Katze gekauft!
01.12.2023 Leserbriefe, Region OberfreiamtGemeindeversammlung Sins, Traktandum 2, neues Personalreglement: Wir alle schätzen einsatzbereite und professionelle Gemeindeangestellte. Dafür verdienen sie auch gerechte Löhne, fünf Wochen Ferien für alle, bezahlte erforderliche Weiterbildung sowie anständige ...
Gemeindeversammlung Sins, Traktandum 2, neues Personalreglement: Wir alle schätzen einsatzbereite und professionelle Gemeindeangestellte. Dafür verdienen sie auch gerechte Löhne, fünf Wochen Ferien für alle, bezahlte erforderliche Weiterbildung sowie anständige Behandlung. Ihnen allen herzlichen Dank für den engagierten Einsatz!
Die Folienpräsentation der Verwaltung zu den neuen Bestimmungen sah harmlos aus und schien diskussionslos durchzugehen. Bedenklich war jedoch, dass sich kaum ein Versammlungsteilnehmer mit den Neuerungen befasste und es dem Gemeinderat nicht angebracht erschien, die Auswirkungen transparent darzulegen. Das erstaunt aber eigentlich auch nicht weiter, denn die zuvor nicht bekannte Zusammensetzung der Projektgruppe liess die Tonalität der Stossrichtungen unmittelbar erahnen. Ein Schelm, wer grosszügige Abschiedsgeschenke der beiden FDP(!)-Gemeinderäte zulasten der Gemeindekasse vermutet? Und liessen sich die übrigen Gemeinderäte über den Tisch ziehen? Der Schreibende sah es als einer der wenigen, welche sich fachkundig und detailliert mit Regle- ment und insbesondere Verordnung auseinandersetzten, als Pflicht an, den Versammlungsteilnehmern die mannigfaltigen Auswirkungen darzulegen: Hinweise zu den kantonalen Regelungen, Querverweise zur Privatwirtschaft, explizite Fehlanreize und insbesondere der «Entsorgungsartikel» von vorzeitig in die Pensionierung versetzten langjährigen Mitarbeitenden überladen das Fuder. Mit den meisten neuen Regelungen wird die Attraktivität des Arbeitgebers kaum spürbar erhöht und dem Arbeitskräftemangel wird definitiv nicht entgegengewirkt. Die geplanten Anpassungen sind überwiegend wirkungslos, dafür umso teurer für die Steuerzahler.
Seit Jahrzehnten ächzt die Bevölkerung unter explodierenden Krankenkassenprämien, sich verdoppelnden Strompreisen, kaum noch finanzierbaren Mieten, Baulandpreisen und vielem mehr. Während viele den Gürtel noch enger schnallen müssen, werden – nochmals: überwiegend wirkungslos – Steuergelder verpufft. Könnten wir doch auch so eigennützig am Honigtopf laben, den andere für uns erarbeiten. Und was meinen Sie dazu, dass der Gemeindeschreiber seine bislang schon bezogene bezahlte tägliche Pause auch noch legalisiert erhält (3,5 Prozent indirekte Lohnerhöhung)? Interessiert es ins Sins noch jemanden, ob lediglich noch knapp 40 Wochenstunden für die wundervollen Lohnbezüge zu leisten sind, im Gegenzug aber Pensen aufgestockt werden? Bei 25 Gemeindeangestellten kostet uns dieser Fehlentscheid eine Hundertprozent-Stelle mehr, in zehn Jahren eine Million Franken Mehraufwand. Nicht erwähnenswert? Schwamm drüber?
Weshalb verwerfen schliesslich 91 Stimmberechtigte den Rückweisungsantrag für eine ausgewogenere, bessere und wirkungsorientiertere Lösungsfindung und stimmen stattdessen für den unreflektierten Antrag des Gemeinderats? Immerhin sind die beiden Hauptprotagonisten in Reglement und Verordnung namentlich verewigt. Werden wir uns eher früher als später rückbesinnen müssen auf die Katze im Sack, die wir kostspielig eben kauften? Wir sind gespannt auf die laufende Rechenschaftslegung zum Ergebnis der für die Steuerzahler inakzeptablen Verordnungsbestimmungen!
Daniel Urech, Sins