Mehr Zeit für den Patienten
01.12.2023 MuriFür Künftiges gewappnet
Das Spital Muri sieht sich mit verschiedenen Entwicklungen konfrontiert. Immer effizienter werdende medizinische Eingriffe führen etwa dazu, dass die Abläufe für die Patienten während eines Aufenthalts überdacht ...
Für Künftiges gewappnet
Das Spital Muri sieht sich mit verschiedenen Entwicklungen konfrontiert. Immer effizienter werdende medizinische Eingriffe führen etwa dazu, dass die Abläufe für die Patienten während eines Aufenthalts überdacht werden mussten. Das ist nun unter der Leitung von Madlene Michel und der neu geschaffenen Abteilung «Klinischer Betrieb» geschehen. Nach einem Jahr Arbeit kann nun ein erstes Fazit gezogen werden. --cbl
Das Spital Muri nimmt mit dem neuen Prozessmanagement eine Vorreiterrolle im Kanton ein
Effizientere Abläufe zwischen den Abteilungen schaffen – dafür sorgt der neue Bereich «Klinischer Betrieb» im Spital Muri. Vor einem Jahr hat dieser seine Arbeit unter der Leitung von Madlene Michel aufgenommen.
Celeste Blanc
Patient X muss ins Spital, um sich operieren zu lassen. Er meldet sich an, wird für den Eingriff vorbereitet, auf die entsprechende Station gebracht. Nach der OP folgen die Unterbringung auf der Station, die Pflege, verschiedene Nachsorgeuntersuchungen, die Vorbereitungen für den Austritt werden vorgenommen sowie eine anfällige Anschlusslösung in einer anderen Einrichtung organisiert. Zahlreich sind somit die Stellen, die auf dem Weg eines Patienten von seinem Eintritt bis zu seinem Austritt involviert sind. Und ebenso zahlreich sind die Prozesse zwischen den Abteilungen, die damit einhergehen.
Um künftig ebendiese Prozesse schlank, kurz und effizient zu halten, wurde vor einem Jahr der Bereich «Klinischer Betrieb» gegründet. Leiterin Madlene Michel zieht eine positive Jahresbilanz: «Der Betrieb ist sehr gut angelaufen. Die Unterstützung und auch das Engagement der Belegschaft für die Änderungen waren gross.» Dadurch konnte auch die erste Phase fristgerecht abgeschlossen werden. Diese sah vor, im Jahr 2023 die Bettenbelegungs- und Operationsplanungen zu überarbeiten. Darauf basierend folgt mit der zweiten Phase die Realisierung: Ab nächstem Jahr steht für das Spital eine grosse Veränderung in der OP-Planung an.
Operationsplan und Betten besser auslasten
Bisher funktionierte die Planung der Operationskapazitäten – wie im Spital üblich – so, dass jeder Fachchirurg gewisse Tage zur Verfügung hatte, an denen er operieren konnte. «Neu gibt es ‹OP-Tickets›», erklärt Madlene Michel. Ein neuer Organisationsplan, der sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Vereinfacht gesagt wird der neue Plan aufgrund der Menge von Operationen und dem Wachstum eines Fachbereichs errechnet und die Terminslots für OPs errechnet. Dieses Vorgehen hat einen grossen Effekt: Durch diese Planung können mehr Kapazitäten geschaffen sowie die Belegung der insgesamt 101 Betten besser koordiniert werden. Davon profitieren im Ergebnis die Patientinnen und Patienten, aber auch die Mitarbeitenden. «Und diese beiden Gruppen sind unersetzbar für das Spital», erklärt Michel. Dabei kommt dieses Management nur bei den Operationen zur Anwendung, die frei wählbar sind. Notfälle funktionieren nach eigenen Richtlinien.
Neuheit im Kanton
Verschiedene Ziele, Ausrichtungen und Erneuerungen hat das Spital hinsichtlich des Prozessmanagements in diesem Jahr durchlaufen. Konkret geändert hat sich, dass die Arbeitsprozesse verschiedener Abteilungen sowie die Kommunikation zwischen ihnen vereint wurde. Funktionierten diese lange Zeit unabhängig nebeneinander und unterstanden verschiedenen Leitungen, sind vier Gesamtabteilungen von rund 180 Mitarbeitenden ab diesem Jahr der Leitung von Madlene Michel und ihrem Team unterstellt. Dazu zählen einerseits die Sprechstunden sowie der OP-Betrieb mit der Aufwachstation sowie die Anästhesie, der klinische Support, der zum Beispiel die Anmeldungen des Patienten sowie das Case-Management fasst und neu das «IKM», das integrale Kapazitätsmanagement. Das «IKM» koordiniert zwischen den verschiedenen Stationen die Auslastung der Betten, die Slots für die Operateure verschiedener Fachrichtungen und gewährleistet damit Planungssicherheit für den Spitalbetrieb, aber auch für die Patienten, denen ein Aufenthalt bevorsteht. «Das Spital Muri hat diesbezüglich eine Vorreiterrolle im Kanton inne und ist bisher das einzige Spital, das mit dem integrativen Kapazitätsmanagement arbeitet», erklärt Michel.
Zufriedenheit ist gegeben
Die neue Strategie des Spitals Muri verfolgt zwei grosse Ziele. Sie soll einerseits die Zufriedenheit der Patienten gewährleisten: kurze Wartezeiten, effiziente Behandlungen, guter Informationsfluss innerhalb der Abteilungen, aber auch zu den behandelnden Ärzten ausserhalb. Ein schon länger realisiertes Projekt diesbezüglich war die Eröffnung des «Interdisziplinären Zentrums»: Dieses ermöglicht Planungssicherheit bei Sprechstundenterminen und beugt langen Wartezeiten vor. Dass das Spital diesbezüglich auf einem guten Weg ist, zeigt eine Umfrage bei den Patientinnen und Patienten: Die Zufriedenheit liegt aktuell bei 96 Prozent. «Ein hohes Level, das wir unbedingt halten wollen.»
Spital passt sich Herausforderungen an
Zum anderen erlauben effiziente Prozesse auch, die Qualität des Arbeitsumfelds für die Mitarbeitenden zu erhöhen. Die Koordination freier Betten auf verschiedenen Stationen hilft, einerseits mehr Operationen durchzuführen, andererseits gibt es damit auch Planungssicherheit für die Stationen. Und Entlastung, weil die Auslastung auf die Abteilungen aufgeteilt wird. «Die Mitarbeitenden sind sehr wichtig. Und in Bezug auf den Fachkräftemangel muss das Spital einen Fokus setzen, damit uns unser Personal auch langfristig erhalten bleibt.»
Bereits seit 2017 setzt sich das Spital Muri mit seiner Ausrichtung und Entwicklung auseinander. Denn die Herausforderungen sind vielfältig, weiss Madlene Michel. «Einerseits ist das Spital um verschiedene Fachbereiche gewachsen. Wir haben aber nur eine Infrastruktur zur Verfügung. Um den Patienten alles bieten zu können, ist es unumgänglich, die Abläufe innerhalb des Spitals zu optimieren, um damit mehr Platz für Angebote zu schaffen.» Zu nennen ist etwa die Bariatrie, die sich mit chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten von Adipositas beschäftigt und in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Hinzu kommt, dass der Bereich der Medizin schnelllebiger wird. Dadurch, dass die Entwicklungen in der Medizin rasant fortschreiten und Operationen weniger invasiv durchgeführt werden können, sind auch die Heilungsprozesse kürzer. Hat man früher nach der Operation zwei Wochen im Spital verbracht, sind es heute vier, fünf Tage. Hinzu kommen die Bestimmungen von aussen, etwa die tarifarischen Herausforderungen, also die steigenden Kosten, auf die das Spital keinen Einfluss hat.
Und hier bietet das «IKM» eine Lösung und ermöglicht die effiziente Nutzung der Infrastruktur. «Wir können damit zumindest einen Beitrag dazu leisten, dass die Kosten nicht explodieren. Und idealerweise könnten diese Bemühungen auch kostensenkend sein.» Wie sich das entwickelt, zeigt sich dann ab nächstem Jahr.
Zur Person
Madlene Michel ist in Wohlen aufgewachsen. Ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau hat sie im Spital Muri abgeschlossen. Danach arbeitete sie im Notfall im Kantonsspital Aarau. Es folgte das Studium zum Case Management, mit dem Fokus auf dem medizinischen Bereich. Später übernahm sie die Projektleitung zur Implementierung von Case Management im Sozialdienst des Kantonsspitals Luzern. Anschliessend war sie als Bereichsleiterin des Sozialdienstes der Spitäler Luzern, Wolhusen und Sursee tätig. Seit Juni 2022 ist sie zurück im Spital Muri, wo sie zuerst in allen Bereichen Einblick nahm, bevor sie im Januar 2023 die Leitung des «Klinischen Betriebs» aufnahm und Mitglied der Spitalleitung wurde. Sie ist wohnhaft in Bettwil.