Älter werden, wo das Herz wohnt
16.09.2025 Region OberfreiamtDank dem Entlastungsdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes, Kanton Aargau
Die meisten Menschen wünschen sich, in ihrem gewohnten Umfeld alt zu werden. Doch mit zunehmendem Alter steigt auch der Bedarf an Hilfe – ein unterstützendes Umfeld spielt dabei ...
Dank dem Entlastungsdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes, Kanton Aargau
Die meisten Menschen wünschen sich, in ihrem gewohnten Umfeld alt zu werden. Doch mit zunehmendem Alter steigt auch der Bedarf an Hilfe – ein unterstützendes Umfeld spielt dabei eine entscheidende Rolle. Das gilt auch für Pia Villiger, eine Bäuerin aus Auw.
Auf dem Hof der Familie Villiger hat jedes Familienmitglied seine Aufgabe, um sicherzustellen, dass die Feldpflanzen im Frühling gedeihen. Auch die 76 Jahre alte Pia Villiger leistet ihren Beitrag: Sie sorgt dafür, dass mittags alle gestärkt werden. Doch inzwischen kann sie dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr allein bewältigen. Unterstützung erhält sie einmal pro Woche vom Entlastungsdienst zu Hause des Aargauer Roten Kreuzes. Daniela Imfeld, Rotkreuz-Betreuerin, hilft ihr dabei, das Mittagessen für die Familie zuzubereiten. Doch ihre Unterstützung geht darüber hinaus: «Ich helfe Frau Villiger im Alltag. Neben dem Kochen achte ich auch darauf, dass sie mental fit bleibt. Zum Beispiel löst sie leidenschaftlich gerne Rätsel und gewinnt dabei übrigens regelmässig gegen mich.»
Unverzichtbare Hilfe
Die gesamte Familie Villiger packt mit an, wenn es um die Betreuung ihrer Mutter geht. Damit sind sie nicht die Einzigen: Laut dem Bundesamt für Gesundheit kümmern sich im Kanton Aargau rund 51 000 Menschen um eine snahestehende Person. Doch eine 24-Stunden-Betreuung ist auch für eine ganze Familie nicht zu stemmen, erkannte die Tochter Evelyne Bütler-Villiger: «Meine Mutter benötigte zunehmend mehr Unterstützung im Alltag. Irgendwann wurde uns bewusst, dass wir es allein nicht mehr bewältigen können. In intensiven Gesprächen mit der ganzen Familie fanden wir eine Lösung, die für alle Beteiligten passt. Miteinander kommunizieren war schon immer das Wichtigste für unsere Familie und hilft uns auch jetzt.»
Es ist auch im Interesse des Kantons, frühzeitig in die Gesundheit von betreuenden und pflegenden Angehörigen zu investieren und Massnahmen zu etablieren, die ihre Ressourcen stärken. Denn deren unentgeltliche Arbeit entlastet das Gesundheitssystem und schont die Gesundheitskosten. «Es gibt viele Angebote im Kanton, aber ich musste mich erst durch den Dschungel an Informationen kämpfen. Das war emotional sehr belastend. Schon ein einziges Telefonat mit den Mitarbeitenden des Rotkreuz-Entlastungsdienstes hat geholfen. Sie haben Verständnis gezeigt und gemeinsam mit mir nach einer Lösung gesucht», berichtet Evelyne Bütler-Villiger.
Emotionales Wohlbefinden verbessern
Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2024 des Entlastungsdienstes Schweiz und der Paul Schiller Stiftung können bereits weniger als acht Stunden externe Unterstützung pro Woche das emotionale Wohlbefinden der Angehörigen spürbar verbessern. Dadurch wird es oft möglich, die Betreuungsaufgabe langfristig zu bewältigen. Das bestätigt auch Evelyne Bütler-Villiger: «Dieser eine Tag in der Woche, an dem die Rotkreuz-Betreuerin vorbeikommt, gibt uns so viel Ruhe und Sicherheit für den Alltag. Wir wissen, dass unsere Mutter dann in guten Händen ist.»
«Zu Hause zu bleiben, ist für mich sehr wichtig», betont Pia Villiger. «Ich habe noch immer meine Aufgabe in der Familie. Ich helfe mit beim Kochen und denke mir neue Gerichte aus. Auch das Nachfragen, wie es auf dem Feld gelaufen ist, gehört dazu.» Für Pia Villiger ist ihr Zuhause nicht nur ein vertrauter Ort, sondern auch eine zentrale Verbindung zu ihrem Leben und ihrer Familie. Es gibt ihr das Gefühl, gebraucht zu werden und weiterhin aktiv zum Alltag beizutragen. --pd
Entlastungsdienst zu Hause
Der Entlastungsdienst zu Hause vom Schweizerischen Roten Kreuz Kanton Aargau unterstützt betreuende Angehörige im Kanton Aargau. Ausgebildete Mitarbeitende übernehmen die Betreuungsaufgaben regelmässig oder an einzelnen Tagen, sodass Angehörige Zeit für sich, ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen erhalten. Das Aargauer Rote Kreuz berät Interessierte persönlich: www. srk-aargau.ch/entlastungsdienst oder Tel. 062 544 03 03.