Klein sein hat auch Vorteile
10.03.2023 Dottikon, Region UnterfreiamtFür die Musikschule Dottikon ist eine Fusion mit einer anderen Schule derzeit kein Thema
Gleich in mehreren Regionen des Kantons schliessen sich derzeit kleinere Musikschulen zusammen. Auch der Verband der Aargauer Musikschulen propagiert Fusionen. In Dottikon ...
Für die Musikschule Dottikon ist eine Fusion mit einer anderen Schule derzeit kein Thema
Gleich in mehreren Regionen des Kantons schliessen sich derzeit kleinere Musikschulen zusammen. Auch der Verband der Aargauer Musikschulen propagiert Fusionen. In Dottikon hingegen ist man zufrieden, wie es ist. «Die lokale Verwurzelung hat auch Vorteile», ist Leiter Heinz Binder überzeugt.
Chregi Hansen
Musik ist seine Leidenschaft. Heinz Binder hat Trompete studiert, selbst musiziert, verschiedene Formationen dirigiert (unter anderem auch die Musikgesellschaft Dottikon), viele Schüler unterrichtet und leitet heute gleich zwei Musikschulen. Diejenige in Lenzburg und seit 2019 zusätzlich die etwas kleinere in Dottikon.
«Eigentlich sollte ich damals die Gemeinde nur unterstützen, einen Nachfolger für Kurt Meier zu finden, der die Schule zuvor über 12 Jahre geleitet hat. Weil kein geeigneter Kandidat gefunden wurde, fragte man mich an, ob ich die Aufgabe nicht selbst übernehmen will», erzählt er schmunzelnd. Er hat dann zugesagt und dafür die eigene Lehrtätigkeit eingestellt. «Ich gehöre zu den Musikschulleitern der ersten Stunde, habe 1999 meine erste Schule geleitet. Und die Funktionen in Lenzburg und Dottikon lassen sich gut kombinieren», sagt er. Dazu kommt die geografische Nähe – Binder wohnt im benachbarten Hägglingen.
Grosse Schulen haben durchaus Vorteile, aber nicht nur
30 Prozent beträgt sein Pensum als Musikschulleiter in Dottikon. Das sei passend für eine Schule dieser Grösse, erklärt er. «Man spürt, dass die Musikschule hier einen grossen Stellenwert besitzt. Leider ist das nicht überall der Fall», weiss er. Und das sei auch ein Grund für die vielen Fusionen, die derzeit über die Bühne gehen und auch vom Verband Aargauer Musikschulen propagiert werden. «Oft stehen an solchen Orten zu wenig Ressourcen zur Verfügung. Dann müssen die Instrumentallehrer zusätzliche Aufgaben übernehmen, die Belastung steigt.»
Heinz Binder anerkennt durchaus, dass grössere Schulen gewisse Vorteile haben. Die Lehrpersonen haben grössere Pensen und identifizieren sich dadurch mehr mit der Schule. Die interne Weiterbildung ist normalerweise an regionalen Musikschulen grösser und wirtschaftlicher. Auch das Angebot an Instrumenten, Ensembles und Orchestern ist meist grösser. Wobei das für Dottikon nicht unbedingt zutrifft. «Wenn Schüler und Schülerinnen ein Instrument lernen wollen, das wir nicht anbieten, suchen wir nach Möglichkeiten in Nachbargemeinden. Umgekehrt bieten wir hier Waldhorn an, das nutzen auch Kinder aus anderen Orten», erklärt er. Und mit den «Hoppers» verfügt man gleich über vier Ensembles, die auf verschiedenen Niveaus musizieren. «Falls das Interesse gross genug ist, bieten wir auch das Mitmachen in einem Orchester oder einer Band an. Aber das ist natürlich an kleineren Schulen etwas schwieriger», so Binder.
In Dottikon hat die Musikschule Gewicht
Überhaupt: Für ihn hat eine eher kleinere Musikschule wie Dottikon viele Vorteile. Die Wege sind kürzer, die Kontakte und Absprachen funktionieren besser, die Teambildung ist vereinfacht, die Musikschule hat vor Ort ein Gesicht. «Veranstaltungen wie etwa die mCheck-Feier oder die Instrumentenvorstellung finden vor Ort statt und sind so besser verankert», macht der Schulleiter deutlich. Er liefert dazu gleich ein aktuelles Beispiel. Kürzlich fand in Lenzburg die Instrumentenvorstellung statt. «Als Othmarsingen noch eine eigene Schule hatte, kamen immer viele Eltern vorbei. Jetzt, wo der Anlass in Lenzburg über die Bühne geht, sieht man kaum noch Personen aus Othmarsingen», berichtet er. In Dottikon war das Interesse hingegen am letzten Samstag gross. Wobei auch Hägglingen und Hendschiken der Musikschule angeschlossen sind – so wie bei der normalen Schule.
Die gute Stellung, welche die Musikschule innerhalb von Dottikon hat, kommt nicht von ungefähr. Für Heinz Binder ist es wichtig, dass sich die Schule auch im Dorf präsentiert. «Wir versuchen, an möglichst viel Anlässen mit unseren Schülern präsent zu sein, umrahmen viele Veranstaltungen mit kleinen Beiträgen. Damit erhält die Musikschule ein Gesicht im Dorf», erklärt er. Es sei eben ein Geben und Nehmen. «Die Gemeinde hat die Musikschule immer gut unterstützt, zahlt im Vergleich zu anderen Gemeinden gute Löhne, lässt sich den Alleingang etwas kosten. Umgekehrt leisten wir einen grossen Beitrag zur Kultur im Dorf», sagt er.
Zahl der Anmeldungen ist konstant hoch
Heinz Binder ist nicht gegen die Fusion von Musikschulen. Und er schliesst nicht aus, dass es auch in Dottikon irgendwann dazu kommt. Derzeit sei dies kein Thema. «Für mich ist die Zahl der Anmeldungen ein wichtiger Gradmesser für die Qualität der Schule. Diese sind seit Jahren auf einem hohen Niveau», erklärt er stolz. Auch die Besetzung von frei werdenden Stellen sei kein grosses Problem. Und egal, ob gross oder klein, wichtig ist für ihn vor allem, dass der Instrumentalunterricht aus der Freizeitecke herausgelöst wird und als wesentlicher Teil der Bildung verstanden wird. Er hofft darum, dass auch der Kanton die entsprechenden Signale aussendet und in Zukunft auch den Unterricht in der Unter- und Mittelstufe unterstützt. Das würde, ist er überzeugt, auch dazu führen, dass sich die Kosten für die Eltern angleichen. Derzeit sind diese von Ort zu Ort verschieden – je nachdem, wie sehr eine Gemeinde die Musikschule unterstützt.
In Dottikon läuft momentan wieder die Anmeldefrist für den Unterricht ab dem Sommer. Der Leiter der Schule ist überzeugt, dass die Zahlen wieder ähnlich hoch ausfallen wie in diesem Jahr. 207Schüler und Schülerinnen sind es aktuell. «Dass wir Jahr für Jahr so viele Kinder unterrichten dürfen, zeugt vom Vertrauen, welches uns entgegengebracht wird», freut sich Heinz Binder. Und darum gebe es momentan keinerlei Grund, sich mit anderen zusammenzutun. Dem aktuellen Trend im Kanton zum Trotz.