Kopf aus Schlinge gezogen
04.02.2025 Sport, HandballHandball, 1. Liga: TV Muri – TV Dagmersellen 27:26 (11:11)
50 Minuten lang plätscherte die Partie zwischen dem TV Muri und Dagmersellen vor sich hin. Dann zogen die Gäste vermeintlich vorentscheidend davon. Was dann in den Schlussminuten passierte, ...
Handball, 1. Liga: TV Muri – TV Dagmersellen 27:26 (11:11)
50 Minuten lang plätscherte die Partie zwischen dem TV Muri und Dagmersellen vor sich hin. Dann zogen die Gäste vermeintlich vorentscheidend davon. Was dann in den Schlussminuten passierte, entbehrt jeder Logik. Im Mittelpunkt standen in dieser Phase die Schiedsrichter und ein 17-Jähriger, der zuvor kaum Einsatzminuten im Fanionteam hatte.
Als das Dagmerseller Urgestein Urs Oggier in der 54. Minute zum 21:25 trifft, scheint die Siegesserie des TV Muri gerissen. Umso mehr, als den Einheimischen Sekunden später ein weiterer Fehlwurf unterläuft und die Luzerner wieder in Ballbesitz kommen. Auf Murianer Seite kann man in diesem Moment, nach sechs Spielen ohne Niederlage in Folge, damit leben. Spätestens mit den zwei Punkten vor Wochenfrist in Willisau hatte man sich den Ligaerhalt gesichert. Dagmersellen hingegen benötigt dringend Punkte.
Dreifache Überzahl leitet dramatische Wende ein
Auslöser dafür, dass das Spiel in den verbleibenden fünf Minuten wider Erwarten doch noch eine dramatische Wende zugunsten der Mannschaft des Trainerduos Thomas Stenz / Gerhard Heusi nimmt, ist ein unabsichtlicher Schlag ins Gesicht eines Luzerner Angreifers. Als diese Aktion ohne Zeitstrafe geahndet wird, verlieren gleich mehrere Gäste die Nerven. Rund eineinhalb Minuten später spielt Muri in dreifacher Überzahl. Nach dem 22:25 in der 55. Minute durch Levi Wey gibt es für die jungen Murianer kein Halten mehr.
Jetzt kommt der Auftritt des 17-jährigen Laurin Kreyenbühl. Bisher kam er nur zu Kurzeinsätzen im Fanionteam. Gegenstoss um Gegenstoss verwertet er. Zum Teil mit spektakulären Würfen. Gut zwei Minuten vor Spielende bringt er sein Team in Führung. Doch der Torhunger des Flügelspielers ist noch nicht gestillt. Nach dem Ausgleich der Gäste zum 26:26 erzielt er rund eine Minute vor dem Schlusspfiff den Siegtreffer.
In den letzten Sekunden kochen die Emotionen noch einmal hoch. Wieder stehen die Gäste und die beiden Schiedsrichter im Mittelpunkt. Die Murianer behalten einen kühlen Kopf und bringen den Vorsprung souverän über die Zeit. «Die dreifache Überzahl hat uns zurück ins Spiel gebracht. Entscheidend war danach, dass wir uns von der Hektik nicht anstecken liessen», sagt Muri-Trainer Thomas Stenz.
Wenige Lösungen in Murianer Angriff
Es war nicht nur der Spielstand, der die Hoffnungen der Einheimischen nach dem Vier-Tore-Rückstand in der 54. Minute schwinden liess. Auch die Art und Weise, wie Muri gegen den Tabellenletzten über weite Strecken agierte, deutete auf einen Punktverlust hin. Spätestens nach 45 Minuten schien die junge Mannschaft den zahlreichen Absenzen mehrerer erfahrener Spieler Tribut zu zollen.
Zeitweise waren nur Akteure im Alter zwischen 17 und 21 Jahren auf dem Feld. Vor allem im Angriff fehlte es an Ideen. «Wir fanden heute nicht wie in den vergangenen Wochen ins Spiel. Uns fehlten die spielerischen Lösungen. Ich habe der Mannschaft daraufhin gesagt, dass wir keinen Schönheitspreis gewinnen wollen», sagt Stenz.
Tempoverschärfung als Erfolgsrezept
Dagmersellen liess kaum noch ungestörte Abschlüsse zu. Wenn Muri zum Torerfolg kam, dann meist durch Einzelaktionen. Das Momentum war nun definitiv beim Tabellenletzten. Dass das Spiel noch einmal kippte, war auch einer Massnahme des Trainerteams zu verdanken. «Uns war klar, dass wir etwas ändern müssen. Wir haben die Anweisung gegeben, mit mehr Tempo zu spielen», sagt Gerhard Heusi. Die vielen Gegenstosstore in der Schlussphase sind der Beweis dafür, dass diese Massnahme Wirkung gezeigt hat.
Die routinierten Luzerner müssen sich aber auch an die eigene Nase fassen. Wer in einem für ihn so wichtigen Spiel innert weniger Minuten das Heft derart aus der Hand gibt, darf sich nicht wundern, wenn er am Ende als Verlierer vom Platz geht. --tvm