Keine Machtwechsel im Freiamt
28.10.2025 Sport, EishockeyDer HC Fischbach-Göslikon bezwingt den HC Wohlen Freiamt mit 4:3 (1:1, 2:1, 1:1)
Früher dominierte Wohlen das Derby gegen Fischbach-Göslikon klar. In den letzten Jahren war die Frage meist, wie hoch der Sieg von Fi-Gö ausfallen wird. Nun sind die ...
Der HC Fischbach-Göslikon bezwingt den HC Wohlen Freiamt mit 4:3 (1:1, 2:1, 1:1)
Früher dominierte Wohlen das Derby gegen Fischbach-Göslikon klar. In den letzten Jahren war die Frage meist, wie hoch der Sieg von Fi-Gö ausfallen wird. Nun sind die Kräfteverhältnisse näher zusammengerückt. Vor 250 Zuschauern wehrt sich Wohlen stark, doch Fi-Gö gelingt der erneute Sieg. Es ist der siebte Erfolg im Derby in Serie.
Alexander Wagner
Wohlen machte sich berechtigte Hoffnungen, wieder einmal Punkte gegen den Nachbarn zu holen. Das hat auch viel mit Joel Nietlisbach zu tun. Der 41-Jährige war schon bei beiden Vereinen als Spieler(-Trainer) aktiv. Jetzt kam er von Urdorf (2. Liga) zurück nach Wohlen und ist der ruhende und erfahrene Wert auf dem Eis. Und die Hoffnungen der Wohler wurden vor 250 Zuschauern im Schüwo-Park genährt, als Marc Gisler in der 12. Minute – etwas entgegen dem Spielverlauf – die Wohler in Führung schoss. Doch 35 Sekunden vor der Sirene gelang Boris Neher der Ausgleich. 1:1.
Fischbach-Göslikon agierte im Angriff viel zu kompliziert, zu umständlich. Auch bedingt durch die starke Abwehrleistung der Wohler. Zudem wurde auch auf die Abpraller zu wenig nachgesetzt und dadurch kamen die «Indianer» vor dem Gehäuse des souveränen Wohlen-Goalies Maurits de Jongh kaum zu Chancen.
Gisin dreht das Spiel
Das zweite Drittel begann erneut gut für das Team von Wohlen-Trainer Patrick Siegwart: Marc Gisin erhielt eine Strafe für Beinstellen und Raphael Amstutz brachte nach 23 Minuten die «Huskies» erneut in Führung (1:2). Doch die Antwort folgte nur zwei Minuten später und Marc Gisin realisierte den Ausgleich. Noch vor dem erneuten Seitenwechsel doppelte Gisin nach und sorgte mit dem 3:2 in der 35. Minute für die erstmalige Führung von Fi-Gö.
Zwei Tore innert elf Sekunden
Fi-Gö legte einen Blitzstart ins dritte Drittel hin und kam nach nur sieben Sekunden zu einer Chance. Doch danach liefen sie fast in einen «Shorthander» der Wohler. Zu Beginn des letzten Umgangs gab es gleich vier Strafen (je zwei gegen jedes Team) die ungenutzt blieben. Eine davon gegen Wohlens Goalie de Jongh wegen Beinstellens. Die fünfte Strafe (die zweite für Raphael Amstutz), war dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Boris Neher brachte Fischbach-Göslikon nach 54 Minuten und 55 Sekunden anscheinend vorentscheidend in Führung (4:2). Sehr zur Freude der Fans, die auf der Tribüne schon hörbar murrten, dass ihr Team nicht so richtig in die Gänge kam und immer noch zu kompliziert und mit zu vielen Einzelaktionen agierte. Doch Wohlen hatte die richtige Antwort bereit. Nach 55 Minuten und 6 Sekunden – also gerade mal elf Sekunden später – erzielte Marc Gisler mit seinem zweiten Treffer den erneuten Anschluss (4:3). 63 Sekunden vor der finalen Sirene nahm Wohlen-Trainer Siegwart seinen starken Goalie De Jongh vom Eis. Doch Patrick Bula setzte den Puck an den Pfosten statt ins verwaiste Gehäuse. So blieb es beim äusserst knappen und hart umkämpften Sieg von Fischbach-Göslikon. Die Freude darüber hielt sich aber in Grenzen (siehe Artikel unten). Stellvertretend sagt Fi-Gö-Trainer Michel Simmen: «Wir haben genau alles so gemacht, wie wir es nicht wollten.»
Die Wohler zeigten sich jedoch bissig und die Freiämter Eishockeyfans dürfen sich bereits auf das nächste Derby freuen.
Nach zwei gespielten Partien liegen die makellosen Argovia Stars und Laufen in der 3. Liga in Führung, gefolgt von Fischbach-Göslikon mit einem Zähler weniger. Wohlen Freiamt hat drei Punkte auf dem Konto.
Beide spielen heute Dienstag
Und es geht Schlag auf Schlag für beide Freiämter Teams weiter. Sie müssen gegen die beiden Co-Tabellenführer aufs Eis: Bereits heute Dienstag (20.15 Uhr) empfängt Wohlen im Schüwo-Park den EHC Laufen, während Fi-Gö ebenfalls heute Dienstag (20.45 Uhr) im Tägerhard in Wettingen gegen die Argovia Stars spielt.
Wenn der Verlierer sich (fast) mehr freut
Fi-Gö siegt – ist aber nicht zufrieden
Normalerweise sieht man bei den Siegern strahlende Gesichter, während sich die Verlierer eher grämen. Dies war nach dem Freiämter Hockeyderby für einmal nicht ganz so. Die Fans freuten sich zwar über den Sieg der «Indianer» aus Fi-Gö, doch sie diskutierten auf der gut gefüllten Tribüne über die Leistung ihres Teams, mit der sie nicht zufrieden waren.
Ganz anders hingegen Wohlen-Trainer Patrick Siegwart: «Uns fehlte etwas die Kraft, die Entschlossenheit», analysierte er zuerst und ergänzte dann: «Wir konnten sie unter Druck setzen. In diesem Derby wäre ein Punkt möglich gewesen. Aber ich bin stolz auf die Mannschaft», betonte er. Siegwart konnte nur gerade elf Feldspieler aufbieten, deshalb agierte seine Mannschaft auch eher defensiv. «Die Jungs haben das richtig gut gemacht. Wir zwangen Fi-Gö zu Fehlern. Das ist uns gelungen», freute er sich. «Leider haben wir daraus keinen Profit geschlagen.» Er hätte ja sich selber aufstellen können, agierte er doch lange als Spielertrainer. «Das habe ich mir überlegt», gibt der 51-Jährige zu und meint schmunzelnd: «Es hat mich auch gereizt. Aber ich lasse jetzt die anderen ‹seckle›.»
Fi-Gö-Trainer Michel Simmen hingegen wirkte fast etwas zerknirscht. «Wohlen war sackstark. Aber ich bin nicht zufrieden mit meinem Team. Wenn es nach zehn Minuten noch 0:0 steht, werden einige schon nervös», analysierte er. «Wir haben keine Pässe gespielt, waren viel zu kompliziert.» Im Gegensatz zu Wohlen konnte er gleich 16 Feldspieler in den Kader berufen, was der Spielertrainer jedoch nicht unbedingt als Vorteil erachtet: «Zu viele ist auch nicht gut. Sonst kann man immer spielen und dafür weniger studieren», ist er mit seiner grossen Erfahrung überzeugt. Besonders der Start ins zweite Drittel gefiel ihm nicht: «Wir haben genau so begonnen, wie wir es in der Kabine nicht abgesprochen haben», meinte er leicht kopfschüttelnd.
Während er bereits die nächste Partie von heute Dienstag vorbereiten kann, musste sich Wohlen-Trainer Siegwart umziehen. Er spielte an jenem Derby-Abend noch eine Seniorenpartie – mit dem Team von Fischbach-Göslikon notabene. --awa


