Zukunft gesichert, unter neuer Leitung. --ake
Die Ortsbürger kaufen die «Chäsi» und ein Stück Wald – nicht ganz diskussionslos
Für 2,8 Millionen Franken kauft die Ortsbürgergemeinde die Liegenschaft der Käsereigenossenschaft Muri-Wey. Ortsbürgergutsverwalter Josef Stierli kann zudem verkünden, wie die Chäsi weitergeführt wird, nämlich von der Brülisauer Käse AG in Künten.
Annemarie Keusch
Gegenwind war an der Ortsbürgergemeindeversammlung keiner zu spüren. Trotzdem, Fragen zum Kauf der Liegenschaft der Käsereigenossenschaft Muri-Weg gabs. Was denn das Ziel davon sei, wollte ein Ortsbürger wissen. «Das haben wir uns natürlich auch überlegt. Die Möglichkeiten sind gross und vielfältig, gerade mit dem Parkplatz, der bereits den Ortsbürgern gehört», führt Milly Stöckli, Vizepräsidentin, aus. Momentan sei nicht angedacht, etwas zu unternehmen mit dem gekauften Gebäude. Der Laden soll genauso bestehen bleiben wie die Mietverhältnisse der fünf Wohnungen. «Wir warten ab, wie sich die Situation an der Marktstrasse entwickeln wird. Uns stehen allen Optionen offen.»
Eine Frage gab es auch zum baulichen Zustand des Gebäudes, speziell des Kellers. «Ammoniak und Milchsäuerbakterien sind eine schlechte Mischung», meinte ein Ortsbürger. Thomas Strebel von der Käsereigenossenschaft konnte Entwarnung geben. «Wir haben die Chäsi in den letzten Jahren gut unterhalten. Es hat Ammoniak im Keller, aber wir können die Räumlichkeiten ohne Probleme noch 30 Jahre vermieten.» Zudem machte Strebel klar, dass es neben der Ortsbürgergemeinde auch andere Interessenten für den Kauf der Liegenschaft gab. «Wir wissen, dass andere mehr Geld geboten haben», betonte auch Stöckli.
Übergabe ist gewährleistet
Der Kauf der Liegenschaft war schliesslich einstimmig. Auch, weil Ortsbürgerpräsident Hanspeter Frey vorher erklärte, wie es überhaupt zu dieser Situation kam. «Es ist die optimale Ergänzung zu unserer Parkplatzparzelle. Darum machten wir Abklärungen, als wir von der Verkaufsabsicht der Käsereigenossenschaft hörten, und taten unser Interesse kund.»
Auf Details ging Ortsbürgergutsverwalter Josef Stierli ein, der betonte, wie wichtig der Einkaufsladen an der Marktstrasse sei. Diesen beizubehalten sei ausser Frage gestanden. «Wir suchten jemanden, der die Chäsi mietet oder pachtet, und das musste schnell gehen», sagt Stierli. Der Verkauf an die Ortsbürgergemeinde erfolgt per 1. Juli. Natürlich habe man das Gespräch mit der jetzigen Geschäftsführung rund um Désirée Kreuzer gesucht. «Sie macht noch maximal ein Jahr weiter, bis jemand Neues eingearbeitet ist», sagt Stierli. Die Übergabe sei also gewährleistet. Nur an wen? «Wir haben bewusst auch in der Käsereibranche gesucht.» Und dabei sei ihm jemand in den Sinn gekommen, den er bei einer Käseund Weindegustation kennenlernte. Die Brülisauer Käse AG aus Künten, die mittlerweile dem langjährigen Mitarbeiter Fabian Spielhofer gehört. «Er überlegte es sich, bekundete zwei Wochen später sein Interesse und nun ist es definitiv.» Die Brülisauer Käse AG ist seit 35Jahren in Künten daheim, fertigt mittlerweile über 30 Käsesorten an. Im Herbst soll die neue Geschäftsführung eingesetzt werden. «Es wird sich wenig verändern», betont Josef Stierli. Vielleicht gar etwas zum Positiven, aus Sicht der Ortsbürgergemeinde. «Es wäre schön, wenn in der Chäsi wieder Glaces der Gelateria beim Kloster verkauft würden, die Infrastruktur dafür ist nach wie vor da.»
Mehr als auf Entschädigung verzichten
Das Traktandum «Chäsi» war nicht das einzige, das zu Diskussionen führte an der Ortsbürgergemeindeversammlung. Fragen gab es auch zum Dienstbarkeitsvertrag «Näherbaurecht Galliker». Auf dem Grundstück von Guido Galliker, das in der Murianer Industrie an eine Waldparzelle der Ortsbürger grenzt, ist ein Neubau eines Gewerbehauses vorgesehen. Das entsprechende Baugesuch wurde von Gemeinde und Kanton bewilligt. Anhand der Bauprofile stellte ein Forstmitarbeiter fest, dass der gesetzlich vorgeschriebene Abstand von 18 Metern nicht gewährleistet sei. «Ja, wenn das der Forstarbeiter nicht bemerkt hätte, wäre es wohl noch länger niemandem aufgefallen», gibt Milly Stöckli zu. Die Ortsbürgergemeinde verlangt nun vom Eigentümer des Grundstücks ein Näherbaurecht mit reduziertem Grenzabstand von 12 Metern. «Das heisst, dass die Ortsbürgergemeinde wegen des Unterabstandes einen Verzicht auf Entschädigungsansprüche durch Beeinträchtigungen infolge des Waldes gelten machen kann», erklärt sie. Verstopfte Regenrinnen wegen Laub, Äste auf dem Dach oder Beschädigungen durch umgestürzte Bäume – Entschädigungen muss die Ortsbürgergemeinde keine zahlen. So steht es im Dienstbarkeitsvertrag.
Einer der Ortsbürger wollte noch mehr und brachte eine grosse Mehrheit hinter sich. Der Ergänzungsantrag, dass dem Dienstbarkeitsvertrag zugestimmt wird unter der Voraussetzung, dass zur Grenze der Ortsbürgerparzelle ein drei Meter breiter Biodiversitätsstreifen angelegt werden muss, wurde einstimmig gutgeheissen. Nun muss Galliker dem so zustimmen, ansonsten wird der Dienstbarkeitsvertrag an der nächsten «Gmeind» nochmals zum Thema und sein Projekt verzögert sich.
Die Beschlüsse
An der Ortsbürgergemeindeversammlung nahmen von 385 möglichen Stimmberechtigten deren 68 teil. Sie genehmigten das Protokoll, die Jahresrechnung und den mündlich vorgetragenen Rechenschaftsbericht. Ebenfalls sagten sie Ja zum Dienstbarkeitsvertrag «Näherbaurecht Galliker». Dies aber mit dem Zusatz, dass zur Grenze der Parzelle der Ortsbürger ein drei Meter breiter Biodiversitätsstreifen angelegt werden muss. Einem entsprechenden Ergänzungsantrag stimmte eine grosse Mehrheit zu.
Zudem bewilligten die Ortsbürger den Kauf der Waldparzelle von Bruno Küng und den Kauf der Liegenschaft der Käsereigenossenschaft Muri-Wey. --ake