«Meine Mission ist erfüllt»

  26.08.2022 Region Unterfreiamt

Gemeinderätin Rosmarie Schneider zieht Bilanz – und erklärt ihren Rücktritt auf Ende Juni 2023

Diese Ankündigung kommt überraschend: Rosmarie Schneider verlässt den Gemeinderat im kommenden Juni. Früh gibt sie ihren Rücktritt bekannt, das ist fair. Sie wird zudem von Villmergen wegziehen. Grosse Veränderungen rund um Rosmarie Schneider. Sie hat Wesentliches geleistet – vor allem für die Sozialen Dienste und beim Aufbau des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes Villmergen.

Daniel Marti

Sie ist eine der treibenden Kräfte bei der Neuorientierung des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes Villmergen. Sie stand zusammen mit Gemeindeammann Ueli Lütolf an vorderster Stelle, als es um den Austritt der Gemeinde Villmergen aus dem KESD des Bezirks Bremgarten ging. Gemeinderätin Rosmarie Schneider hat den Gemeindeverband kritisiert und sie hat Villmergen auf einen eigenen Kurs gebracht. Kurz: Die Gemeinderätin hat gehandelt, einiges versprochen – und geliefert. Der Aufbau des eigenen Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes der Gemeinde Villmergen ist bestens auf Kurs. Nun kann sie loslassen.

«KESD Villmergen wird funktionieren»

«Ich konnte viel bewegen mit dem Projekt Aufbau des KESD und bei der Neuorganisation der Sozialen Dienste», bilanziert Schneider selbstbewusst. Alle ihre Aufgabenbereiche sind perfekt aufgegleist. Darum sei auch der Zeitpunkt für ihren Rücktritt richtig, erklärt sie. Am 30. Juni 2023 ist Schluss. Villmergens Politlandschaft kann sich so für die Ersatzwahl vorbereiten. Schneider hofft natürlich, dass ihre SVP im Gemeinderat vertreten bleibt. Sie könne mit gutem Gewissen sagen, fügt sie an, «dass ich meine Ziele erreichen konnte. Ich hinterlasse einem nachfolgenden Ratsmitglied keine Baustellen.»

Die grösste Baustelle in den letzten knapp zwei Jahren war, wie erwähnt, der Kindes- und Erwachsenenschutzdienst. Ab nächstem Jahr wird die Gemeinde Villmergen diesen Dienst selbstständig führen. Der Ablöseprozess vom KESD des Bezirks Bremgarten war eine Herkulesaufgabe. «Wir haben dank Projektleiter Kurt Jenni ein hervorragendes Konzept, und nun sind wir voll auf Kurs.» Trotz Fachkräftemangel konnten alle Stellen besetzt werden. «Mit guten Leuten», wie sie betont. Die ersten Mandate, ein knappes Dutzend, wurden bereits übertragen. Bis Ende Jahr werden es total 112 Mandate sein, 54 Mandate für Erwachsene und 58 Mandate für Kinder. Stand heute sollen 13 Mandate aus unterschiedlichen Gründen wie rechtliche, wichtige laufende Prozesse oder baldige Volljährigkeit oder Fallabschluss nicht übertragen werden. Rosmarie Schneider ist sehr zuversichtlich, dass der gesamte Übergangsprozess pünktlich gelingen und abgeschlossen sein wird.

Der KESD Villmergen ist also eine Erfolgsgeschichte. «Es wird alles funktionieren», verspricht die Gemeinderätin. Dazu gehört auch die Infrastruktur. Die Regionalpolizei Wohlen hat den Aussenposten in Villmergen aufgegeben, darum konnten Räumlichkeiten der Repol umgebaut und für den neuen Dienst genutzt werden. «Auch das macht Freude.» Der neue Kinder- und Erwachsenenschutzdienst Villmergen ist startklar. Und er ist Symbol für den persönlichen Erfolg von Rosmarie Schneider. «Dies alles wurde dank dem guten und umsetzbaren Konzept möglich», sagt sie. «Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen.»

Viel Lob für Repol und Feuerwehr

Dies gilt ebenfalls für den gesamten Sozialdienst, auch der bereitet der Gemeinderätin Freude. Seit der Anstellung 2017 von Leiter Marco Schlapbach verfügt der Sozialdienst über ein stabiles Team mit qualifiziertem Personal. Es herrscht ein Klima der Wertschätzung. Und die persönliche Weiterbildung in diesem Bereich habe sich gelohnt, so Schneider. Auch für die Gemeinde. Die Kosten konnten jährlich massiv gesenkt werden, bis zu einer Million Franken konnten jährlich eingespart werden. Dies durch konsequente Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben, sowohl im Einnahmen- wie auch im Ausgabenbereich. Auch den Sozialdienst müsse man eben stetig bewirtschaften.

Ob das Einbürgerungswesen oder der Bereich Sicherheit, Rosmarie Schneider hat überall ein gutes Gefühl. Die Ressortleiterin Soziales, Sicherheit und Einbürgerungswesen möchte vor allem für die Repol und die Feuerwehr eine Lanze brechen. «Die machen alle einen hervorragenden Job», sie rühmt Führung und Flexibilität. «Meine Hochachtung und Wertschätzung für unsere Regionalpolizei.» Kürzlich durfte sie ein Team auf der Patrouille begleiten und Einblick erhalten in die vielseitige Arbeit. «Jeder Einsatz erfordert volle Konzentration, da auch gefährliche Situationen auftreten können. Die Repol leistet ihren Dienst für unsere Sicherheit.» In ihre Komplimente reiht sie auch die «top aufgestellte Feuerwehr Rietenberg» ein. Die sei jederzeit einsatzbereit und leiste stets professionelle Hilfe.

Transparenz vorleben

Alles ist gut, alles ist rund um das Tätigkeitsgebiet von Rosmarie Schneider aufgegleist. Also ein guter Moment, um sich für die Zukunft neu zu positionieren. «Ich hatte immer den Anspruch, bei meinem Abgang der Nachfolge keine Baustellen zu übergeben», erklärt sie. Nun gibt es keine Baustellen. Darum reicht sie ihren Rücktritt auf Ende Juni 2023 ein. Mit Überzeugung, dass dies der ideale Zeitpunkt ist für diesen Schritt. «Villmergen ist eine gut aufgestellte Gemeinde. Wir haben seit Jahren einen stabilen Steuerfuss. Die Bevölkerung trägt politische Entscheide mit, da der Gemeinderat stets mit Rücksicht auf das Machbare und Notwendige und wo immer möglich vorausschauend handeln möchte.» Die unspektakulären Gemeindeversammlungen seien der beste Beweis dafür.

Transparenz sei in Villmergen keine leere Worthülse, «sie wird gelebt und durch die Bevölkerung wahrgenommen». Und die durch die Medien oft thematisierte Unzufriedenheit mit der Politik «kann ich in Villmergen so nicht spüren».

Gleichzeitig will sie aber nicht alles nur rosig sehen. Auch Villmergen stehe wie praktisch alle Gemeinden in den kommenden Jahren «vor anspruchsvollen Herausforderungen. Immer noch ist eine ungebremste Zuwanderung festzustellen, die unsere bestehenden Infrastrukturen an die Grenzen bringt. Hier muss der Gemeinderat reagieren können und tragfähige Lösungen vorschlagen.» Auch darum wünscht sich die SVP-Politikerin, dass die Volkspartei auch künftig im Gemeinderat vertreten sein wird. «Diese Meinung teilen übrigens alle meine Ratskollegen», betont sie.

Näher zur Familie

Rosmarie Schneider tritt also in zehn Monaten von der politischen Bühne ab. Sie geht noch einen Schritt weiter. Denn ihr Rücktritt aus dem politischen Amt in Villmergen ist verbunden mit der weiteren Lebensplanung. Sie will, wie sie erklärt, zusammen mit ihrem Partner Ueli Tschan, «näher zu unseren Familien» rücken. Und dieser Familienmittelpunkt liegt neu im Kanton Solothurn. Dort können die beiden ihr Grosseltern-Sein voll ausleben. Hin zu den Enkelkindern, das sei erfüllend, «dafür wollen wir uns Zeit nehmen.» Wie auch für das geliebte Tauchen. «Als Taucher hat man auf der ganzen Welt Freunde.» Auch das wollen die beiden wieder vermehrt geniessen.

Dieser Wegzug, dieser «richtige Schritt» fällt den beiden nicht leicht. «Aber so ergibt sich eine gute Trennung.» Hier in Villmergen sei ihre Mission erfüllt, sagt Rosmarie Schneider noch. Und in Villmergen werde, trotz Wegzug, immer ein Teil ihres Herzens bleiben, verspricht sie. Und Versprechen löst Rosmarie Schneider immer ein.


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