Kampfjets, Kavallerie und Kanonen
07.06.2024 Region OberfreiamtÄltestes Bataillon
150-jähriges Bestehen wurde würdig gefeiert
Zu seinem Jubiläum hat das Infanteriebataillon 56 mit der grossen Kelle angerührt.
150 Jahre – nur ein einziges anderes Bataillon in der ...
Ältestes Bataillon
150-jähriges Bestehen wurde würdig gefeiert
Zu seinem Jubiläum hat das Infanteriebataillon 56 mit der grossen Kelle angerührt.
150 Jahre – nur ein einziges anderes Bataillon in der Schweiz bringt es auf so eine lange Geschichte wie das Infanteriebataillon 56 – wegen seines Ursprungs im Herzen der Aargauer Zigarrenindustrie auch «Stumpenbataillon» genannt. Das Einzugsgebiet erstreckt sich inzwischen zwar praktisch auf die ganze Deutschschweiz, trotzdem ist das Freiamt mit 156 Eingeteilten noch ausserordentlich stark vertreten. Ein Freiämter, nämlich Major Adrian Meier aus Merenschwand, war es auch, der für den Anlass einen Gedenkstein hergestellt hat. --tst
Das «Stumpenbataillon» hat an der Fahnenabgabe sein 150-jähriges Bestehen gefeiert
Als eines von zwei Bataillons schweizweit hat das Aargauer Infanteriebataillon 56 sämtliche Umstrukturierungen der letzten 150 Jahre überstanden. Mit 156 Eingeteilten stellt das Freiamt nach wie vor einen stolzen Anteil.
Thomas Stöckli
Er steht zwischen Rednerpult und Kavallerie, der stolze Stein mit Betonsockel, der künftig an das 150-Jahr-Jubiläum des Infanteriebataillons 56 erinnern wird. Gestaltet wurde er bei der Vollenweider Bau AG in Merenschwand. Dem Unternehmen, in dem auch Stabsoffizier Adrian Meier tätig ist, wenn er nicht gerade im Tarnanzug für die Landesverteidigung trainiert. Den diesjährigen Wiederholungskurs hat der Major nun überstanden. Die Fahnenabgabe steht symbolisch dafür. Danach folgt nur noch die Retablierung und Rückgabe des Korpsmaterials. «Noch heute Abend fangen wir damit an», verrät Bataillonskommandant Jürg von Gunten beim Apéro nach der «Fahne».
Einsatzbereitschaft bewiesen
Gegen 900 Armeeangehörige, vorwiegend Männer, aber auch einige Frauen, sind in seinem Bataillon eingeteilt. 650 von ihnen haben in den vergangenen drei Wochen bewiesen, dass sie als Team funktionieren. Dass sie bereit sind für die Aufgabe, für die es sie im besten Fall nie brauchen wird. «Wir trainieren fürs Schlimmste und hoffen aufs Beste», bringt es von Gunten auf den Punkt. Eine intensive Zeit sei es gewesen, in der mit der nötigen Ernsthaftigkeit erst einzeln, dann in immer grösser werdenden Gruppen das Undenkbare trainiert wurde, bis hin zum Bataillonsverband. Ob die Schweizer Armee die beste der Welt sei, könne er nicht beurteilen, so von Gunten, «aber wie schnell wir unser Handwerk auffrischen können, das dürfte weltweit einzigartig sein».
Rund 250 Interessierte verfolgten die Zeremonie, nebst Divisionär Daniel Keller, Kommandant der Territorialdivision 2, die in Aarau ihren Sitz hat und zu der das Stumpenbataillon gehört, Grossrats-Vizepräsident Markus Gabriel und weiteren Honoratioren hauptsächlich Angehörige der Dienstleistenden. Entsprechend halten die Gäste Ausschau nach ihren Lieben. «Die sehen ja alle gleich aus», stellt ein Vater fest, als die Kompanien in Zweierreihe anmarschieren. Gleichzeitig nähern sich von zwei anderen Seiten die Kavalleristen von Arizona Aarau, auf teils nervös tänzelnden Pferden, und die Militärmusik. Derweil klettern Jugendliche auf den zur Besichtigung aufgestellten Schützenpanzern herum.
Stumpen auf dem Badge
Pünktlich zum 15-Uhr-Glockenschlag stimmen die Musikanten den Schweizerpsalm an. Martin Hitz, Leiter Amt für Militär und Bevölkerungsschutz Kanton Aargau, und Militärhistoriker Jürg Stüssi lassen die 150-jährige Geschichte des Bataillons Revue passieren. Ein Bataillon, das seinen Ursprung im See-, Wynen- und Ruedertal hat, dem Herz der Aargauer Zigarrenindustrie, und das deshalb heute noch «Stumpenbataillon» genannt wird. Heute erstreckt sich das Einzugsgebiet zwar praktisch auf die ganze Deutschschweiz, wobei die Freiämter mit 156 Eingeteilten stark vertreten sind. Und der Stumpen gehört noch immer zum Bataillon: Er ziert sogar den offiziellen Badge des Verbandes.
Dass das Stumpenbataillon seinen 150. Geburtstag feiern darf, ist nicht selbstverständlich, wurde die Schweizer Armee doch immer wieder kräftig umstrukturiert. Den Schnitt der Armeereform XXI überstand nebst dem Inf Bat 56 denn auch nur noch das Zürcher Gebirgsschützen-Bataillon 6, «Schällensächsi» genannt. Selbst dass die Zeremonie im Schachen, Aarau, gefeiert wird, hat seine Berechtigung – dort, wo die Vorfahren der Einheit 1914 für den Krieg mobilisiert wurden.
Oldtimer und «Tiger»
Die Fahnenzeremonie stand auch im Zeichen der Zusammenarbeit mit der Luftwaffe. Symbolisch dafür durften die Truppe und ihre Gäste den Überflug einer klassischen AT-16 bestaunen, ein Trainingsflugzeug zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Und schliesslich donnerten vier F-5-Tiger-Kampfjets im Formationsflug über die Köpfe hinweg. Mit drei Kanonenschüssen – einem pro 50 Jahre «Stumpenbataillon» – folgte ein weiterer lautstarker Höhepunkt, ehe die Truppe nach dem obligaten Fahnenmarsch in Viererkolonne abmarschierte, bis nur noch die Musikanten zurückblieben auf dem nun leeren Schaustellerplatz vor dem grossen Gedenkstein. Dem Symbol für «Beständigkeit und unerschütterlichen Mut», wie auf dem Stein zu lesen ist.