Kann man so machen
25.11.2022 Muri«Riklin & Schaub» hatten das Publikum im Cabarena von Anfang an auf ihrer Seite
Wie bringt man den verfluchten Rest aus der Tube? Warum lieben wir Katzenvideos? Und was alles «chamer mache»? «Riklin & Schaub» lieferten im Cabarena mit ...
«Riklin & Schaub» hatten das Publikum im Cabarena von Anfang an auf ihrer Seite
Wie bringt man den verfluchten Rest aus der Tube? Warum lieben wir Katzenvideos? Und was alles «chamer mache»? «Riklin & Schaub» lieferten im Cabarena mit «Was wäre wenn» die Antworten – multimedial, multiinstrumental und mit sehr viel Witz.
Wie machen die das bloss? Kommen auf die Bühne und haben das Publikum im Sack. Das dauert gefühlt ein paar Sekunden und muss definitiv am ersten Eindruck liegen. Genau darüber machen sich die beiden Multiinstrumentalisten und Wortakrobaten Roman Riklin und Daniel Schaub in ihrem ersten Song («De erschti Idruck») denn auch Gedanken, während im Hintergrund zur Illustration die umwerfend komische Bildwelt dazu über die Leinwand flimmert. Die Humor-Messlatte, so viel ist von Anfang an klar, wird an diesem Abend hoch liegen.
Das überrascht nicht wirklich: «Riklin & Schaub» waren schon als Trio mit «Heinz de Specht» die wohl witzigste Dialektband der Schweiz. Als Second Hand Orchestra haben sie – zusammen mit Adrian Stern und Frölein Da Capo – mit «Freddie – Die Mundartshow» vor Kurzem nicht bloss das Cabarena-Publikum «gerockt», sondern auch den Swiss Comedy Award abgeräumt. Und auch als Duo bewegen sie sich ebenso leichtfüssig wie erfolgreich in der Musikkabarettszene.
«E Hotdog für ne Stutz»
Dabei suchen sie in ihren schrägen Songs nach Antworten auf Fragen, die sich ein grosser Teil des Publikums noch nicht einmal gestellt hat, finden die passenden Worte zu den Emojis auf Whatsapp und Co., machen sich ihre Gedanken zum Ikea-Hotdog «für ne Stutz» und halten auch nicht zurück mit Tipps für den Alltag – wenn man mit den Aufgaben der Kinder überfordert ist, wenn es nach dem Pinkeln in die Hosen tropft oder wenn der Besuch einfach nicht nach Hause gehen will: «Eifach tue, wie wenn nüt wär.»
Wer die beiden schon eine Weile verfolgt, hat dabei das eine oder andere Déjà-vu: Aber ist es nicht genau das, was den Reiz des Abends ausmacht? «Riklin & Schaub» bedienen sich bei sich selber, indem sie das Beste nehmen, neu aufbereiten und mit frischen Zutaten anreichern, beispielsweise multimedial. Und das tun sie genial: Passgenau liefern sie die Pointen zu den Bildern im Hintergrund, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Das ist hohe Schule und derart amüsant, dass man hofft, das Spektakel möge gar nicht enden.
Den Spass ernst nehmen
Wie anspruchsvoll das multimediale Programm ist, erlebte das Caba rena-Publikum in jenem Moment, als die beiden einmal den Faden verloren und Bild und Text plötzlich auseinanderdrifteten. Doch – wie Zirkuskünstler im Trommelwirbel – haben sie ganz einfach nochmals von vorne begonnen. Denn das mit dem Spass nehmen «Riklin & Schaub» durchaus ernst. Natürlich tun solche kleine Pannen der Freude des Publikums keinen Abbruch. Sie geben dem Abend jene menschliche Note, die das Publikum zu Komplizen der Künstler macht. Diese Nähe ist es denn auch, was «Riklin & Schaub» in ganz besonderem Masse auszeichnet. Vom ersten Augenblick an. Und wenn Schaub im letzten Lied sinniert, «was wär, wenn de Riklin gar nie gfröget hett, öb ich mit ihm im Duo Musig mache wett?», besteht kein Zweifel daran: Das Publikum hätte einen wunderbaren Abend verpasst. --red