Kontroverse Diskussion um Turnhalle

  30.11.2021 Kelleramt

Die Gemeindeversammlung für Oberlunkhofen fand coronabedingt in der Dreifachturnhalle Isenlauf in Bremgarten statt.

Oberlunkhofen will eine neue Turnhalle bauen. Die Schule selber bräuchte sie nicht. Hingegen steht im Schulhaus ein Heizungsproblem an. Mit einem Neubau könnten die Bereiche Sport und Kultur getrennt und Räume für die öffentliche Hand geschaffen werden.

Hans Rechsteiner

Diese Gemeindeversammlung stand unter besonderen Vorzeichen. Um die Abstandsregeln einhalten zu können, kam der Gemeinderat auf die unkonventionelle Idee, in die Dreifachturnhalle nach Bremgarten zu zügeln und organisierte dafür einen Cartransport. Das hatte einen besonderen Reiz, ging es doch beim Haupttraktandum um den Neubau einer Einfach- oder Doppelturnhalle auf der Landreserve «Breite» beziehungsweise um den Weg dazu. Aber zuerst um einen Planungskredit in der Höhe von 280 000 Franken.

Turnhalle beschäftigt

Die Federführung zum Grundsatzentscheid «Planungskredit neue Turnhalle» gehörte ganz der Gemeinderätin Barbara Weber, Ressort Finanzen. Alle möglichen Parameter zum Thema sind einbezogen worden: 2012 eine Sportanlagestatistik Schweiz, die Bedarfsanalyse von 2015/16, die damalige Umfrage unter den 30 Dorfvereinen zum Raumbedarf, die Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2020 – die Einwohnerzahl hat sich im Kelleramt verdoppelt auf heute 9229 Einwohner. Aktualisiert per 2021 wurden die Belegungspläne aller Turnhallen im Kelleramt (alle ausgebucht).

Schliesslich gab es in Oberlunkhofen zum Thema drei Varianten: Die bestehende Turnhalle ausbauen für 6,4 Millionen Franken (vom Gemeinderat schnell verworfen), neue Einfachturnhalle für 5,76 Millionen Franken, neue Doppelturnhalle für 8,36 Millionen Franken. Quadratmeter-Preisvergleiche unter den bestehenden Gebäuden im Kelleramt und der Kleinhalle in Islisberg zeigen auf, dass das Oberlunkhofer Vorhaben gut im Preis liegt. Ausgerechnet wurden die Investitionen, die Abschreibungen über 35 Jahre, Betriebskosten, Verschuldung, Einfluss auf den Steuerfuss.

Festgestellt wurde, dass die Investition für die Gemeindekasse tragbar sei. Ausserdem werden die Auswirkungen im Finanzplan bis 2031 aufgezeigt. Dem Gemeinderat wurde aus der Versammlung zugestanden, dass er eine aussagekräftige und transparente Beurteilung vorlege.

Projektwettbewerb oder Studienauftrag?

Die Diskussion wurde heftig geführt. Es ging um alte Planungsleichen und böse Erfahrungen aus früheren Bauvorhaben, was natürlich die damals beteiligten Gemeinderäte aufs Tapet brachten. Es ging um Luxusbauten oder vernünftige nachhaltige Investitionen. Es ging auch um alternative Finanzierungsmöglichkeiten – tatsächlich hat man die anderen Kellerämter Gemeinden zur finanziellen Beteiligung eingeladen, alle ausser eine haben positive Gespräche zugesagt. Aufgestauter Frust wurde spürbar. Oberlunkhofen habe in vielen Jahren immer wieder viel Geld ausgegeben für unrealistische Planungen mit allerlei Fachleuten, aber nichts Konkretes fertiggebracht, hiess es, jetzt wolle man endlich ein greifbares Resultat, einen adäquaten Gegenwert sehen.

Kritisiert wurde auch die Zielrichtung. Man spreche ja eigentlich nicht von einer Sporthalle, sondern müsse von einem Mehrzweckgebäude ausgehen – wegen anderweitigen Nutzungen: IT-Raum für die Gemeindeverwaltung, Jugendarbeit Kelleramt, Lagerräume, Vereinsmehrzweckraum, Unterkellerung, Garderoben etc. Und lange stritt man sich ums Verfahren, ob ein von Bauherren besser kontrollierbarer, etwas teuerer Projektwettbewerb durchzuführen sei oder ein Studienauftrag mit Unwägbarkeiten. Barbara Weber hielt sich tapfer und erklärte, dass der Gemeinderat nicht bereit sei, den vorgeschlagenen Planungskredit zu kürzen oder zu halbieren. «Die Versammlung kann ihn ablehnen oder zurückstellen, aber wir würden nochmals Zeit verlieren», sagte sie.

Man wählte den vom Gemeinderat vorgeschlagenen Verfahrensweg. Mit dem bewilligten Planungskredit wird man ein Gesamtpaket entwickeln und die Frage einer Einzelturnhalle oder einer Mehrzweckanlage später dem Souverän vorlegen können. Und man definierte einen Zeithorizont.

Spitex und Jahresbudget

In Traktandum 3 wurde der Gemeinderat ermächtigt, der neu gebildeten Spitexorganisation Mutschellen-Reusstal (Bremgarten, Kelleramt, Mutschellen und Niederwil) zur Sicherstellung des Betriebs ein Startdarlehen zu gewähren von 13 Franken pro Einwohner, macht 27 053 Franken.

Das Oberlunkhofer Budget 2022 geht von einem unveränderten Steuerfuss von 74 Prozent aus, sieht einen Ertrag von 7 577 500 Franken und einen Aufwand von 7 722 800 Franken vor, Überschuss: 145 300 Franken.

Es werde eine Selbstfinanzierung von 195 300 Franken errechnet und ein Selbstfinanzierungsfehlbetrag von 184 700 Franken. Die vorgesehenen Investitionen belaufen sich für die nächsten fünf Jahre auf zehn Millionen Franken.

Die ganze Schulpflege wurde verabschiedet

Bekanntlich hat das Aargauer Volk die Schulpflegen abgeschafft, also wurden freundlich verabschiedet: Trix Wolter, Dominik Kölliker, Frank Minder, Corinne Rütimann und Beat Zeller.

Zudem wurden die Dienste anderer Aktiven verdankt: Hans Peter Würsch (Präsident Finanzkommission), Luzia Gumann (Fiko-Mitglied), Fritz Vogt (Stimmenzähler), Monika Broemme (Abgeordnete Wasserversorgung), Hans Peter Hagenbuch (Kommunale Erhebungsstelle Landwirtschaft, früher Ackerbaustellenleiter).


Die Beschlüsse

An der Oberlunkhofer Gemeindeversammlung in der Turnhalle Isenlauf Bremgarten nahmen 102 der 1477 Stimmberechtigten teil. Genehmigt wurde das Versammlungsprotokoll vom 18. Juni.

Drei Personen wurde das Gemeindebürgerrecht zugesichert. Die Gewährung eines Darlehens an die Spitex Mutschellen-Reusstal erfolgte einstimmig. Der Planungskredit von 280 000 Franken für den Neubau einer Turnhalle erzielte 78 Ja und 13 Nein.

Genehmigung Budget 2022 mit unverändertem Steuerfuss 74 Prozent mit 100 Ja und zwei Nein. --hr


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