Kunstflug in der Turnhalle
14.03.2025 MuriDie Modellfluggruppe St. Burkhard hat ihren Winterbetrieb im Badweiher reaktiviert
Am Sonntagmorgen wird in der Turnhalle Badweiher nicht geturnt, sondern pilotiert. Die Reaktivierung des winterlichen Indoorfliegens kommt gut an bei der Murianer ...
Die Modellfluggruppe St. Burkhard hat ihren Winterbetrieb im Badweiher reaktiviert
Am Sonntagmorgen wird in der Turnhalle Badweiher nicht geturnt, sondern pilotiert. Die Reaktivierung des winterlichen Indoorfliegens kommt gut an bei der Murianer Modellfluggruppe.
Thomas Stöckli
Eigentlich fliegen immer höchstens drei aufs Mal, in festgelegten Korridoren. Für den Besuch dieser Zeitung machen die Piloten der Modellfluggruppe (MFG) St. Burkhard eine Ausnahme. Gleich sieben der Leichtflieger drehen in der Badweiherturnhalle ihre Runden im Gegenuhrzeigersinn. Statt waghalsiger Manöver ist jetzt Spurhalten angesagt, sowohl in der Horizontalen, als auch in der Vertikalen. Trotz aller Vorsicht lassen sich Zwischenfälle in diesem dichten Feld kaum vermeiden. Doch die laufen in der Regel glimpflich ab, sind die Flieger doch flexibel gebaut und im Crash-Fall deutlich weniger Kräften ausgesetzt als die viel schwereren und schnelleren Outdoor-Modelle.
Spektakuläre Flugmanöver
Der Verein MFG St. Burkhard hat sich vor bald 28 Jahren aus einer Gemeinschaft von modellflugbegeisterten Piloten aus dem oberen Freiamt und den angrenzenden Regionen gebildet. Sie frönen ihrem Hobby im Sommerhalbjahr draussen auf ihrem Modellflugplatz Isenbergschwil, oberhalb von Benzenschwil. Die Wintermonate wurden jeweils in der Halle überbrückt – zumindest bis Corona kam.
In diesem Winter haben Urs Stöckli und Alain Schad, amtierender Schweizer Meister im Elektrosegelflug, die Tradition nun wieder reaktiviert. Mit Erfolg: Zehn bis 14 Piloten sind es fast immer, die am Sonntagmorgen in die Badweiherhalle finden. Mit seinen zwölf Akkus komme er jeweils schon auf eine Stunde reine Flugzeit, sagt Stöckli. «Manchmal sind wir auch mehr am Plaudern und Fachsimpeln als am Fliegen», fügt Schad an und lächelt.
Dabei ist der 19-Jährige Mühlauer an diesem Sonntagmorgen einer der fleissigsten Flieger. Gekonnt führt er einen Rollenkreis vor, eines der anspruchsvollsten Elemente im Modellkunstflug. Dabei geht es darum, einen Kreis zu fliegen und das Flugzeug gleichzeitig stetig um die eigene Längsachse rotieren zu lassen. Schad beherrscht dieses Kunststück in beide Richtungen. Dann reiht er Loopings vorwärts und rückwärts aneinander, zeigt Rückenflug-Elemente und beendet die Show, indem er den Flieger in der Vertikalen knapp über dem Hallenboden schweben lässt und ihm mit der Hand aus der Luft greift.
Vorgewärmte Akkus
Im Kunstflug kennt man ähnlich wie im Eiskunstlauf Pflicht-Wettbewerbe, in denen alle dasselbe Programm fliegen und es um die sauberste Ausführung geht, und Küren, wo zu passender Musik ein eigenes Programm zusammengestellt wird.
Die grosse Herausforderung in der Halle ist es, mit dem beschränkten Platz auszukommen. «Um ein anspruchsvolles Programm zu fliegen, ist unsere Halle zu klein», sagt Alain Schad. Entsprechend wird in Muri frei geflogen.
Die Standard-Akkus reichen für drei bis vier Minuten. Um eine bestmögliche Performance zu erlauben, werden sie im selbst gebauten Heizkoffer auf die Idealtemperatur von gut 42 Grad gebracht. Gerade im Winter lassen sich so bis zu 50 Prozent mehr Leistung herausholen und erst noch die Lebensdauer erhöhen.
Die Flugzeuge sind aus einem speziellen Styropor gefertigt, der sich kleben lässt, und mit Kohlestäben verstärkt wird. Im Gegensatz zu Freiluft-Modellen verfügen sie über kein Profil. Für den Auftrieb sorgt demnach allein die Motorleistung, über den Propeller.
Entsprechend ist wie bei einem Drachen der Anstellwinkel entscheidend. Will heissen: Während man draussen den Flieger auch mal segeln lassen kann, muss man drinnen ständig Gas geben. Dafür sind die Modelle einfach und kostengünstig, die Flugeigenschaften sehr ähnlich.
Wertvolle Ergänzung zum Outdoor-Modellflug
Mit Sohn Alain an der Fluglehrer-Zweitfernsteuerung wagt auch René Schad einen Versuch. Und er beweist, dass auch bei ihm die Automatismen schon fortgeschritten sind. Nur einmal droht die Wand zu nahe zu kommen, sodass der Sohn eingreift, um einen Crash zu verhindern. «Wenn man drinnen überlegen muss, ist es zu spät, dann «chlöpft» es, weiss René Schad. Das Training in der Halle sei auch für die Outdoor-Piloten wertvoll: «Hier lernt man, mehr mit den Seitenrudern zu arbeiten», sagt er. «Und es trainiert die kognitiven Fähigkeiten», ergänzt Urs Stöckli.
Das sonntägliche Hallentraining läuft voraussichtlich noch bis Ende März weiter. «Solange wir nicht raus können», so Stöckli. Interessierte dürfen gerne vorbeischauen. Die Stimmung sei immer gut, versichert Alain Schad: «Wir sind wie ein Turnverein, nur kommen wir nicht ins Schwitzen.» Und dann ergänzt er lachend: «Ausser wenn wir mal wieder einen Flieger von der Kletterwand herunterholen müssen.»