Kurze Wege für die Verwaltung
04.11.2025 MuriStatik und Licht fordern heraus
Die Abteilungen der Gemeindeverwaltung sollen im Kloster zusammengeführt werden
Die «Gmeind» entscheidet am 20. November über einen Projektierungskredit. Interessierte machten sich vor Ort ein ...
Statik und Licht fordern heraus
Die Abteilungen der Gemeindeverwaltung sollen im Kloster zusammengeführt werden
Die «Gmeind» entscheidet am 20. November über einen Projektierungskredit. Interessierte machten sich vor Ort ein Bild.
Thomas Stöckli
Das historische Klosterareal beleben und durch kurze Wege zwischen den Abteilungen die Effizienz der Gemeindeverwaltung steigern – das erhofft sich der Gemeinderat Muri von einer Zentralisierung der Gemeindeverwaltung auf dem Klosterareal. Die Kirchgemeinde hat bereits ihre Bereitschaft bekundet, ihre Räume des ehemaligen Hospizes langfristig zu vermieten. Darüber hinaus soll der Dachstock ausgebaut werden. Um die Machbarkeit definitiv feststellen und weiter planen zu können, fällt nun einiges an Arbeit an.
Der Einwohnergemeindeversammlung wird deshalb ein Projektierungskredit über 350 000 Franken vorgelegt.
Neue Perspektiven
Um den Stimmberechtigten ein Bild zu vermitteln, hat der Gemeinderat zum Besichtigungsrundgang eingeladen. Diese Gelegenheit wurde denn auch rege genutzt. Dabei entdeckten selbst alteingesessene Murianer noch neue Ansichten, etwa den direkten Zugang vom früheren Hospiz zur Kirche, den provisorisch anmutenden Aufgang zum Vierungsturm, dem sogenannten «Güggelturm». Oder den vor rund 70 Jahren aufgehängten Dachstock, den es statisch neu zu planen und mit Tageslicht zu erfüllen gilt.
Der Gemeinderat Muri orientierte über die geplante Zentralisierung im Kloster – ein Thema an der «Gmeind»
An der Einwohnergemeindeversammlung vom 20. November stimmen die Murianerinnen und Murianer über einen Projektierungskredit von 350 000 Franken ab. Am Infoanlass konnten sich Interessierte durch die betroffenen Räume führen lassen.
Thomas Stöckli
Eigentlich schienen die Überlegungen für eine Zentralisierung der Gemeindeverwaltung Muri mit der Bahnhofsplanung liiert. «Jetzt haben wir eine bessere Braut gesehen», führte Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger ins Thema ein. Die Kirchgemeindeversammlung hat einer langfristigen Vermietung ihrer Raumreserven im Kloster bereits im April zugestimmt und somit den Weg frei gemacht für eine gemeinsame Planung. Ein Miteinander, von dem beide Seiten profitieren: Die Gemeinde könnte ihren Raumbedarf dauerhaft lösen, die Kirchgemeinde eine verlässliche Mieterin zu marktüblichen Konditionen erhalten, die den Unterhalt langfristig sichert. Budmiger appelliert ans gegenseitige Vertrauen: «Wir wollen beide Muri positiv weiterentwickeln», nennt er das Verbindende.
Ausreichend Raum im Kloster
Es ist nicht der erste Anlauf, die Gemeindeverwaltung zusammenzuführen. Einem Neubau für knapp sieben Millionen Franken hat das Volk 2017 eine Abfuhr erteilt. Aktuell sind die Abteilungen deshalb aufgeteilt auf den Kloster-Ostflügel und das Fremo-Areal. «Das ist keine ideale Lösung», so Hans-Peter Budmiger. Diese Verteilung auf verschiedene Standorte erschwere einerseits die Zusammenarbeit und sei andererseits auch für die Bevölkerung unpraktisch.
Eine Machbarkeitsstudie zeigt: Das Klosterareal bietet ausreichend Raum für alle Verwaltungsabteilungen, wobei der Planungshorizont für den Raumbedarf über zehn Jahre hinaus reicht. Auf dem Fremo-Areal soll einzig die Abteilung Sicherheit bleiben, dies wegen des Parkplatzbedarfs und der Ausrückgeschwindigkeit der Repol.
Spannender Rundgang
Das Interesse an der Infoveranstaltung war grösser als erwartet. Entsprechend wurden im Refektorium des Klosters Muri zusätzliche Stühle aufgestellt. Wobei die Besucherinnen und Besucher nicht lange sitzen blieben. Viel spannender war schliesslich der Rundgang, der durch die zwei Geschosse des ehemaligen Hospizes – insgesamt 270 m2 – und bis hinauf ins Dachgeschoss führte, welches bereits mehrheitlich im Besitz der Gemeinde ist.
Die Gemeinde plant diesen Raum auszubauen und die insgesamt 380 m2, die der Kirchgemeinde gehören, für mindestens 35 Jahre zu mieten. Das sei effizienter und attraktiver als eine Neubaulösung am Bahnhof – und doch auch zentral gelegen, zählt der Gemeindepräsident die Vorzüge auf. Als weitere Pluspunkte nennt er die Nutzung bestehender Bausubstanz, den Erhalt und die Belebung des Klosters sowie die Reserve für weiteres Wachstum.
Statik und Tageslicht
Im Hospiz soll die Struktur mit der Raumaufteilung erhalten bleiben. Anspruchsvoller präsentiert sich die Lage im Dachstuhl. Hier gilt es, die Statik zu gewährleisten und den Bedarf an Tageslicht für Arbeitsplätze zu decken. «Die Herausforderung ist gross», sagt Teo Rigas, Leiter Bau und Planung. «Aber ich kann mir fast nicht vorstellen, dass es scheitern könnte», schiebt er optimistisch nach. Grundsätzlich sei es möglich, Tageslicht ins Dachgeschoss zu bekommen, sagt auch der Gemeindepräsident: «Wir sind da in Kontakt mit der Denkmalpflege.» Was die Statik anbelangt, gilt es, die schätzungsweise in den 1950er-Jahren ergänzte Aufhängung des Dachstuhls rückgängig zu machen und mit Verstärkung von unten wieder eine stehende Konstruktion zu erhalten.
Die technische Machbarkeit scheint also gegeben zu sein. «Jetzt müssen wir beweisen, dass es wirklich geht», sagt Budmiger. Und das kostet: 350 000 Franken umfasst der Planungskredit, über den die Gemeindeversammlung am 20. November abstimmen wird.
Pragmatisch weiterentwickelt
Erklärtes Ziel des Rundgangs war es, den Interessierten ein Gespür für die Räume zu vermitteln. Der Anlass sorgt bei den Interessierten denn auch in verschiedener Hinsicht für Erstaunen. Einerseits verblüfft der direkte Zugang vom Hospiz in die Klosterkirche, was es in der künftigen Raumaufteilung zu berücksichtigen gilt, andererseits die schiere Grösse des Dachgeschosses. Und all das Material, das sich hier über die letzten Jahrzehnte angesammelt hat.
Hier und dort ist sichtbar, wie der Bau immer wieder pragmatisch weiterentwickelt und in der Nutzung angepasst wurde. «Es spricht doch nichts dagegen, dass man das weiter macht», findet Hans Peter Frey, Präsident der Kirchenpflege. Und Gemeinderat Beat Küng schlägt in dieselbe Kerbe: «Wenn es vor 1000 Jahren die Denkmalpflege schon gegeben hätte, hätten wir heute kein Kloster», hält er fest.
Baustart im April 2028?
Die Teilnehmenden am Rundgang zeigen sich beeindruckt vom Bau an sich und überzeugt vom Sinn, die Zusammenführung der Verwaltung an diesem Ort zu planen. Nicht tangiert wird durch die Pläne der Schulstandort im Kloster. Für die «Acta Murensia» und die «Freunde der Klosterkirche», welche die Hospiz-Räume aktuell zwischennutzen, müssten allerdings neue Lösungen her. «Wir werden geeignete Räume finden», versichert Hans-Peter Budmiger.
Sagt die «Gmeind» am 20. November Ja zum Projektierungskredit, könnte in einem Jahr das Bauprojekt folgen. Dann wäre ein Baustart bereits im April 2028 möglich. Der Gemeinderat ist überzeugt von seiner Vorlage und spricht von einer «nachhaltigen, kostengünstigen und zukunftsweisenden Lösung», einer Lösung, die der Verwaltung und der Bevölkerung gleichermassen zugutekomme.




