Keine Angst anzuecken
06.09.2022 SportStefan Strebel ist «Kopf des Monats August»
Vor Kritik schreckt Stefan Strebel nicht zurück. Er geht seinen Weg und drückte dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest als Technischer Leiter seinen Stempel auf. Unbeirrt, selbstbewusst, souverän. Dafür wählte ihn die Redaktion zum «Kopf des Monats August».
Auch seine Wegbegleiter sind von seiner Arbeit und seiner Ausstrahlung als Technischer Leiter angetan. «Wenn man in seiner Position eine Mimose ist, geht man unter», sagt etwa Sepp Broch. --red
Stichelnder Charmeur
Schwingerboss Stefan Strebel war verantwortlich für das Eidgenössische und ist Kopf des Monats August
Er weiss, was er will. Und für seine Ziele tut er alles. Der Villmerger Stefan Strebel ackerte fast zwei Jahrzehnte für sein grosses Ziel: Als technischer Leiter des eidgenössischen Schwingerverbandes ein «Eidgenössisches» erleben. Dies hat er nun in Pratteln geschafft. Und sich dabei souverän geschlagen.
Stefan Sprenger, Josip Lasic
«Er ist immer für uns da. Er ist ein hervorragender Vater. Er ist mein Traummann.» Fabienne Strebel, die Frau von Schwingerboss Stefan Strebel, schwärmt von ihrem Gatten. Kennengelernt haben sie sich im Fitnesscenter Acropolis in Wohlen. Immer wieder haben sie sich beim Krafttraining gesehen. Irgendwann redeten sie miteinander. «Er fand meinen Nachnamen komisch», erzählt seine Frau, die früher noch Bee mit Nachnamen hiess. Dann hat es gefunkt. Das war vor 25 Jahren. Seither sind sie ein unzertrennliches Paar. «Wir ergänzen uns perfekt», sagt sie. Sie hat ihn noch als Aktivschwinger kennengelernt. Von da her wusste sie, worauf sie sich einlässt.
«Manchmal etwas provokativ …»
Stefan Strebel arbeitet als CEO bei der Traitafina in Lenzburg. Erst eine Lehre als Metzger, dann das KV. Er arbeitete sich hoch bis zum Geschäftsführer. Auch ein Lebenstraum, den er sich erfüllt hat. Seine Frau Fabienne Strebel arbeitet mittlerweile in der Administration bei der Traitafina. «Er ist auch ein guter Chef», sagt die 47-Jährige lachend. «Und ein toller Papa.» Er fordere einiges von Sohn Mario (15) und Tochter Larissa (16). «Mit viel Liebe», ergänzt sie. Stefan Strebel ist ein Typ, der immer vorankommen will. Diese schöne Eigenschaft versucht er auf seine Kinder zu übertragen. Das Freiamt ist der Familie enorm wichtig. Fabienne Strebel stammt aus Wohlen, Stefan Strebel aus Villmergen. Mittlerweile leben sie in Hendschiken. «Aber wir sind enorm verwurzelt im Freiamt. Die Heimat ist uns beiden wichtig.»
Für ihren Mann hat sie nur lobende Worte. «Er ist sehr überlegt. Er diskutiert gerne. Er ist herausfordernd, manchmal etwas provokativ.» Oder: «Er kitzelt gerne», wie seine Frau es nennt. Am Eidgenössischen Schwingund Älplerfest in Pratteln war sie mehrere Tage an seiner Seite. Hat alles miterlebt. «Beeindruckt», sei sie gewesen. Ihr Mann habe seinen Job mit Bravour erfüllt. Davon konnte sich die gesamte Schweiz überzeugen. Darum gibt es eine Fortsetzung: Stefan Strebel wurde von der Redaktion zum Kopf des Monats August gekürt.
Andreas Döbeli: «Er hat immer alles im Griff»
Stefan Strebel ist eine prägende Figur – dies gilt auch für Lukas Döbeli, Andreas Döbeli, Joel Strebel und all die anderen erfolgreichen Freiämter Schwinger. Zuerst als Technischer Leiter der Jungschwinger beim Schwingklub Freiamt, später als Technischer Leiter der Jungschwinger beim NWSV, als Technischer Leiter Aktive beim NWSV und jetzt als Technischer Leiter beim ESV. Aktuell begegnet man sich als Funktionär und Schwinger. Und Stefan Strebel hat grossen Einfluss auf den Erfolg der Freiämter. «Bei ihm haben wir Disziplin gelernt. All das, womit er als aktiver Schwinger erfolgreich wurde», sagt Eidgenosse Andreas Döbeli. Die Trainings unter ihm sind immer sehr hart gewesen. Strebel habe aber auch seine sanfte Seite, verrät Döbeli. Denn nach der Saison ging er mit den Jungschwingern jeweils in den Europapark.
Stefan Strebel will den Schwingsport weiterbringen. «Und das spricht er offen an», so Döbeli. «Während der Coronazeit und bei der Einteilung der letzten grossen Feste wie Kilchberg und des ESAF hatte er alles im Griff. Unter den aktiven Schwingern wird er sehr geschätzt.» Es kann sein, dass er bei einigen Älteren mit seiner Art aneckt. «Aber ohne Zweifel brennt er für den Schwingsport und engagiert sich extrem.»
Sepp Broch mit grosser Achtung
Einer, der seit Jahrzehnten die Karriere von Stefan Strebel verfolgt, ist Urgestein Sepp Broch. Er kennt Stefan Strebel schon lange. Broch war Präsident des Schwingklubs Freiamt, als Strebel seinen ersten eidgenössischen Kranz geholt hat. «Er war schon immer sehr ehrgeizig. Ob im Sägemehl, später als Funktionär oder auch beruflich.» Er sei jemand, der hinter seinen Entscheidungen steht. «Wenn man in seiner Position eine Mimose ist, geht man unter. Egal, wie man einteilt, es wird immer Kritiker geben», sagt Broch. Die Einteilung im ersten Gang am ESAF sei typisch für Stefan Strebel gewesen. Er habe nicht auf ungeschriebene Gesetze geachtet. «Er macht das genau richtig. Ich habe sehr grosse Achtung vor ihm.»
Was Broch besonders beeindruckte, ist Strebels Einsatz für die Jungschwinger. Die eidgenössischen Kranzschwinger Joel Strebel sowie Lukas und Andreas Döbeli seien alles «seine» Jungschwinger, die er gefördert hat.
Broch war lange Zeit Mitglied der Technischen Kommission beim Eidgenössischen Schwingerverband und dort verantwortlich für das Kampfrichterwesen. Selbst die Kampfrichter kommen beim Schwingerboss gut weg. «Er hat erkannt, dass man die Professionalisierung des Schwingsportes auf allen Ebenen vorantreiben muss», so Broch.
Broch mag auch Strebels Zielstrebigkeit. Als er hörte, dass er Technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes werden wolle, «habe ich sofort gewusst, dass er das schafft». Für Sepp Broch ist Stefan Strebel eben ein Macher. «Es gibt viele Leute, die sprechen gern über Dinge und sagen, was sie alles machen würden, wenn sie die Chance hätten. Er nicht. Er macht es einfach.»
Der «Che Guevara» des Sägemehls
Schwing-Experte Felix Bingesser über Stefan Strebel
Einer, der die Schwingerszene seit Jahrzehnten genau verfolgt und beobachtet, ist Felix Bingesser aus Waltenschwil, ehemaliger Sportchef des «Blick». Bingesser ist Kenner und Experte. Was denkt er über Stefan Strebel, den Boss der Schwinger? Nachfolgend seine Einschätzung.
«Wenn Stefan Strebel in Pratteln im Stechschritt Richtung Schlussgang marschiert, dann spürt man die pure Entschlossenheit. Als müsste er gleich selber zupacken und Schwingerkönig werden. Er geniesst das Bad in der Menge. Diese Momentaufnahme vom Eidgenössischen hat eine grosse Symbolik. So ist Strebel. Er schreitet voran, er packt an, er ist ein Macher. Und er macht aus seinem Selbstvertrauen und seinen Ambitionen kein Geheimnis. Das sorgt da und dort auch für kritische Töne. Zumal man ja gerade im Schwingsport die helvetische Bescheidenheit und Zurückhaltung gewohnt ist.
Der furchtlose und innovative Strebel möchte aber etwas bewegen, dem Schwingsport neue Impulse geben, einiges hinterfragen und gewisse Veränderungen anstossen. Und zwar zügig.
Ein solcher Revoluzzer passt nicht allen in den Kram. Der «Che Guevara» des Schwingens wird auch kritisiert. Er sei zu forsch und zu eitel, sagen die einen. Andere, wie ich auch, schätzen seine Offenheit und Spontanität. Er hat jedenfalls genug Rückendeckung, um im nächsten Frühling für weitere drei Jahre bestätigt zu werden. Und das ist gut so. Denn Strebel tut diesem Verband gut. Weil er hinsteht, weil er Ideen hat und ein Chrampfer ist. Aber auch, weil er in vielen Bereichen transparent ist und Transparenz schafft. Indem er mit den Medien zusammenarbeitet und sich nicht ins stille Kämmerlein zurückzieht, wie es andere Schwingerfunktionäre tun.
Dass er sich damit nicht nur Freunde schafft, ist klar. Aber man muss diesen eigentlich liebenswerten und stets lachenden sanften Riesen aus dem Freiamt mögen.
Wer das Maul aufreisst, der muss auch liefern. Strebel hat in Pratteln geliefert. Das Eidgenössische war in sportlicher Hinsicht das beste Fest aller Zeiten.» --red
Die bisher Gekürten
Im Januar wurde die Murianerin Annick Kohler von der Redaktion zum «Kopf des Monats» gewählt. Sie hatte grossen Anteil am Erfolg der vier Ruderer des Teams «Swiss Raw», die die «Talisker Whisky Atlantic Challenge» gewannen. Sie hat das Quartett trainiert. Im Monat Februar wurde Andrea Fischer als «Kopf des Monats» ausgezeichnet. Das Bestehen des «Bäsi-Blättli» ist mitunter ihr Verdienst. Sie ist die Einzige, die seit der ersten Ausgabe vor 20 Jahren und bis heute im Team ist. Im März fiel die Wahl auf Joy Räber. Stellvertretend für alle, die Ausserordentliches leisten, um ukrainischen Flüchtlingen zu helfen, hat die Redaktion die Murianerin gewählt, die Vorstandsmitglied von «Volunteers for Humanity» ist. Im April wurde Peter Fischer zum «Kopf des Monats» gewählt. Als Kurator schafft er mit der «Grand Tour Caspar Wolf» in Muri die Grundlage, damit die 250 Jahre alten Werke wieder aktuell sind. Er schafft neuen Zugang zu Wolfs Werken. Zum «Kopf des Monats» Mai wurde Pius Schöpfer, Produktionsleiter von «Roduner & Co.» in Hägglingen, gekürt. Im Monat Juni wurde Peter Lehmann, Geschäftsführer der IB Wohlen AG, ausgezeichnet. Er war die treibende Kraft beim innovativen Projekt «Wasser 2035», das eine Ringleitung fürs Bünz- und Reusstal realisiert. Im Juli wählte die Redaktion Hermann Bütler, den OK-Präsidenten des Aargauer Kan-tonalschwingfestes, das in Beinwil ganz neue Dimensionen erlebte.